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5 « der geologisch-palaontologischen Abteilung ist neben vielem anderen die Schenkung der schönen Lau berschen Sammlung, sowie zweier großer Schildkröten, Testudo osborni Leidy, aus dem Mioccin von Kansas, durch Frau Baron v. R e i n a ch und einer 16 Quadratfuß großen Platte mit 40 stiellosen Seelilien durch Dr. H. M e r t o n zu . erwähnen. Die Hochherzigkeit des Herrn Julius Wernher in London ermöglichte uns den Ankauf ztveier prachtvoller Skelette von Plesiosauriern. Herr Tanldirektor Arthur Gwinner in Berlin erfreute die Gesellschaft im verflossenen Jahre durch Schenkung zweier prachtvoller Schaustücke, einer Palme aus den eocänen Platten kalken von Monte Bolca bei Verona und eines schönen Abdruckes eines Flugsauriers aus dem Malm von Solnhofen.
Der am 11. Juni 1906 verstorbene Privatier C. Boß hat der Gesellschaft testamentarisch ein Kapital von 6000 Mark vermacht, mit der Bestimmung, das Kapital ver- zinslich anzulegen und die Zinsen zur Vermehrung be* 1 Sammlungen zu verwenden. Aus den Zinserträgnissen des ersten Jahres wurde der Gipsabguß des seinerzeit m Westfalen gefundenen' 2 Meter hohen Riesenammoniten gekauft, dessen Original sich im Museum van Münster in Westfalen befindet.
Durch Tausch, hauptsächlich gegen Fossilien aus dem Mainzer Becken und Schnecken erhielt die Gesellschaft voml Museum in Dublin das Skelett eines Riesenhirsches zu dem ihr gehörigen prächtigen Kopf mit Geweih und aus dem Museum in La Plata den Gipsabguß eines ganzen Skelettes von Mylodon, einem dem Megatherium nahe verwandten Tiere.
Der Neubau ist im Laufe des Jahres vollendet worden, sodaß bereits an die innere Ausstattung mit Schauschränken und Mobiliar herangegangen werden konnte. Für die Beschaffung der Schränke für die geologisch- mineralogische Sammlung waren langwierige Erwägungen durch die Bmckomimission notwendig; auch rnußten verschiedene Probemodelle und Probeschränke angefertigt werden, ehe die definitive Bestellung erfolgen konnte. Es sind aber nunmehr alle Schausammlungsschränke, die aus dm vorhandenen Mitteln beschafft werden können, auch wirklich bestellt. Für die Schausammlnng der Wirbeltiere hat die Montage der eisernen Schränke bereits im November begonnen. Der Fortschritt in der inneren Einrichtung und die Inbetriebnahme der Heizung machten schon zu Beginn des Berichtsjahres die Anstellung eines Heizers notwendig, der gleichzeitig die Hausineifterstelle inne hat. Int alten Museum haben die Vorbereitungen zum Umzug mit aller Macht begönnert.
Der Vorsitzende gibt nunmehr den Bericht der Revisicns- kommission bekannt, wonach diese die bei der Frankfurter Bank deponierten Wertpapiere und Hypotheken der Gesellschaft, ferner die Bücher und Belege geprüft und richtig befunden hat. Die wirklichen Ausgaben des Jahres 1906 betrugen im Ordinarium 73 226.99 Mark gegen einen Voranschlag von 73 513.30 Mark. f Die Generalversammlung genehmigt die Rechnungsablage von 1906, erteilt gemäß dem Anträge der Reoisions- konrmission dem ersten Kassierer Alhard Andrcae- von G r u n e l i u s Entlastung und spricht demselbm für die gewissenhafte und sorgsame Verwaltung seines Amtes den Dank der Gesellschaft aus. Ferner genehmigt dis ! Generalversammlung den Voranschlag für das Jahr 1907, i der in Einnahmen und Ausgaben mit 79 200.99 Mark s balanciert.
1 Nach dem Dienftalter scheiden aus der Revisionskommission aus die Herren: Charles Scharff und Moritz von Metzler.
An ihre Stelle werden gewähll die Herren: Artur Andreas und Wikhelm Stock.
Vorsitzender der Revisfionskommission für das Iah« 1907 ist Herr Robert O st e r r i e t h.
