?,ur Veranschaulichung der Arbeitsiveise eines Geologen schildert der Redner drei Exkursionen, eme in die Eifel, eine in das Herz von Schwaben und die dritte nahe Jlörs- >heim. Aus der ersten sammell der Geologe auf einem ur­alten Korallenrisse die zahlreichen Tiere, die zu eurer Zeit hier lebten, als es noch keine Menschen, ja keine Säuget liere, Vögel, Reptilien und Lurche gab, als eigenartig^ Fische die höchststchenden Wesen waren. Die zweite kursion fuhrt nach Holzwaden, dem allberühmten Fundort zahlreicher Ichthyosaurier und Meeroskro odile, präch ige« Seelilien und Amwonshörner, wunderbar erhaltene« Fische und anderer Tiere. Einge Neuerwerbungen des Museums zeigen die hervorragende Erhal.ungsart, als Glanzstück darunter das beste bisher überhaupt gefunden« Exemplar eines Jch.hyosanrus mit dem Abdruck der Hank- bekleidung, an dem besonders die hohe dreieckige Rücken- Glosse und die halbmondförmige Schwanzflosse i» die Auge«t 'allen. Tie dritte und letzte Exkursion zeigt den großes Kaltbruch bei Flörsheim, wo die Versteinerungen beweise., daß hier zur Tertiärzeit ein langsani sich anssüßender ab- geschlossener Salzwassersee bestand, in dem von dem umlie- genden Festland bei Ueberschwcmmungen Landschnecke Knochen von Landtieren u a. hmcingespült wurde.

XIII Wissenschaftliche Sitzung der Sencken­bergischen Naturforschenven Gesellschaft.

Frankfurt a. M-, den 2. März 1907.

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Vorsitzender: Dr. med. August Knoblauch.

Der Vorsitzende begrüßt Herrn Prof. Dr. Ernstst Höckel aus Jena, Korrespondierendes Mitglied der^ Gesellschaft, der-dem Vorträge seines Assistenten Pro sch Schnitze beiwohnen wollte und am Vormittag den' Neubau an der Viktoria-Allee tri allen seinen Einzelheiten« genau besichtigt hatte, um darin Anregung und Winke für' das Phylogenetische Museum zu finden, das in Jena für' die umfangreichen Sammlungen Höckels geplant wird. Prof. Hackel dankt für den herzlichen Empfang und sprach der Gesellschaft seine volle Anerkennung über den schönen und zweckmäßigen Musemnsbau aus, dessen Besich.- tigung für ihn außerordentlich wichtig und lehrreich ge-« wesen sei.

Dann sprach Prof. D r. L. S. S ch u l tz e, Jena, den der Vorsitzende auch als alten Bekannten und Freund auf das wärmste willkommen hieß, über:

Die Ethnologie der Kalahari und ihrer Grenzgebiete.^

Der Vortragende gibt einen Ueberblick über die Bevölke­rung Südafrikas im Bereiche der Kalahari und ihrer Randgebiete, betrachtet vom Gesichtspunkte der Abhängig­keit des Völkerlebens, von den Faktoren der geographischen Lage des Klimas und des Landreliefs. Ein Vergleich der Bantustämme im Westen mit denen im Osten der Kala­hari ergab einen großen Unterschied in der Kulturhöhe, der Ovambo und Herero einerseits, und der Betschuamn an­dererseits. Die kulturelle Rückständigkeit der ersteren ist sicherlich zum großen Teile auf die Unzugänglichkeit der Küsten und den Küstenstrich zurückzuführen, der fast die ganze Westküste des außertropischen Südafrikas einsaßt. Andererseits haben sich die Betschuanen, deren Land wahr- scheinlich schon in älterer Zeit den Kültureinflüssen zugäng­lich war, nach mehrfachen Richtungen hin als der Kulme genähert, zu erkennen gegeben. Im westlichen Randgebiet der Kalahari ist die Abhängigkeit der Lebensführung und politischen Organisation der' Stämme von der Nieder­schlagsmenge und Bodengestaltung ihrer Heimatländer be­sonders klar nachzuweisen. In der zentralen Kalahari selbst erweisen sich die Eingeborenen (Bakalahari) trotz der ungünstigen Wasserverhällmsse, die diesen Teil Süd­afrikas zu dem unzujgänglichsten und unwirtlichsten Gebiet gemacht haben, doch unverkennbar als Außenposten eines fesi ansässigen Hirten- und Ackerbauvolles, das am Ostrand der Kalahari große Gebiete mit Kaffer körn bepflanzt und seine reichen Weidenfelder für umfangreichen Herdenbe- trieb ausnützi. Im schroffen Gegensatz zu diesen hochent- wickellen Bantustämnien stehen die Reste der ältesten Ur- bevöllerung Südafrikas, die Buschmänner. Der Vortra­gende schildert das Leben des Buschmannes in erster Linie vom Gesichtspunkte des harten Daseinskampfes aus, der

