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Frankfurt a. M., den 1. August 1906.

Als zweiten Bürgermeister für den ausscheidenden Geheimrat Tr. Varrentrapp schlägt der Wahlausschuß der Stadtverordnetenversammlung den bisherigen Stadt­rat Grimm vor, dem bekanntlich das hiesige Schulwesen untersteht.

L> Das Schicksal des Senckenbergischeu Stiftshauses, des Bürger-Hospitals, ist insofern entschieden als seine Erhaltung als Monumentalbau gesichert ist. Wie sich die Zweckbestimmung. des Hauses gestalten wird, das unter­lieg: noch den Entschlüssen der städtischen Behörden. Zunächst hat natürlich alles zu geschehen, was dem gar ncht geringen künstlerischen Gehalt der Architektur zur Konservierung und zum Ansehen verhelfen kann. Ta wird >enn allgemein in der Bürgerschaft beklagt, daß die Stif» ungs°Administration vorgegrifsen und den sehr bedeut- mnen statuarischen Schmuck der Jassa-de von dem Hause >eruntergenoinmen hat, um ihn an das neue Hospitalge- müde an: Friedhof zu versetzen. Allerdings geschah dies wch infolge der Annahme^ daß das Stiftungsgebäude zum? Abbruch kommen werde, aber auch später hat die Ad- ' mnistration ihren Entschluß nicht geändert. In der har-> uonisch gegliederten künstlerischen Anordnung der Fassade s lasst nun eine häßliche übertünchte Lücke, die dem histori-. chen Charakter und der altgewohnten Erscheinung des [ hrwüüdigen Baues den größten Abbruch tut. Es ist klar, | eine solche Verunglimpfung des jetzt der Stadt ge­benden Gebäudes nicht auf die Dauer bestehen kann, umal das Erbe Senckenbergs doch schon aus Pietät utait überliefert werden sollte. Dazu kommt ein Umstand, er der Versetzung der Skulptur einen hochkonnschen lharakter verleiht: die dazu gehörige Inschrift der Car»

^ ouche, die lateinisch abgesaßt ist, bezieht sich nur auf <Seimenbergs Bau; sie ist unbesehen auf den Neubau des Jahres 1906 übertragen worden. Als ob niemand in er Verwaltung diese Inschrift hätte lesen können, steht um da geschrieben:in: Jahre 1770 erbautes Bürger­trankenhaus". (nosocomium eivicum . . . conditum et nstructum opera et impensis Joannis Christiani lenckenberg m. d. et physici ordinär. anno JDOCLXX ....). Da die Schriftgelehrten der Ad- mnistration so weitherzig sind, so wird wohl ein späterer tunstgelehrter die merkwürdige Entdeckung machen müssen, der Stil des neuen Hauses in kuriosem Widerspiel ur Inschrift stehe. Das Aergerliche der Versetzung ist be- eits in der Stadtverordneten-Versammlung zur Sprache gebracht worden. Sachverständig hat Herr Architekt Velb dagegen protestiert und sein Antrag, daß der Nagistrat für die Wiederbeschassung der Skulptur des christus an die alte Stelle sorgen möge, wurde von der Versammlung angenommen. Es ist in dem Vertrag, den ne Stadt im Jahre 1903 mit der Senckenbergischeu Stif- ungs-Adn:in:stration geschlossen hat, allerdings vorbe- mlten, daß letztere berechtigt sei:das Grab des Stifters, ms Portal des alten Pfründnerhauses, das Wappen am öibliotheksgebäude und andere von ihr zu wäh- ende Bauteile von der Veräußerung auszuschließen M zubechalterr". Ein, Verzeichnis letzterer ist einzu­eichen. Danach ist rechtlich ein Anhalt zur Entfernung egeben. Da es aber infolge der veränderten Sachlage - Erhaltung des Stistungshauses klar ist, daß lortal und Grab entfernen nicht zweckmäßig gehandelt chre, so ist nicht minder einleuchtend, daß auch die Widmung des Hauses mit der Christusfigur wieder an Ire alte Stelle zurückgeschafft werden muß. Herr Welb at mit vollen: Recht die Wegnahme des Bildwerks als neVerunstaltung des historischen Bauwerks bezeichnet,

