m diesem Sinne scharf orientiert. Und gerade diese letz, lere Tatsache, die schon in der Zuckerchemie eine große Rolle spielte, hat in der Folge für den Eiweißaufbau höchste Wichtigkeit erlangt. —; Von den nunmehr genau bekannten Aminosäuren hat säst jede einzelne durch in- :eressante Beziehungen eine besondere biologische Bedeutung: das Serin als erste Oxylsäure, daran anschließend das nahe verwandte C y st e i n, in welchem der Sauerstofs des Hydroryls durch Schwefel ersetzt äst, die . Diamino- fciuren Lysin und D iam i n o t r io xydode kan - säure, wegen ihrer nahen Beziehungen zur Zuckergruppe; die aromatischen Derivate Phen ylalan in und Tyr osin, welche wahrscheinlich zur Jarbstoffbildung, zur Jodbindung sin der Schilddrüse zum Beispiel), zum „Adre- nalin" der Nebenniere, zum „Alkapton" in genetische Beziehung gebracht werden können; schließlich das Prolin,
;das Histidin und' das Tryptophan wegen ihrer Verwandtschaft mit dem Indol und Skatol, welche ja in den Endprodukten des Stoffwechsels Vorkommen. — F i - scher hat nun, nach genauer Kenntnis aller dieser Bau- steine, eine Methode ausgearbeitet, um in den Eiwe'ßkor» pent die „Monoaminosäuren" zu bestimmen: durch Anwendung dieser, der sog. „Estermethode" — denn es ist das Wesentlichste daran, daß man die „Ester" der ■ Aminosäuren der fraktionierten Destillation unterwirft — ist es geglückt, nachzuweisen, daß qualitativ, aber nicht quantitativ, alle Eiweißkörper — d. h. die große bisher untersuchte Anzahl — aus den gleichen Aminosäuren Zusammengesetzt sind. Dies« Tatsackie ergibt sich sofort, wenn man die quantitativen Analysenresultate miteinander vergleicht, welche an verschiedenen Eiweißstoffen (z B. Eieralbumin, Edestin, Kera- tin, Spongin) nach Fischers Methode erhalten worden sind. Hier springt eine biologisch wichtige Folgerung in dis Augen: daß nämlich im Organismus für den Aufbau ganz bestimmter Eiweißkörper in den Organen eine grup. p e n a u s l e s e n d e Tätigkeit stattfinden muß; die bedeutungsvolle Frage: wie wird körperfremdes i>, körpereigenes Eiweiß verwandelt? erhält, nun eine neue Beleuchtung. Vielleicht findet eine solche auswählende Umwandlung schon im Magendarmkanal durch das Pan- kreasfermeni statt; wir werden dessen „auswählende" Fähigkeit nun — an dem wichtigsten Punkte von Fischers Arbeiten — kennen lernen. Fischer hat, von der Einsicht geleitet, daß die „Albumosen" und die „Peptone" für unsere Methoden nicht in genügender Reinheit und Einheitlichkeit faßbar sind, begonnen, durch s ä u r e a m id- artige Verkettung von Aminosäuren Produkte darzu- stellen, welche bereits eiwcißartige Eigenschaften haben, aber noch unter der Peptongrenze stehen: die „Peptide". Bis zur Verkettung von sieben Aminosäuren ist Fischer bereits gelangt; er hat eine große Anzahl der verschieden- sien Peptide dargestcllt und es hat sich gezeigt, daß deren Eigenschaften sich schon beträchtlich denen der Peptone, ja des Eiweißes selbst,'nähern. Von ganz besonderem Inter, esse ist hierbei die Beobachtung, daß durch Pankreasferment n u r b e st i m m t e, n i ch t a l l e, Peptide, und zwar auch von diesen nur bestimmte optische Isomere gespalten werden! Hier also hat man die Möglichkeit, aus der Anzahl künstlich gewonnener Peptide durch die natürliche auswäh- lende Tätigkeit eines Verdauungsfermentes' diejenigen^ ! Formen auszusuchm, welche für den weiteren Aufbau wichtig sind. Die Spaltbarkeit der Peptide durch das Pan- kreasserment hängt ab von der Struktur, der Art und Zahl der Aminosäuren und von der (optischen) Konfiguration. An diesem Punkte angelangt, sehen wir, wie wichtig die qenaue Erforschung der optischen Aktivität, welche eben durch die Konfiguralion bedingt.wird, war. Eine ganze Reihe von Fragen hat sich natürlich an diese neue hoch- interessante Körperklasse geknüpft und sicher werden' die Peptide" berufen sein, noch die großen Fragen der Biologie lösen zu helfen. Ist nun ihre Zugehörigkeit zu den eiweißartigen Substanzen schon durch ihr Verhallen gegen das Pankreasferment sichergestellt, so hat doch Fischer die Richtigkeit seiner Annahme einer peptidartigen V e r k e t t u n g i m E i w e i ß noch dadurch endgültig be- wiesen, daß es ihm gelang, aus dem Seidenfibro'.'n (einem Albumino d) ein bereits vorher synthetisch gewonnenes Peptid das „Glycyl-d-alanin", zu isolieren. Hiermit ist der Weg geössnet, der sicher durch das bisher unauflösliche Gewirre von „Peptonen" und „Albumosen" hindurch führen wird zur Erkenntnis der Konstitution der Eiweiß-
körper.
