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jenen seltenen Naturen, in deren Gesellschaft man sich selbst besser und edler erschien. In solchem Maße wußte er die erhebende Ideen, die in jedes Menschen Brust schlummern, zu erwecken.

Bis vor einigen Jahren hatte sich der Verstorbene eine auffallende Jugendfrische zu erhalten gewußt.

Seine elastischen Bewegungen, die Lebhaftigkeit seiner Aus­drucksweise, seine Fähigkeit, sich in das Denken und Fühlen auch bedeutend Jüngerer hinein zu versetzen, ließen ihn viel jünger er­scheinen, als er war.

Leider trat die Abnahme seiner Kräfte seit einigen Jahren um so schneller ein. Er war oft und lange krank, erholte sich nur langsam und ungenügend wieder, und ein Herzleiden, mit dem er schon Jahre lang kämpfte, beschloß sein verdienstvolles Leben.

Verehrte Anwesende I Wir sind hier versammelt und trauern um den uns zu früh Entrissenen. Daß wir hier versammelt sind, ist sein Werk.

Im Jahre 1859 stiftete er mit einer Anzahl gleichgesinnter Freunde unseren Verein.

Was ihn hierzu veranlaßte, war vorzüglich seine Liebe zur Natur und die Freude an derselben und ferner der Wunsch und das Bestreben, diese Freude auch andere genießen zu lassen.

Seine Liebe zur Natur war keine beschränkte. Mit gleichem Interesse betrachtete er eine seltene Pflanze, wie ein neu erfundenes physikalisches Instrument und mit gleicher Theilnahme hörte er von der Entdeckung eines entfernten Sternes wie von der Auf­stellung einer neuen chemischen Theorie.

Er war ein umfassend gebildeter und dabei phylosophischer Geist. Ec suchte stets den ruhenden Pol in der Erscheinungen Flucht.

Ihm erschien die Erkenntniß als das höchste Gut und die edelste Freude des Menschengeistes. Um nun diese Freude zum Ge­meingut Vieler zu machen, stiftete er unfern Verein.

Manche Stunde der Erhebung und Belehrung haben wir in demselben verlebt, und mit Dank müssen wir dessen gedenken, der uns zuerst um das Banner der Naturkunde versammelte.

Aber nicht nur dem Gründer, sondern auch dem langjährigen Vorsitzenden, gebührt das dankbare Angedenken. Er hat nicht nur das Schiff gebaut, sondern auch gelenkt, und ist bei Sturm und bei Windstille ein bewährter Steuermann geblieben.

Es kann nicht meine Ausgabe sein, seine Verdienste um den Verein ausführlich schildern zu wollen. Um seine Leistungen darzu­stellen, müßte man eine vollkommene Geschichte unseres Vereins vortragen.

Wenn auch von eifrigen Vorstandsmitgliedern unterstützt, war er doch die Seele von Allem. Besonders lag ihm die Beschaffung