als eines der wertvollsten Baudenkmäler aus der. ^itte des 18. Jahrhunderts zu betrachten ist". Das >rab Senckenbergs in seinem Tempelchen mit kunstvollem isengitter kann nirgends schöner stehen als bei seinem 'tiftshause, der Stifter selbst hat das Lokal testamenta- sch verfügt und eine Wegschafsung wäre ein beklagens- erter Akt der Jmpietät. Als Ersatz der Christusstatue n neuen Bürgerspital hat übrigens Herr Konservator ornill die wundervolle Figur eines Heilandes vom alten astenhospital zur Verfügung gestellt, die sich trefflich ein- 'dnen würde und die seither im Historischen Museum stbewahrt wurde. Es würde, wenn die Verpflanzung * Stillungs-Figur des alten Hauses bestehen bliebe, kein storisch denkender Mensch in Zukunft begreifen können,

>e eine solche Minderrmg dem Andenken Senckenbergs gefugt werden konnte. b.

Abhandlungen der Senckenbergischen Natur* forschenden Gesellschaft.

Das stattliche Doppelheft (30. Band Heft 1 und 2. 8. 1 bis 422. Mit 9 Karten und 16 lithographischen Tafeln. Frankfurt am Main, 1906. In Kommission bei M. Diesterweg) enthält nur zwei umfangreiche Arbeiten. Beiden Autoren ist es nicht beschieden gewesen, die Drucklegung ihrer Arbeiten zu er­leben. Die Senckenbergische Naturforschende Gesellschaft hat es aber als eine pietätvolle Pflicht betrachtet, die nachgelasse­nen Manuskripte über langjährige, mühevolle Arbeiten druck­fertig zu machen und in würdiger Ausstattung herauszugeben. D. F. Heynemann: Die geographische Ver­breit u irg der Nacktschnecken. Eine zu­sammenfassende kritische Darstellung unserer Kennt­nisse derselben zu Anfang des 20. Jahrhunderts. Mit 9 Karten im Text und 2 Doppeltafeln.

Eine Zusammenfassung der wissenschaftlichen Leistungen auf einem bestimmten Gebiete ist immer etwas sehr wertvolles. Sie ermöglicht dem Interessenten, der die Spezialliteratur nicht beherrscht und auch nicht Zeit hat, sich durch mühevolles Studium in dieselbe einzuarbeiten, eine schnelle Orientierung. Sie zeigt aber andererseits auch, welche Lücken das betref­fende Gebiet aufweist und regt dadurch zur Mitarbeit an. Die vorliegende'zusammenfassende Arbeit unseres Frankfurt^

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Es ist wieder einmal Umzugszeit, und diesmal müssen auch die ausgestopften und sublimierten Herrschaften daran glauben, die so lange Jahre ungestört neben dem Eschenheimer Turme wohnten, in den Museumsräumen unseres Sencken- belgischen Instituts. Man hat ihnen das alte Domizil ge­kündigt und jetzt hat der Auszug begonnen. Allerdings nicht ganz so, wie sichs die heitere Phantasie unseres Zeichners auf der Titelseite träumen ließ. Tatsächlich aber sahen wir heute

ch schon, wie man eine größere Gesellschaft der Museumsbe­wohner auf die Sraße setzte. In einem ostei

frü

enen Wagen nahmen

sie nebeneinander Platz, das zierliche Känguruh, die bauch- rutschendc Robbe, der schwarze Bär und wie sie alle he:sM- Sie schienen sich samt und sonders mit .Humor in ihr Schick-- sal gesunden zu haben. Kunststück! wenn inan ins extra­feine Westend übersicdelt.