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diesen lebendigen Zeugen aus der Urgeschichte der Mensch­heit den Weg zu jeder Kulturentwicklung verlegt hat. Ter Kampf mit den eindringenden Hirtenvölkern führte zu einer in unversöhnlichem Haß unaufhaltsam fortschreiten­den Vernichtung. ,

' _ Mit langandauerndem, tiefempfundenem Beifall dankten die Mitglieder der Gesellschaft dem Redner für seine meister­haften Ausführungen und für die prachtvollen Lichtbilder, die es auch den Zuhörern ermöglichten, die Bewohner der südafrikanischen Wüste aus der sie umgebenden Natur her. aus aufzusassen und zu verstehen, was der Vortragende so glänzend dargestellt hatte.

XIV. Wissenschaftliche Sitzung -er Sencken- bergischen Naturforschenven Gesellschaft.

Festsitzung zur Erteilung des Tiedcmanu-Preises.

Frankfurt a. M., den 9. März 1907.

Vorsitzender: Dr. med. August Knoblauch.

In dem mit der Büste Tiedemanns und mit fri­schem Grün geschmückten Saale eröffnet der Vorsitzende die Festsitzung, die der Erteilung des Tiedsmann-Prerses gewidmet ist, mit einem kurzen geschichtlichen Ueberblick.

Friedrich Tiedemann, geboren am 23. August 1781 zu Kassel, studierte seit 1793 in Marburg, Würzburg und Paris und ward 1806 Professor der Anatomie und Zoologie in Landshut, 1816 Professor der Physiologie und Anatomie in Heidelberg. Schon in den ersten Jahren nach Gründung der Senckenbergischen Natur- forschenden Gesellschaft, am 14. Juni 1820, wurde er zum korrespondierenden Mitglrede derselben er- nannt und ist seitdem bis zu seinem am 22. Januar 1861 in München erfolgten Tode in engen Beziehungen zu der Gesellschaft geblieben. Ende 1849 zog sich Tiedemann von dein akademischen Lehramte zurück, nachdem im badi­schen Aufstand sein ältester Sohn G u st'a v Nikolaus als Kommandant von Rastatt am 11. August 1849 stand­rechtlich erschossen worden und seine beiden jüngeren Söhne mit Weib und Kind nach Amerika geflüchtet waren. Er

siedelte nach Frankfurt über und hat hier Ruhe und Trost in seinem Leid in dem wissenschaftlichen Verkehr mit den ausgezeichneten Männern der Senckenbergischen Gesell­schaft, einem Spieß, Mappes, Varrentrapp, L u c a e u. a. gesunden.

Als auf Anregung der Gesellschaft am 10. März 1854 das fünfzigährige Toktvrjubiläuni Tiedemanns von den Gelehrten ganz Europas hier imHolländischen Hof" gefeiert wurde, ist dem Jubilar eine Medaille in Gold, Silber und Bronze überreicht und gleichzeitig zu seinem Gedächtnis der Tiedemann-Preis gestiftet worden.

Seit 1575 ist dieser Preis, der aus 500 Mark und der Medaille in Silber besteht, regelmäßig alle vier Jahre am 10. März, an dem Tage der Promotion Tiede­manns für die ausgezeichnetste Arbeit aus dem Gebiete, der vergleichenden Anatomie und Physiologie im weitesten' Sinne einem deutschen Forscher zuerkannt worden. Acht Gelehrte sind also bis jetzt im Besitz des Preises: Hermann v. Meyer, Otw Butschli, Robert Koch, Paul Ehrlich, Emil Fischer, Emil v. Behring, Albrccht Kossel und Fritz Schaudinn.

Die Preiskommission hat diesmal aus den Herren Pro-! fessorcn DDr. Albrccht, Edinger, Ehrlich,! Lepsius, Marx, Möbius und Rei chenbach bestanden. Als Vorsitzender der Preiskommission berichtet ; zunächst Prof. Dr. Edinger über die Sitzung n in der Kommission und die Arbeiten, die für eine Prciserteilung in Betracht gezogen waren. Sodann übernimmt Professor Lepsius das Referat über die preisgekrönte Arbeit, l

Ter für das Jahr 1907 zu erteilende Tiedemann-Preis | wurde auf Vorschlag der Preiskommissivn dem ordentlichen; Professor der Chemie an der Landwirtschaftlichen Hoch»! schule Dr. Eduard Büchner in Berlin für ferne Ar­beiten aus dem Gebiete der Chemie der Enzyme zuerlannt.