Sie ersehen aus unserem Berichte, daß das verflossene Jahr reich an Arbeit und Mühe gewesen ist, daß es die Gesellschaft aber auch andererseits ein gutes Stück vorwärts gebracht Hai. Die Anerkennung dafür zeigt sich nicht nur in der stetig wachsenden Mitglieder zahl, in dem lebhaften Besuch unserer Vorlesungen und wissenschaflicheu Sitztnigen, in dem Interesse, das allen Anschaffungen im Museum eintgegengebracht wird, sie zeigt sich vornehmlich in der freudigen selbstlosen Mitarbeit unserer Freunde und
Göitner an der Vermehrung der Sammlungen, und im festen Vertrauen darauf, daß diese Anerkennung und das Interesse der ganzen Bürgerschaft Frankfurts der Gesellschaft auch in Zukunft erhalten bleibe, dürfen wir getrost den mühsamen Umzug nunmehr beginnen und hoffen, daß uns auch die Beschaffung weiterer Mittel für die Inneneinrichtung deS neuen Museums, die aus dem Baufond nur zuin kleineren Teil beschafft werden konnten und noch etwa % Million erfordern wird, gelingt. Nach Vervollständigung und Neuaufstellung der Schausammlungen, die noch viel Zeit, Arbeit und Opfer kostet, wird das neue Museum einen weiteren Edelstein in der Krone Frankfurts 'darstellen, und zum Ruhme und zur Ehre seiner Bürgerschaft gereichen.
X?! Wissenschaftliche Cik;u»r? der Senrkeu- bergischcn Nalurforschenden Gesellschaft. !
Frankfurt a. M. den 23. F.bruar 1907. Vorsitzender: Dr. med. August Knoblauch.
Tr. I Drevermann spricht übe-: !
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„Die Entstehung der Vcrsteinerungcn und ihr Vor- kommen in den Erdschichten".
Der Redner gibt zunächst eine Erklärung des Wortes , Versteinerung". Man bezeichnet jetzt ganz allgemein mit j liefern Name» Reste von Tieren oder Pflanzen, die zu uncr Zeit lebten, welche vor deni Beginn der Jetztz.it lag. sticht nur in „Stein" umgewandelie Ueberreste crhal.en ekso diesen Namen, sondern auch z. B. das Mammu'h, das mit Fleisch, Haut und Haaren im Este Sibiriens erhalten l lieb. Eine Versteinerung braucht aber durchaus nlchi von einem Tier herzurühreu, welches jetzt gänzlich ausgestorben ist; wir keimen z. V- Reste des Auerochsen, des Renntiers, des Lemmings ufiv., die als echle Versteinerungen z» be-l zeichnen sind, weil sie in Schichten gesunden werden, die in der Ciszel abgelagert wurden, also vor Beginn unserer Zeit. Andereiseils aber nennt man Reste von manchen Tieren, wie z. B. vom Riesenalk, der Seekuh und anderen nicht Versteinerungen, weil die Tiere erst in geschchtlicher Zei. ausslarben, resp. ausgero tet wurden. Unsere Ueberliefe- rnngen sind lückenhaft und z>var kennen wir weit weniger i Landtiere als Wasscrbewohner, weil auf dem Jestlande unter den gewöhnlichen Bedingungen jeder tierische Rest schnell verwest. Das erschwert die Erkennung des Zusani- menhangs der verschiedenen Formen; weder müssen wir berücksichtigen, das; uns nur die harten Teile, also die Knochen und Zähne der Wirbeltiere, die Schalen der Muscheln usw. vorliegen, und daß die für den Zoologen so wichtigen Weichteile vollkommen fehlen- j
An der Hand einer Uebersichtstabelle wird dann die Ein> | teilung der unendlich langen Erdgeschichte besprochen, w:e i sie von den Geologen sestgestelli worden ist. Hier sind die Versteinerungen das einzige Mittel zur Erkennung des! relativen Alters einer Schichit; das absolute Alter werden, wir imnier nur schätzen können, da wir die Bedingungen! nicht kennen, unter denen in den rerslossenen Jahrm llionen : die Erde sich befand. Tie Versteinerungen sind auch das einzige Hülfsmittel, um zu erkennen, ob zu einer bestimmten Zeit an irgend einer Stelle die Wogen des Ozeans alles bedeckten, ob ein warmes oder kaltes Klma herrchte; ja die Pa'aeontologie versucht sogar die Meerestiesen fest- zustellen, die zu den verschiedensten Zeiten auf der Erde herrschten. Nie war die ganze Erde vom Meere bedecki; einncl hier, einmal dort trat cs aus seinen Küsten und brach weit in das Land ein. Immer ganz allmählich er- tvlgte ein solches Untertaucheu des Festlandes; Meeresliere fanden ihr Grab da, wo früher Wälder rauschten. Denn heb sich der Boden des Meeres wieder heraus und in dem verfertigten Sch'amm finden wir heute die Reste der Be- wobner der Fluten. Tenn das ist ein Satz, der fest stehen muß: Wo wir Versteinerungen von Meerestieren finden, da stand einmal das Meer; und wenn wir eine Lage m>i Meeresnmscheln finden, darüber eine mit Süßwasscrbe- wohnern und dann noch einmal eine solche mit marinen Resten, dann ist hier das Meer eben zweinial gewesen mich dazwischen lag eine Zeit, in der das Land aus dem Ozean leiausoetreten war.
SSm