IX Wissenschaftliche Sitzung der Senlsem . l-erhischen Naturforschendeu Gesellschaft.
Frankfurt a. M., den 19. Januar 1907.
Vorsitzender: Tr. med. August Knoblauch.
Pros. Dr. G. Grerm, Darmstadt, hält den mit großem Beifall aufgenommencn Vortrag:
„lieber die Permanenz der Ozeane."
Daß sich auf den Kontinenten Ablagerungen, aus Mcerwasscr entstanden, vorfinden, ist unbestrittene und unbestreitbare Tatsache, ebenso wie Hebungen und Senkungen schon durch das heutige Vorkommen dieser marmen Sedimente in den höheren Teilen unserer Faltengebirge bewiesen werden. Etwas anderes ist jedoch die Antwort auf die' Frage der Permanenz der sogen, abys- sischem Gebiete, d. h. die Antwort darauf, ob an den Stel- len, wo sich jetzt die Westen flachen Fluren der eigentlichen Tiefsce auZdehnen, auch zu Zeiten Land gewesen ist, oder ob dieselben von jeher zu allen Zeiten von tiefem Meer I &ebe(ft waren. Für die erste Ansicht scheinen e ne Anzahl > geologischer Gründe zu sprechen, so die Ergebnisse, welche Neumayr bei feiner Rekonstruktion der Verteilung von Land und Meer zur Jurazeit erhielt; außerdem wurden dafür von jeher die sogen, „biologischen Beweise" ins Feld geführt. Auch die durch die Paläontologie sicher gestellte teilweise sprunghafte Entwicklung von Floren und Faunen zu manchen Zeiten scheint die Ansicht zu bestätigen. Zahl- reich sind dann freilich auch die Einwürfe dagegen. Sa
setzt vor allem die durch alle geologischen Zeiten stetig wei- tcrgchende Entwicklung der Gesamtslora und Fauna ununterbrochenes Vorhandensein von Land im Gebiet des Kontincntalblocks voraus, das auch durch die stratigra- phischon Bekunde erwiesen ist. Damit wäre aber auch eine Permanenz der Ozeane verbunden. Weiterhin weisen die Tichtcvcrhältnisse der Teile der Erdkruste unter dem Meer und auf dem Koniincnt auf Permanenz beider hin. Zugleich kann das fast vcllständige Fehlen der eigentlichen „Tiessee"-Ablagerungen, der Verwandten des heutzutage isich bildenden „roten Tons" innerhalb der Grenzen der heutigen Kontinente als Beweis herangezogen werben, daß dieselben nie von der Ticssee bedeckt waren und zuletzt geben auch die mittleren Abdachungsvcrhältnisse der Erdkruste i einen dahingehenden Anhalt. Trotz dieses Beweises darf aber die Frage heutzutage noch nicht als entschieden angesehen werden; im Gegenteil haben zwei neuere gut belegte Beobachtungen eigentlich nur bewiesen, daß wir erst noch nahe am Anfang der Beantwortung dieser mst zu den wichtigsten Problemen der Geologie und physikalischen Geographie gehörenden Frage stehen. Eine präz'scre Stellung .der Vorfragen isst jedoch durch die Untersuchungen schon erreicht, und in einigen Gebieten schon Sicherheit erzielt,, wie insbesondere bei Untersuchung und Erkennung der sogen. TranSgressloneri. Einige Hallen durch sie die Frage für gelöst, indem sie aus den morphologischen Eigenschaften deS Meeresbodens folgern wollen, daß den permanenten abyssischen (Tiessee-)Gcbicten aus der anderen Seite der Kontinentalblock gegenüberstehe, der zeitweise und in e n- zelnen Teilen von Transgrcssionen und Jngressionen betroffen werde, die durch die Hebungen und Senkungen ein- zelncr Teile der Kruste bewirkt wurdem
X Wissenschaftliche Sitzung der Scncken"
bergischen Naturforschendeu Gesellschaft.
Frankfurt a. M., den 2. Februar 1907.
Vorsitzender: Tr. med. August Knoblauch.
Ter Vorsitzende heißt Herrn Prof. Tr. Decker t, Dozent für Handelsgeographie an der hiesigen Akademie, in der Senckenbergischen Naturforschen.)cn Gesellschaft herzlich willkommen und erteilt ihm das Mort zu seinem Vorträge über:
„Die Erdbcbcngebiete und Vulkanrcihen Amerikas".
Die letz tvergange neu Jahre geben mancherlei Veran- , lassung über Erdbeben, Vulkanausbrüche und ihre Wechsel- festigen Beziehungen zu berichten. Dem großen OuetjaUe- nängo-Bcben (18. April 1902) folgten die furchtbaren Aus- brüche der St. Vinccnt-Sousric-re und des Mont Pelä (7.