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! und 8. Mai 1902j auf dem Fuße, und das merkwürdige Zu- ' saninienspiel der beiden westindischen Vulkane sowie das Milfpicl der mittelamerikanischcn Vulkane Jzalco, Nasaya und Sta. Maria sowie des mexikanischen Colima dauerte ein volles Jahr, während in Kaschaar, Ardidcchan und Manila starke Erderschütterungen stattfanden. Im April

1904 hatte Saloniki das stärkste Beben eines Mcnschen- alters, im Juni Lima, im November Formosa. Im April

1905 folgte das verheerende vorderindische Beben mit seinem Schütterzcntrum bei Lahors, im August die Vulkan­eruption auf der Samoa-Insel Sawai, im September das neue schreckliche Beben in Calabrien. Das Jahr 1906 aber brachte im März ein weiteres verheerendes Beben aus Formosa und im April den gewaltigsten Vesuvausbruch fe i 79 n. Chr. Im April ereignete sich aber auch die vernichtende Erdbebenkatastrophe von San Francisco und im August die ganz ähnliche Katastrophe von Valparaiso, so daß durch die gteidjc Ursache sowohl die blühendste nord- amerikanische als auch die blühendste südamerikanisch: Hafenstadt am Stillen Ozean in Trümmer sank, während im Dezember das neueste große zentralasiatische Beben und im Januar 1907 das neueste verheerende Kingston- Beben die Reche bis auf weiteres beschlossen. Von Vul­kanen erwachten im Jahre 1906 namentlich der Kilauca und der Aleutenvulkan Bogoslof zu neuem Leben.

Für die Beurteilung der äußeren und inneren Wechsel­beziehungen der Beben unter sich, ebenso wie der Beben i mit den Vulkanen dielen die amerikanischen Verhältnisse besonders günstige Voraussetzungen. Tort ist die gesamte Tektonik und Morphologie der Länder und Meere ver­hältnismäßig einfach und durchsichtig, die Vcobachtungs- reihen sind aber wenigstens aus einzelnen Gebieten gute und brauchbare Vor allem gilt das von Wesliiwien, wo die Beben von Kingston, Guadeloupe und Haiti einerseits und die Vulkanausbrüche des Mont Pels und der St. Vincent-Soufriöre andererseits sich harmonisch in eia großes System einstigen. Es handelt sich dabei um die weitere Ausgestaltung des karibischen Mceresbeckens durch Absenkungen und Einbrüche. Der Druck des großen Senkungsfeldes führt auf der Höhe des schmalen Jnscl- 'rnckens, der das Karibenmeer vom Atlantischen Ozean trennt seit der Terliärzeit zu Bodenzerreißungen und Wasserdampferplosioncn, sowie aus den geöffneten Schlün- i den zu Aschmauswurf und Lavaergüssen. Unter anderen, 'ist namentlich auch der Niesenobelisk, der aus dem Krater .des Moni Pels zu 700 Meter Höhe herauswuchs, der aber nur ein ephemeres Dasein hatte, eine unmittelbare Wir­kung jenes Druckes gewesen. In Mittelamerika sieben die Erdboden und Vulkanausbrüche in ganz ähnlicher Beja­hung zu der weiteren Vertiefung und Ausdehnung des Stillen Ozeans, und die gesamte vulkanische und seismische ^ Tätigkeit ist dort noch viel umfangreicher und lebhafter als in Westindien. Die Alöutenvulkane bieten «in schönes ^ Seitenstück zu den Antillenvnllanen und das Beringsmeer 'zeigt ähnlich« Verhältnisse wie das Karibenmeer, ist nur ''in seiner Ausbildung noch nicht so weit vorgeschritten i mic dieses, namentlich nicht so tief. Ter Druck seines l Cenkungsseldes bewirkt aber gegenüber dem Shichaldin, dem Matushin und andern Vulkanen ähnliche Erscheinun- gen tme beim Mont Pel«, und das abwechselnde Auf- steigen und Versinken der Spitzen des 1796 aus dem Meere ausgetauchten BogoslostVnlkans erinnert an denAiguille" des Mont Pels. Tie häufigen Erdbeben der Gegend wer­den bei der spärlichen Besiedelung meist nicht ben:erkt, und die Ausdehnung der Schi'ntcrgebiete ist schwer zu beur­teilen. Bei den mexikanischen Vulkanen zeigt sich allent­halben eine strenge Abhängigkeit der Vulkane von den seismischen Verhältir'ssen und damit zugleich von der > weiteren Ausgestaltung des Stillen Ozeans. Das Gleiche !gilt auch von den südmexikanischcn Beben und Vullan- riesen. Tie Einzeijorschung und d-ie BcobachtungLoeijen . lassen hier viel zu wünschen übrig, die allgemeinen Be­ziehungen sind aber von Ecuador, Peru und Chile ziem­lich klar. Aus dem Scheitel der großen Antiklinalen, idie die Andenketten darstellen, erfolgen hwr ebeusalls i Zerreißungen und vulkanische Explosionen oder Lava- crgüsse. So spielen zurzeit um Quito herum abwechse nd der Cotopaxi, der Pichincha, der Tungeragua, der Cumbal und andere Jeuerberce, während der Sangay seit 1728 überhaupt n cht zur Ruhe gekommen ist. So hoben auch der Maipo und Tupangalo im O. von Valparaiso, der Villan und Anluco östlich von Concepcion und der Vstla- rica und Calbuco östlich von Valdivia in Abhängigkeit von

