der Stadtmauer und tu das'Netz" der Stabt ge­rückt. Ueber den Peterstirchhof breitet der moderne Berkehr seine eiserne Fangarme, die Toten mußten wandern und selbst die Stätte, wo vermutlich Goethes Eltern begraben sind, muß modernisiert werden. Schwieriger 'st das Problem wenige Schritte weiter, wo Senckenbergs irdische Reste in einem Stück­chen Erde ruhen, das jedem Frankfurter heilig sein müßte. Ist es an sich schon ziemlich pietätlos, die alte Anatomie und das Stis- tungsgebäude der Neuzeit zu opfern, so er­scheint es geradezu als Vandalismus, das Grab des Mannes anzutasten, dem Frankfurt so viel verdankt. Das Bürgerhospital mag fallen, auch das Bibliotheksgebäude an der Ecke der Stiftstraße, das eigentliche' Stifts­haus mit dem Teil des botanischen Gartens, in dem sich das Grab und die Anatomie befin­den, sollte erhalten bleiben, wenn es auch ein kleines Verkehrshindernis bilden sollte. Soviel Pietät sind wir den Manen Sencken­bergs schuldig und ganz speziell das Grab sollte unantastbar sein.

Einstweilen wird das Gebäude ja weiter benutzt; die Hettlersche Markthalle macht ihm seinen Platz nicht mehr streitig. Bevor der Magistrat aber an die Schaffung neuer Ver­hältnisse auf diesem historischen Boden her­antritt in wenigen Monaten ist ja das Krankenhaus schon abbruchsreif sollte er die zukünftige Sicherung des Senckenbergschen Grabes durch die Stadtverordnetenversamm­lung beschließen lassen und ein Servitut auf jene Stelle legen, damit auch späterer Pie­tätlosigkeit ein Riegel vorgeschoben ist. Außer­dem muß bei der Verwertung des Terrains und Wiederbebauung bei Zeiten dafür gesorgt

werden, daß die Förderung von Licht und, Luft auch den altfrankfurter Wahrzeichen zu Teil wird und die Erinnerung an Sencken- berg nicht zwischen himmelhohe Kasernen zu liegen kommt, denen man deutlich anmcrkt, wie schwer es den spateren Geschlechtern ge-, fallen ist, hochentwickelten nüchternen Er­werbssinn und gering entwickeltes notgedrun- genes Pietätsgefühl in Einklang zu bringen. Einstweilen empfehlen wir das Grab Sencken-; bergs jedem Bürger, in dessen Brust ein Herz für seine herrliche Vaterstadt schlägt, r

Die Pflanzenuhr int Senckenbergischen Museum.

In Ergänzung unserer Mitteilungen über dieP h ä n o - logische Pflanzen uhr" von Prof. Dr. Julius Ziegler, der übrigens aus Frankfurt und nicht aus Rödel­heim stammte, geben wir die Beschreibung wieder, die von der Witwe Zieglers verfaßt wurde. Sie lautet:

Im Jahre 1891, nachdem die Arbeit meines Mannes: Pflanz enphänologis che Beobachtungen zu Frankfurt a. M." im Jahresbericht der Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft erschienen war, ließ er sich nach seiner genauen Angabe in seinem Arbeitszimmer eine pflanzenphänologische Decke malen, die soviel Interesse und Freude bei unseren nächsten Verwandten und Freunden hervorrief, daß der Wunsch in ihm rege wurde, sie einem weiteren Kreise zugänglich zu machen. Der raschen Verwirklichung dieses Wunsches stellten sich mancherlei un­vorhergesehene Schwierigkeiten in den Weg, so daß es Ende Mai 1902 wurde, bis der erste, wohlgelungene Probe-Abdruck t.n unsere Hände kam. Mein Mann nannte den Blütcnkranz Pflanzenuhr: wie im Laufe eines Tages die Ziffern der Uhr die Stunden bezeichnen, so sind die Zeiten des Jahres durch die Entwicklungsstufen gewisser Pflanzen bezeichnet.

Derartige Beobachtungen hat mein Mann 32 Jahre hin­durch angestellt. Sie erstrecken sich der Hauptsache nach auf folgende acht V e g eta tionsstuf en: Bo. s. = Blatt­oberfläche sichtbar, er. Mb. = allgemeine Belaubung, e. Bt. j erste Blüten offen, Vbt. = Vollblüte, e. Fr. = erste

Fruchtreife, a. Fr. - allgemeine Fruchtreife, a. Lbv. ^- all­gemeine Laubverfärbung, a. Lbf. allgemeiner -aubfall.

In der Mitte des Kreises strahlt die Sonne :mt_ der Magnetnadel. Der Jahreskreis ist in zwölf Monate einge­teilt. Silvester erkennen wir an dem grünen Stein der Hoffnung in der Agraffe. Die Eisschleife, iin ^anuar ver­bindet den Winter mit dem Frühling. Die Zeit des Kom­mens und Gehens der Schmetterlinge und Schwailbmi ist ebenfalls auf dem Bild angedeutet. Die vier Land sch as- t e n aus unserem Beobachtungsgebiet, welche die Eckwmkel ausfüllen, sollen die Jahreszeiten versinnbildlichen. Auf dem Frühlingsbild sehen wir die S ach sen ha us er Warte in­mitten blühender Obstbäume und jugendlichen Buchengruns.

