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§. 3. Hierauf verlas und übergab Herr Or. Bögner eine schriftliche Erklärung zum heutigen Protokoll (Anlage 7), welcher sich Herr Or. Schmidt anschloß.
Herr Dr. Fresenius erklärte, daß wenn in der That in der letzten Sitzung der Beschluß gefaßt worden sey, von Seiten der Gesellschaft etwas durch den Druck gegen Herrn Dr. Rüppell zu veröffentlichen, er seine Theilnahme an einem solchen Beschlüsse nicht zugestehen könne, indem er dem Beschlüsse der letzten Sitzung nur den Sinn untergelegt habe, daß von Seiten der Gesellschaft die Veröffentlichung ihrer Protokolle, insofern die Direktion dem Herrn Or. Rüppell gegenüber derselben bedürfe, nicht beanstandet werde, ohne jedoch selbst diese Veröffentlichung vorznnehmen. Herr Or. Rüppell habe die Direction der Gesellschaft angegriffen; nach vorgängiger Prüfung durck eine Commission und darauf erfolgten Gcsellschastsbeschluß habe die Sache ihre actenmäßige Endscbaft erreicht; zudem hätten die Directionsglieder öffentlich erklärt, daß sie sich vor der Gesellschaft gerechtfertigt, hiermit also zugleich ausgcdrückt, daß sie die Angelegenheit gegenüber der Gesellschaft als erledigt ansehen. Im Schooße der Gesellschaft selbst hätten sonach vorerst keine weiteren Verhandlungen über diese Angelegenheit stattzufinden; es ständen aber den Directivnsgliedern, wie jedem andern Mitgliede, zu ihrer etwa beabsichtigten besonder» Verthcidigung oder Widerlegung der Druckschrift des Herrn Or. Rüppell die Protokolle der Gesellschaft zur Einsicht und Benutzung zu Gebote.
Herr Or. Varrentrapp bemerkte, daß er der Behauptung einer bestehenden Aufregung, wenigstens waö ihn selbst betreffe, widersprechen müsse; er sey sich der ruhigen, unparthciischen Auffassung und Behandlung der ganzen Angelegenheit bewußt. Mehrere andere Mitglieder äußerten sich in gleicher Weise.
Die Herren Or. Müller, Or. Eder, Or. Buch fanden es sehr auffallend, daß gerade diejenigen verehrlichen Mitglieder, welche in voriger Sitzung den Truck einer amtlichen Mittheilung von Seiten der Gesellschaft als sehr nvthwendig beantragt hatten, heute anderer Meinung seyen; Herr Or. Bögner habe sogar gewollt, man solle um der Beruhigung willen jene demnächst erscheinende einstimmig beschlossene Mittheilung vorläufig im Intelligenzblatte ankündigen und habe sich nur darum beruhigt, daß er sie nun den darnach Verlangenden versprechen könne. Bemerkt wurde ferner, daß man Allen, welche an der Gesellschaft Thcil nähmen, die zur Bildung eines richtigen Urtheils nöthige Aufklärung über die vielbesprochene Angelegenheit verschaffen müsse, daß aber Mittheilungen von der Direction als solcher, Mittheilungen von der Gesellschaft selbst seyn würden, da die Direction nur die Voll- streckcrin der Gesellschaftsbeschlüsse sey. Die Herren von Heyden, Or. Mappcs und Or. Sömmerring fügten bei, von Seiten ihrer Person betrachtet, müßte es ihnen gleichgültig seyn, ob etwas veröffentlicht werde oder nicht, von ihnen habe man eö also nicht zu erwarten, wie sic bereits öffentlich erklärt hätten.
Bevor man zur Tagesordnung überging, verlas noch Herr Or. Bögner ein schriftliches Votum (Anlage 9) des Herrn von Meyer.
§. 4. Die Berathung über den bereits verlesenen Commissionsbericht kam nun an die Reihe und wurden sämmtliche dort gestellten Anträge genehmigt und zum Gesellschaftsbeschluß erhoben, auch verfügt, daß dem Herrn Or. Crctzschmar eine Quittung über den bereits abgelieferten Saldo ausgcfertigt werde.
§. 5. In Folge des in §. 5 der vorigen Sitzung Beschlossenen ging man zur Erörterung einiger bis jetzt noch unberührter die Gesellschaftsverhältniffe betreffender Punkte der Druckschrift des Herrn Or. Rüppell über.
Was die S. 2 behauptete Censur seiner Vorträge in der öffentlichen Sitzung zur Jahresfeier betrifft, so wurde hervorgehoben, daß diese, nicht zu Discussionen und Beschlüssen bestimmt, eine Feierlichkeit sey, zu welcher die höchste Autorität unserer Stadt, Mitglieder und Nichtmitglieder eingeladen würden, vor denen die arbeitenden Mitglieder mit durch Inhalt, Form und Zeitdauer sich eignenden Vorträgen auftretcn müßten; immer habe die Direction, durch freundliche Verständigung mit den sich zum Vortrage Anmeldenden dafür sorgen können und erst ein, in den Frankfurter Jahrbüchern nachher abgedruckter, jedenfalls für die betreffende Veranlassung unpassend gewesener Vortrag des Herrn Or. Rüppell habe im Jahr 1837 eine Bestimmung über die Anordnung jener öffentlichen Vorträge allgemein für nvthwendig erkennen lassen; das in der Sitzung vom 27. Mai 1837, welcher Herr Or. Rüppell beiwohnte, aufgenommene Protokoll lautet also: „Aus Veranlassung der neulichcn öffentlichen Sitzung wurde beschlossen, daß bei den künftigen öffentlichen Jahresfeiern nur solche Vorträge gehalten werden können, welche vorher der Direction nach Inhalt und Form mitgetheilt und von ihr gebilligt worden sind; in zweifelhaften Fällen, oder wenn der Vortragende sich bei dem Ausspruche der Direction nicht beruhigen will, entscheidet die Versammlung der wirklichen Mitglieder."
Wegen der S. 3 erwähnten kurzen Fristbestimmung von Seiten der Gesellschaft wurde einstimmig anerkannt, daß Herr Or. Rüppell selbst wegen naher Abreise eine unverzügliche Sitzung gewünscht und man ihm die Bestimmung der Zeit gänzlich überlassen habe; sobald er seine Schrift eingcrcicht, sollte sogleich zur Sitzung eingeladen werden, die zwar nicht früher aber vom nächsten Dienstag an jeden Tag gehalten werden könne.
Eben so einstimmig wurde anerkannt, daß im Laufe der Zeit mit den Statuten schon manche für zweckmäßig erachtete Veränderungen vorgenommen worden, von welchen diejenigen seit dem Jahr 1826 vorerst nur in den Protokollen verzeichnet seyen, weil noch kein neuer Abdruck der Statuten nöthig geworden. Seit mehreren Jahren aber sey kein Antrag auf Statutenänderung von irgend Jemand, noch niemals aber einer vorgebracht worden, welcher für die Ehrenmitglieder eine andere Theilnahme an der Gesellschaft als die bisherige verlange, dagegen hätten die wirklichen Mitglieder aus eigener Bewegung beim ersten Bau, und wiederum vor einigen Jahren beim zweiten Anbau des Museums, diese Angelegenheit einem Comite aus einer Anzahl Ehrenmitglie-