Kaisern« getragen. Hinter dem Leichenwagen wurde ein Kranz Marschall-Nil-Rosen getragen, der 'letzte Gruß des Kaisers und des Krön- Prinzen an die Gattin und Mutter. Den Fug der Leidtragenden hinter dem Sarg eröff- neten Prinz Eitel »Friedrich und neben ihm die Kronprinzessin. Dann folgten in der zweiten Reihe di« Prinzen Adalbert, Oskar und August Wilhelm, dann grup- Piierten sich die schon genannten Fürstlichkeiten der regierenden Häuser und die Prinzen aus diesen Häusern.
An der Spitze der nicht den regierenden Hau» fern angehörenden Trauergäste schritten General- feldmarschall Hindenburg, ihm zur Linken General Ludendorff und rechts Großadmiral v. T i r p i tz. Die Generale v. Gallwitz, von Heeringen, v. Kluck, v. Mackensen und viele andere Heerführer des letzten Krieges folgten in mehreren Reihen dahinter. Auch die Türken und Russen schritten in diesem Teile des Fuges.
Darauf kam wieder eine Abordnung der Geist- lichkeit, und ihr schloffen sich in langen Fügen die Hofbeamten und Beamten der Ministerien an. Es wurde streng darauf geachtet, daß nie- mand, der nicht geladen war, sich diesem Trauer» zug anschloß.
. 3ti langsamem Schritt ohne jede Trauermusik bewegte sich der Zug am Bahnhof vorbei und bog beim Postamt durch das große Gittertor in die große Avenue ein. Die Fahnen der vielen Vereine senkten sich zum letzten Gruß, alle entblößten die Häupter, und in stummem Schweigen wurde die Kaiserin auf ihrer letzten Fahrt von den vielen Tausenden begrüßt, die ihr zu Ehren nach Potsdam gekommen waren.
Am Neuen Palais.
Die Viktoria st raße, durch die der Trauerzug früh um klO Uhr kam, war von An- gehörigen der Reichswehr, der Berliner und Potsdamer Regimenter, die in Uniform und • Mützen als Zuschauer erschienen waren, besetzt. Hinter ihnen nahm das Publikum, das trotz der Überaus strengen Absperrung bis hierher durchgedrängt war, Aufstellung. Don 9 Uhr früh ab war das Betreten des Sanssouci-Parks für alle Personen, auch für die noch zahlreich erschienenen Gäste mit Eintrittskarten» verschlossen. Der breite Weg der großen Avenue war zu beiden Seiten von unzähligen Menschen umgeben. Die Absperrer mußten sich bei besonders großen Anstürmen gegenseitig die Hände reichen und auf diese Weise eine Kette bilden, um das Durchdringen der Menge zu verhindern. Im Park waren die Zuschauer bis in die Höchsten Spitzen der Bäume. geklettert.
Auf der Freitreppe des Neuen Palais harrte seit heute Nacht die frühere Hofbeamten- schast mit ihren Angehörigen, die alle in Trauer erschienen waren. Davor standen die vielen Ab- ? ordnungen vaterländischer und militärischer Vereine mit ihren Standarten, Schüler und Schäle- Pinnen verschiedeirer Lehranstalten/ die ebenfalls mit ihren Fahnen erschienen waren. Die Kinder militärischer Waisenhäuser» Abgesandte studentischer Korporationen mit ihren Fahnen und Korpsabzeichen.
Ankunft am Mausoleum.
Der Zugang zum Mausoleum war von Offizieren in Uniform besetzt.
Als der Trauerzug um 10 Uhr am Denkmal der Kaiserin in der Zugangssiraße zum Mausoleum vor dem Neuen Valais einbog, stürmte die Menge aus den Seitenstraßen die Absperrung, aber auch hier sorgten im letzten Augenblick Beamte und Offiziere der Schutzpolizei, daß die Neugierigen die Trauerfeierlich- kcit nicht störten.