Im Vordergrund steht breitspurig ein biederer Sächsen- häuser mit seinem Dachshund. Das Sommerbild zeigt uns unser liebes Kronberg mit der alten Burg. Nach rechts hin bemerkt man eine üppige Edel-Kastanie und die Villa Reis, an deren Stelle jetzt das Schloß Friedrichshof steht. Im Herbst wandert der Frankfurter nach Bergen, das zu dieser Jahreszeit durch seinen köstlichen Zwetschenkuchen be­kannt ist. Daher erkennt man etwas zu deutlich die reifen Zwetschen an den Bäumen. Auch Weinbau wird dort noch betrieben. Links grüßt uns unser altehrwürdiger Pfarr- turm. Im Hintergründe sehen wir den Taunus. Der Winter führt uns nach Rödelheim. Das Haus linkst von der. Brücke, genanntZum Stern", wäx Eigentum der Groß-' eitern meines Mannes. Links ist das Rabenwäldchen, im Hintergrund wieder der Taunus.

Die Namen der zum Kranz verwendeten Pflanzen und ihre Entwicklungsstufen sind nachstehende:

Januar: Haselnuß e. Bt.

Februar: Winterling e. Bt., Gartenschneeglöckchen e. Bt., Schwarzerle e. Bt.

März: Frühlingsknotenblume e. Bt., Gelber Safran e. Bt., Leberblümchen e. Bt., Frühlingsknotenblume e. Bt., Sei­delbast e. Bt., Gelber Hartriegel e. Bt., Busch-Windröschen e. Bt., Wald-Schlüsselblume e. Bt., Stahlweide e. Bt., Hohl­wurzeliger Lerchensporn e. Bt.

April: Mandel e. Bt., Roßkastanie Bo. s., Aprikose e. Bt., Muskat-Hyacinthe e. Bt., Johannisbeere e. Bt., Spitz­blättriger Ahorn e. Bt., Weiße Birke Bo. s., Süßkirsche Bo. s., Weiße Birke e. Bt., Süßkirsche e. Bt., Schlehe e. Bk., Gold­gelbe Johannisbeere e. Bt., Pfirsich e. Bt., Buche Bv. s., Zwergmandel e. Bt., Traubiger Hollunder e. Bt., Kleinblättrige Linde Bo. s., Apfel e. Bt., Tatarisches Geißblatt e. M., Weiße Narcisse e. Bt., Shringe e. Bt., Roßkastanie e. Bll

Mai: Maiblümchen e. Bt., Besenginster e. Bt., Sauerdorn e. Bt., Vogelbeere e. Bt., Gemeines Geißblatt e. Bt., Gold­regen e. Bt., Weißdorn e. Bt., Quitte e. Bt., Weißer Hart­riegel e. Bt., Wiesen-Salbei e. Bt., Pfingstrose e. Bt., Schwar­zer Hollunder e. Bt., Tollkirsche e. Bt., Unechte Akazie e. Bt., Roter Hartriegel c. Bt., Garten-Salbei e. Bt.

Juni: Fingerhut e. Bt., Hundsrose e. Bt., Gartenrose e. Bt., Walderdbeere e. .Fr., Süßkirsche e. Fr., Gemeine Rain­weide e. Bt., Johannisbeere e. Fr., Edelkastanie e. Bt., Ta­tarisches Geißblatt e. Fr., Weiße Lilie e. Bt., Himbeere e. Fr., Stachelbeere e. Fr.

Juli: Trompetenbaum c. Bt., Weißer Hartriegel e. Fr., Gemeines Geißblatt e. Fr., Winterroggen e. Fr., Hasen­lattich e. Bt., Schneebeere e. Fr., Tollkirsche e. Fr., Saat­hafer e. Fr., Zweizeilige Gerste e. Fr., Vogelbeere e. Fr., Winterweizen e. Fr., Aprikose e. Fr., Syrischer Eibisch e. Bt., Goldruthe e. Bt.

August: Schwarzer Hollunder e. Fr., Mirabelle e. Fr., Reineclaude e. Fr., Sternblume e. Bt., Roter Hartriegel e. Fr., Sauerdorn e. Fr., Eibe e. Fr., Weiße Funkie e. Bt., Zwetsche e. Fr., Schneeball e. Fr., Herbstzeitlose e. Bt.

September: Gemeine Rainweide e. Fr., Haselnuß e. Fr., Pfirsich e. Fr., Buche e. Fr., Roßkastanie e. Fr., Pfaffen­hütchen e. Fr., Edelkastanie e. Fr.

Oktober: Tulpenbaum a. Lbv., Berg-Ahorn a. Lbv., Großblättrige Linde a. Lbv, Johannisbeere a. Lbv., Weiße Birke a. Lbv., Buche a. Lbv., Roßkastanie a. Lbv., Weinrebe a. Fr., Weinrebe a. Lbv.

November: Stieleiche a. Lbv., Süßkirsche a. Lbv., Wein­rebe a. Lbf.

Dezember: Wohlriechende Winterblume e. Bt.

= Das Diplodocus-Skclrtt. Man schreibt uns aus New Dark: Esne am 2. Mai erschienene Notiz über die Ausstellung eines Diplo» docus-Ekeletts in der Vorhalle des neuen Senckenbergischen Museums ist irsiofcrn richtig zu stellen» als die Kosten für den Erwerb und die Montierung von Herrn Morris K. Jesup getragen werden und Nicht von Herrn Jak o b H. S chi s s. Letzterer hat allerdings die erste Anregung dazu gegeben, daß die Ueberreste des Ricsentieres dem Museum überwiesen werden, und er hatte sich auch bereit erklärt, alle Kosten zu tragen, indessen wollte Herr Jesup, der als Förderer und Gönner aller naturwissenschaftlichen Bestrebungen weithin bekannt ist,

dies nicht zulassen.