den dort gelegenen habituellen Schütierherden vor der historischen Zeit mehrfach heftige Ausbrüche gehabt. Auch im H-werlande des kalifornischen Hanplschüttcrherdes, am Goldenen Tore von San Francisco, tob.en einst Vnl.ane, und nur gegenwärtig sind dieselben in ihrer Tätigkeit er- lahmt, die Möglichkeit eines Wiedererwachens ist aber bei ihnen nicht völlig ausgeschlossen. Jedenfalls erfolgen durch den Schollendruck, den die starken Erdbeben andeuten, uni. fangreiche oberflächliche Vodcnzerreißungen und Spatzen- bildungen. Im Mississippibeckcn handelt es sich bei den nicht seltenen großen Beben, die Schüttcrgebiete bis zu 2 Millionen Quadratkilometer gehabt haben, um eine Senkung der inneren Landcsteile, bezw. um eine Syn- llinalebildung, wobei sich Kraterschlünde n'cht öffnen können. Tie Senkung scheint aber erneut fortschreitende Verschlimmerung der Missijsippiüberschwemmungen im Gefolge zu haben.

Diese hochinteressanten Ausführungen, die von -.-tress- lichen Lichtbildern erläutert waren und von den Zuhörern mit lebhaftem Beifall ausgenommen wurden, sind die Re. sultate langjähriger vulkanologischcr Studien, die Prof. Deckert auf alle wichtigeren Vulkane Amerikas geführt haben. So hat er den Mont Pete noch kurze Zeit vor seinem Ausbruch bestiegen und konnte daher ein anschau­liches Bild von den gewaltigen Verheerungen der ameicl- lanischen Erdbeben geben.

XI Wissenschaftliche Sitzung der Senken, bergischc» Naturforscher»^,» Gesellschaft.

Frankfurt a. M., den 9. Februar 1907.

Vorsitzender: Tr. med. August Knoblauch.

Prof. Dr. M. Neisser spricht über:

Biologische Lichtwirkungen."

Seit Urzeiten ist das Licht als Gottheit verehrt morden, so der Sonnengott Baal von den Babyloniern, der Licht­gott Mitra von den Indern usw. Literatur und bildend« Kunst haben immer wieder das Licht verherrlicht. Goethe nennt Geist und Licht die höchsten denlbaren Energien. Aber der leuchtende Körper, das Licht, leuchtet nicht nur, sondern wärmt auch und löst chemische Reaktionen aus. Die chemischen Lichtwirkumgen z. B. aus Chlorsilber sind lange bekannt. Auch Butter und Rahm verändern sich unter Lichteinwirkung sehr schnell. Das Prisma löst be­kanntlich die in ihrer Gesamtheit weiß erscheinen tun Ve- . slandteile der Lichtstrahlen aus mrd ordnet sie entsprechend ihrer Wellenlänge, von den langen Wellen mit geringer Brechbarkeit, den roten Strahlen, bis z» den kürzesten Wellen mit größter Breclcharkcit, den violetten Strahlen. Tie Wellenlänge ist bestimmbar und wird nach uu, das ist Millionslelmillimeter angegeben. Leuchtende Körper sen­den Lichtwellen voir 100 uu bis 60 000 uu aus, aber das urtakte Auge empfindet nur Lichtwcllen zwischen 760 und 382 uu als Licht; Star-Lperierte empfinden gelegentlich Lichtwellen von so geringer Wellenlänge, daß sie dem nor­malen Auge unsichtbar sind, noch als Licht. Die Linse des Auges, so undurchsichtig sie scheint, ist also nicht einmal für alle als Licht erscheinenden Strahlen durchgängig. Biele anderen durchsichtigen Körper, wie Luft, Wasser, Glas, sind auch nur für einen Teil der vom leuchtenden Körper ausgehenden Strahlen durchgängig. Am meisten läßt reiner Quarz die Strahlen ungehindert passieren, zumal die chemisch wirksamen, die ultravioletten, deren Wellenlänge kürzer als 380 uu ist. Den ultravioletten ent­sprechen ans der anderen Seite des Spektrums die langen, wenig brechbaren, wärmespendenden ultraroten Strahlen. Tie ultraroten haben das größie, die ultravioletten das geringste Dnrchdringungsvcrmö^en.

Stm längsten bekannt sind die Wirkungen des Lichtes aus die Pflanze. Nur unter dem Einfluß des Lichtes ver­mag das Chlorophyll die Kohlensäure der Luft zu zer- legen, nur unter dem Einfluß des Lichtes bildet die Pstanze Chlorophyll. Das Licht hat auch richtende Wirkung an, die Pslanze, die dem Licht zuslrcbt, deren Blüten sich im Licht öffnen und deren Blätter sich nach dem Lichte richten Die getbrolen Strahlen bewirken die Kohlensäure-Zer- legrmg, die violetten sind die richtenden. Dem Chloro- phyll der Pflanzen entspricht der Blutfarbstoff bei Mensch und Tier. Bekannt ist die in der langen Polarnacht ent­stehende und gefürchtete Polar-Anänne, die sich in gelb-