Vor dem Mausoleum hatte sich die Ehrenwache der Kaiserin eingefunden. Sobald die Leiche im Tempel aufgebahrt war, betraten die Kronprinzessin, die Prinzen und die anderen Fürstlichkeiten das Innere des Rundbsues. Es folgten etwa 40 der nächsten Angehörigen und der im Zuge befindlichen Herführer.
f Dis Einftgnungsfereu.
Während der Feier im Mausoleum wehte über dem Sarge die gelbe Kaisevstandarte, die auf den kaiserlichen Pachten „Hohcnzolleru" und „Iduna" während der Reisen der Kaiserin stets gehißt worden war. Die vier Söhne der Der» stovbenen, die Prinzen Eitel Friedrich, Adalbert, August Wilhelm und Oskar von Preußen, standen um den Sarg herum, hinter ihnen hielten sich die ehemalige Oberhofmeisterin Gräfin Drock- dorff und mehrere andere Hofstaatsdomen mit der gestern aus Holland eingetroffenen Gräfin Keller auf.
Oberhofprediger Dryander und Hofpredi- ger Dr. Vogel nahmen die Einsegung vor. Die Feier wurde mit dem Choral „Ich weiß, daß mein Erlöser lebt" eröffnet. Man sang dazu im Sopran den Choral: „Christus, der ist mein Leben." Gleich darauf stimmte die Gemeinde den Choral: „Jesus, meine Zuversicht" an.
Ein kurzes Gebet und eine kleine Rede des Oberhofpredigers schloffen sich an. Nach einem Segen schloß der Domchor mit dem Choral: „Es ist ein Ruhetag vorhanden, da uns Gott wird lösen", die Feierlichkeit.
Die langsam sich nähernden Offiziere defilier- ten vor der offenen Tür des Mausoleums. Gleich darauf verließen die Teilnehmer an der Trauerfeierlichkeit den Tempel.
Di« gesamten Absperrungen
am Bahnhof Wildpark und am Park von Sanssouci sowie am neuen Schloß wurden von der Potsdamer Schutzpolizei unter Leitung des Polizeimajors Haase ausgeführt. Da die Mannschaften der Potsdamer Polizei nicht dazu ge-, ^icht hätten, hatte man aus Berlin mehrere
Sie EnischWMgsstage im Reichslags-Ienum.
Der auswärtigeAusfchußdes Reichstags wird voraussichtlich die Beratung, die für heute anberaumt war, aber gestern vertagt worden ist, überhaupt nicht mehr abhaltcn, sondern die Erörterung der neuen deutschen Vorschläge der Vollsitzung des Reichstagsüberlasscn, die sich in kürzester Frist damit beschäftigen wird.
Dem Reichstag liegt eine unabhängige Interpellation zu diesem Thema vor, die von der Regierung sehr bald beantwortet werden wird. Es ist beabsichtigt, die unabhängige Interpellation mit einer von den drei Regierungsparteien gemeinsam cinzubringenden Interpellation ebenfalls über die Re- parationsfrage zu verbinden.
»
Das Pariser Petit Journal veröffentlicht eine „autorisierte" Information aus Berlin, wonach das deutsche Kabinett die neuen Vorschläge bereits morgen Mittwoch oder Donnerstag an die Entschädigungskommission oder an die alliierten Regierungen direkt übermitteln wird. Wir geben diese Meldung wieder, weil zurzeit augen
scheinlich rturbte Cntentepresse, nicht die deutsche, über „autorisierte" Informationen aus Berlin verfügt.
Besetzung bl'8 Hamm und Mlvhn?
Drahtung der E. E.
Paris, 19. April.
Es scheint, daß England und Frankreich in der Frage der Zwangsmaßnahmen jetzt bereits zu festen Beschlüssen bezüglich der Besetzung des Ruhrgebiets gekommen sind. Danach soll das ganze Ruhrgebiet mit Ausnahme vonHammim Nordosten und Iserlohn im Osten besetzt werden. Im Süden würde das Gebiet von Elberfeld auch zur Besetzung gelangen. Das ganze zu besetzende Gebiet hat eine Länge von rund 75 Kilometer und eine Breite von 25 Kilometer. Man rechnet damit, ein und eine halbe Milliarde Goldmark jährlich für das Neparationskonto zu erlangen (??)
Daily Mail stellte heute die Frage, wer der Uebermenfch fein werde, der das Ruhrgcbiet mit feinen zwei Städten von über einer halben Million Einwohner und mit feinen sechs Städten von über hunderttausend Einwohnern, mit seinen Hunderten von Kohlenbergwerken und seinen vielen Tausenden Fabriken verwalten werde? Diese Aufgabe würde eine ungeheure sein, um so mehr, als die deutschen Direktoren, Ingenieure und Arbeiter ihre Mithilfe dabei verweigern würden.
Hundertschaften herangczogen, die gleichfalls da- bei verwendet wurden. Die Absperrung vollzog sich vollkommen korrekt und es haben sich Zwischenfälle, soweit -ch bisher übersehen läßt, nicht ereignet. In der Gegend des Schlosses war ein starkes Aufgebot von Schutzpolizei postiert worden. Die Offiziere der Schutzpolizei, die in oorpars aufmarschicrtcn, beteiligten sich an den Absperrungsmaßnahmen.
Neues vom läge.
Dsr Streit um die „Bindungen".
Als der preußische Ministerpräsident Stegerwald seine Versuche einer Kakn- neltsbildung aufnahm, wurde berichtet, daß er persönlich.jichenfalls unbedingt freie Hand habe. Von sozialdemokratischer Seit« ist die Freiheit Stegerwalds bestritten und behauptet worden, der Zentrumsabgeordnete Gronowsti sei bei den Verhandlungen für Etegerwald solche Bindungen eingegangen. Das Zentrum seinerseits er- klärte, daß keine Bindungen bcstchem Nunmehr erklärt Etegerwald in dem rheinischen Zentrums- blatt, daß di« sozialdemokratische Fraktion am Abend des 8. April ihren auf formelle Bindung lautenden Beschluß zurückgezogen, aber die Erwartung ausgesprochen habe, daß der neue Mi- nisterpräsident ohne Bindungen sich verpflichtet halten werde, zurückzutreten, wenn ein« der drei Koalitionsparteien der durch ihn vorgefchlage- nen Regierungsbikdung widerspreche.
Die Vertreter der Zentrumspartei hätten sich aber auch darauf nicht eingelassen. Etegerwald^ erzählt weiter, daß er in den nächsten Tagen sowohl von Geheimrat P o r s ch wie von dem Ab- geordneten Gronowski die klare Zusicherung er- halten habe, daß diese in ihren Verbandlungen keine fest.e Bindung eingegangen seien. Er sei also bei der Bildung des Kabinetts durchaus frei.
Der Vorwärts veröffentlicht heute früh eins Erklärung der sozialdemokratischen Abgeordneten H e i l m a n n, Eiering und Limbertz, in der die Behauptung vom Abschluß der Bindungen nochmals aufgestellt und durch das Zeugnis der demokratischen Abgeordneten Dominikus und Preuß bekräftigt wird. Was ist nun Wahrheit? . . .
SilbermUnzenfund am Wannses.
Bei den Ausschachtungsarbeiten des am W a n n s e e im Bau befindlichen Bootshauses der Nordflugwerke Berlin-Teltow ist man in ein Meter Tiefe auf eine Urne gestoßen, in der sich ungefähr 200 Silbermünzen befanden. Bei näherer Besichtigung stellte sich heraus, daß man einen äußerst wertvollen Fund gemacht hatte. Die Münzen stammen aus den Jahren 1135—1150 und zeigen die Prägung des Königs Wenzeslaus II. von Böhmen. Die Nordflugwerke werden diesen Silberschatz dem Museum über- weisen.
Personalien.
> Aus den Familienanzeigen der „Dossischen Zeitung": Herr I. Hochstciger und Frau Paula gab. Fiebig zeigen die Geburt eines Sohnes an. — Im 56. Lebensjahre starb der Handelsrichter Lev Cohn. — Frau Esse Lieber, geb. von Frantzius, zeigt den Tod ihres Mannes, des E-cmi- täisrats Dr. Hans Lieber, an. — Im Alter von 70 Jahren verschied der Justizrat David Schönfeld.
Im Streit nisdsrgsschossen.
Ein blutiges Drama hat sich gestern abend gegen 9 Uhr im Hause Neukölln, Julius- st r a ß e 51, abgespielt. Der dort wohnende Kesselschmied K l a w e n hatte den Besuch von dem Uhnna^er Schmidt aus Neukölln, Wittestraße 16, erhalten. Die beiden gerieten wogen einer Eeldforderunq in einen Streit, in dessen Verlaus Schmidt plötzlich einen Revolver herauszog und mehrere Schüsse auf seinen Gegner abgab. Klawen trug eine schwere Brustschuß- verletzunq sowie drei weitere Verwundungen im Rücken davon. In bedenklichem Zustand wurde er von einem Wagen der Rettungsstelle Berlin nach dem Krankcnhause Bnkow gebracht. Der Täter ist festgenommen, worden. .
Protest der Verteidiger im Attentats- prozetz.
Vor Beginn der heutigen Sitzung im Prozeß wegen des Attentats gegen die Siegessäule verlautete, daß die beiden Verteidiger, Justizräte Broh und Fränkl die Verteidigung niederlegen wollen, falls ihrem Vertagungsantrag nicht stattgegeben werden sollte.
Als der Vorsitzende, Landgerichtsrat Braun, dann nach Eintritt in die Verhandlung bemerkte, daß noch verschiedene Fragen an den Kriminalkommissar Scherler angeregt worden seien, gab Iustizrat Droh folgende Erklärung ab:
„Ich bin gestern als Verteidiger des Max Holz im Gefängnis mit H ö l z zusammen- gewesen und habe mich mit ihm über Ferry unterhalten. Hölz hat mir zu der ganzen Angelegenheit folgende Erklärung unterbreitet: Er hätte sich in Berlin sehr zurückgehalten. Erst als in Mitteldeutschland gekämvst wurde, sei er dorthin geeilt. Mit Ferry habe er in Berlin gesprochen. Hölz hat dabei Zweifel in die Reellität des Ferry gesetzt, er wußte nicht recht, ob er den Ferry für einen Spitzel oder für einen Abenteurer halten sollte.
Die Sprengung der Siegessäule hat Hölz für Unsinn gehalten. Er glaubt, nach den Besprechungen mit Ferry, daß es sich hier um Spitzelarbeit handelte. Hölz bestreitet, in der Derlichingen- siraße gewesen zu sein und an der bewußten dortigen Versammlung teilgenommen zu haben. Wahrscheinlich ist Ferry mit falschem Barte als Hölz ausgetreten.
Staatsanwalt Dr. Jager: „Hölz hat mir und dem Kriminalkommissar Scherler gegenüber gestanden, an den erwähnten Versammlungen teilgenommen zu haben. Die Siegessäule hat er allerdings nicht erwähnt, aber es sollten bei den Berliner Unternehmungen Genossen des Hölz aus dem Gefängnis befreit und in Berlin Expropriierungen vor genommen werden. Es ist die große Frage, ob Ferry und Hölz nicht einund dieselbePerson sind. Ich halte das durchaus nicht für ausgeschlossen."
Iustizrat Fränkl: „Ich beantrage, den Beamten a. D. H ä r i n g in Magdeburg, dessen Adresse ich zur Verfügung stelle, als Zeugen zu laden. Er wird bekunden, daß sein Sohn unter dem Namen Ferry in der Welt umherreist, daß dieser Sohn mit der Polizei in engster Ver» bindung steht, daß er in Halle verhaftet, aber wieder entlassen worden ist. Falls der Vater mit seiner Aussage zurückhalten sollte, habe ich zwei weitere Zeugen zur Verfügung."
Staatsanwalt Dr. Jäger: „Meine Ueberzeu- gung, daß Hölz und Ferry identisch sind, festigt sich immer mehr. Wir werden ja im Verlause der Verhandlung den Hölz in der Maske des Ferry den Angeklagten und Zeugen vorführen, und dann wollen wir sehen, wie das Ergebnis ausfällt."
Hierauf überreicht Iustizrat Fränkl zum Be- weise dafür, daß Hölz und Ferry zwei verschiedene Personen sind, dem Gerichtshof mehrere Photographien, die den Ferry in verschiedenen Kostümierungen darstellen.
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Die Untersuchung gegen H3lz.
Im Laufe des gestrigen Tages hatte sich im Berliner Polizeipräsidium eine weitere Anzahl von Zeugen gemeldet, die Belastendes gegen den verhafteten Max Hölz auszusagen imstande sind. 11. a. ist auch derDürgermeistervon F a I k e n st e i n in Berlin ' eingetroffen. Das Sondergericht in Berlin wird voraussichtlich schon Anfang nächster Woche zusammentreten, doch wird sich Hölz in Berlin nur für die Verbrechen zu verantworten haben, die er nach dem 10. März begangen hat. Seine Straftaten dagegen, die er vor dem 1. März in Sachsen verübt hatte, werden vor einem ordentlichen sächsischen Gericht ihre Sühne finden. Derhand- langen zwischen der Dresdner und der Berliner Staatsanwaltschaft sind darüber bereits im Gange.
Exkaiser Karl in Lugano.
Wie das Journal de Genöve aus Lugano meldet, hat Exkaiser Karl das Schloß Rovanow bei Lugano angckauft. Er beabsichtigt dort ständigen Wohnsitz zu nehmen. Die . Exkaiserin. Zita ist nach Prangins .zurückgekehrt.
Die Forderung der Reparationskommission nach Auslieferung des Goldbestandes unserer Reichsbank hat in Bankkreisen keineswegs die vielleicht vermutete Ueberraschung und Unruhe hervorgerusen. Denn schon Ende vorigen Monats war in der französischen Presse der Gedanke aufgetaucht, man solle sich des Goldes der deutschen Reichsbank zur Begleichung der Entente-Forderungen auf Zahlung von einer Milliarde Goldmark bemächtigen. Diese Forderung würde sowohl im Widerspruch zum Friedensvertrage stehen, als auch zu der Praxis, die während des Krieges sowohl von deutscher, als auch von französischer Seite geübt worden ist. In erster Linie würde der Raub des Goldes aber selbstverständ' lich währungs- und wirtschaftspolitisch die gefährlichsten Wirkungen ausüben.
Rach Ansicht einiger von uns befragter Finanzmänner in führender Stellung besteht die Gefahr, daß unsere Währung durch den Goldraub einem völligen Verfall preisgegeoen wird. Die Folge davon würde eine starke Erschütterung des Kursniveaus der Mark im Ausland sein. Mit dieser Erschütterung würde sich aber die Entente ins eigene Fleisch schneiden und vor allem dem übrigen Ausland unermeßlichen Schaden zufügen. Die Markentwertung würde in erster Reihe Amerika, Spanien, Holland und Dänemark empfindlich treffen, da diese Länder infolge der inzwischen ein- gctretcnen Wiederbelebung der gegenseitigen Wirtschaftsbeziehungen über sehr erhebliche Markguthaben in Deutschland verfügen. Darüber hinaus besitzen diese Länder auch erhebliche Bestände an barem deutschen Geld. Daß die Entente sich ins eigene Fleisch schneidet, ist auch deshalb zu erwarten, da bei einem Preissturz der Mark die deutsche Industrie voraussichtlich in die Lage gesetzt werden würde, wieder in starke Konkurrenz mit dem Ausland zu treten.
Im Ausland befinden sich über 20 Milliarden Mark deutscher Roten. Die Bankguthaben des Auslandes in Deutschland werden auf etwa 30 Milliarden Mark gesetzt. Der Besitz des Auslandes an deutschen Wertpapieren, der gleichfalls der Entwertung unterliegen würde, dürfte mindestens 25 Milliarden betragen.
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Am Berliner Devisenmarkt betrachtete man das Goldauslieferungsverlangen der Entente recht ruhig. Die Mark hat noch immer in New York eine beachtenswerte Festigkeit, so daß vorläufig eine größere Abschwächung nicht erwartet wird. Im heutigen Vormittagsfreiverkehr zeigte sich etwas mehr Nachfrage nach Auslandswechseln. 'Es würden genannt: New- >York mit 6314,—ü, London mit 248—249, Holtland ca. 2200 und Schweiz mit 1095—1100. Die Ostdevisen waren vernachlässigt.
Neu« Gefahren für das Aeberschicht- «Wommen. In Kreisen der Bergwerksbcsitzer sieht man, nach einem eigenen Drahtbericht aus Essen, der weiteren Entwicklung der Dinge in der Ueberschichten- und Lohnabkommensfrage wenig vertrauensvoll entgegen. Dnrch die Absicht der Bergleute, eine Urabstimmung herbeizuführen, ist die Sache auf ein totes Gleis gekommen, da an dieser Abstimmung sich erfahrungsgemäß 50 Prozent der Bergleute nicht beteiligen. Die übrigen werden größtenteils ablehnend stimmen. Was dann weiter geschieht, ist recht ungewiß. Die Regierung dürfte dann versuchen müssen, neue Verhandlungen in die Wege zu leiten.
Deutsche Jutespinnerei und Weber«! Meißen. Die G.-B., in der sieben Aktionäre 4697 Stimmen vertraten, beschloß 30 pCt. Dividende (i. B. 25 pEt.) auszuschütten und Herrn Arthur Schmidt-Dresden dem Aufsichtsrat neu hinzuzuwählen und Geh. Kommerzienrat A. Ge- museur in Herrnhut und Kaufmann Martin Uhlmann-Hamburg wieder zu wählen.
Sozietätsbrauerei Wildschlotzchen Dresden. Die a.-o. G.-V., in der 77 Aktionäre 2913 Stinimen vertraten, genehmigte mit 2706 gegen 207 Stimmen die beantragte Kapitalserhöhung um 1800 000 M. Stammaknen und 400000 M. Vorzugsaktien. Die neuen Stammaktien sollen den Aktionären zum Kurse von 118 pCt. zum Bezüge angeboten werden. Begründet wurde die Kapitalserhöhung mit der notwendigen Stärkung der Betriebsmittel und Anschaffung größerer Vorräte.
Norddeutsch« Wollkämmerei und Kammgarnspinnerei in Bremen. Die
Gesellschaft erzielte 1920 Erträgnisse unter vorheriger Abrechnung von Unkosten und Abschreibungen von 12,57 Mill. Mark. Im Vorjahre wurden die Erträgnisse mit 16,84 Mill. Mark ausgewiesen, von denen aber Abschreibungen von über 1 Mill. Mark abgingen. Nach Abzug von Zinsen in Höhe von 161 624 (200 804) M. sollen aus dem verbleibenden Reingewinn von 12,51 (15,48) Mill. Mark wieder 12 pCt. Dividende auf die Stammaktien, 4 pCt. Dividende auf die Vorzugsaktien und 12 pCt. Dividende auf 11,25 Mill. Mark Genußscheine ausgeschüttet werden, ferner erhalten die Stammaktien einen Bonus von 200 M., die Genußscheine einen Bonus von 100 (500) M. pro Stück. Die Gesellschaft konnte nach und nach die Produktion ihrer Betriebe v e r st ä r k e n, es war jedoch nicht möglich, sämtliche Betriebe voll laufen zu lassen. Die Entwicklung der Verhältnisse hat die Verwaltung veranlaßt, eine Umformung und Neuorganisation der Gesellschaft in Angriff zu nehmen. Mit der Verpachtung der verschiedenen Werke an unter Beteiligung der Gesellschaft entstandene Einzelfirmen ist ein vorläufiger Abschluß erreicht.
Sctantm. Redakt.: Dr. Eugen Tannenbaum, Bln.-Schönebcrg. Für den Handelzteil: Paal Eisberg, Berlin.
. Für den Anzeigenteil: Hans Michalsli, Berliu-Treptvt!»
Berlag und Druck; Ullstein A. <8. Berlin, „*