Wohltäter der Menschen dahingegangen, der drvcch seine Entdeckungen Großes geleistet und der Wissenschaft neue Wege gebahnt Hai.

Mit reichem Beifall dankten die Zuhörer dem Redner für das treffliche Bild, das er ihnen van, dem arbeitsrei-. chen Leben dieses genialen Forschers gegeben hat.

Ein schönes Porträt von Fritz Schaudinn, von Blatt­pflanzen umgeben, war ausgestellt.

II. Wissenschaftliche Sitzung der Senckerr- bergrscherr Naturforscherrderr Gesellschaft.

Frankfurt a. M., den 3. November 1906. Vorsitzender: Dr. phil. A. I a s s o y.

Stabsarzt, Prof. Dr. E. Marx spricht über:

Die Tollwut und ihre Bekämpfung." Vortragender setzt auseinander, daß die Tollwut eine ursprünglich dem Hundegeschlecht eigene Infektions­krankheit ist und daß sie vom Hund auf Menschen und Tiere zunächst übertragen wird. Niemals kann die Toll­wut von selbst entstehen. Nach einer Besprechung der Anzeichen der Tollwut bei Tier und Mensch und der Eigen­schaften des noch unbekannten Wuterregers geht der Vor. t'ragende zur. Erörterung der Mittel über, die für die Bekämpfung oie zweckmäßigsten sind. Jede Tollwut­prophylaxe muß beim Hund einsetzen, daher ist das sicherste Mittel, die Wut einzuschränlen, zunächst die Ver­minderung der Hunde. Diese wird durch hohe Hunde­steuer erzielt. In Zeiten, in denen auch nur die geringste Möglichkeit der Infektion vorliegt, ist der Maulkorbzwang dringend notwendig. Wie bei jeder Seuche, so sehen wir auch bei der Wut ein beständiges Schwanken in ihrer Aus­breitung. In den letzten 10 Jahren, in denen Deutsch­land zum Teil hochgradig verseucht war, sind nicht weniger als 30 000 Tiere der Wut erlegen oder als verdöchtih getötet worden. Da sich unter diesen allein 1240 Rinder und zahlreiches anderes Nutzvieh befand, so ist die Toll­wut also auch eine Seuche, die am Nationalwohlstande .L-hrt.

Redner erörtert dann eingehend die Pasteursche ,Tollwutschutzimpsung ihrenr Wesen und ihrer Bedeutung mach. Es handelt sich dabei nur um eine Schutz- ! i m p f u n g und nicht um ein Heilverfahren. Die Aus- ssichten sind um so besser, je früher nach der Verletzung die Behandlung eingcleitet worden ist. Mährend die Mor­talität bei Gebissenen, die nicht geimpft sind, 1020 Prozent beträgt, so stellt sich die der Schutzgeimpsten ans 0,20,5 Prozent. Es ist zu hoffen, daß sich die Resultate bei der gleichzeitigen Anwendung von Antiwutscrum noch besser gestalten werden Eine Heilung der Wut kommt nicht vor, auch das Serum ist hier machtlos und wird es auch immer bleiben. Vortragender schließt mit der dringenden Mahnung, bei erfolgter Verletzung sich nach Ansbrenuen der Wunde sofort nach Berlin ins Kochsche Institut zur Schutzimpfung zu begeben.

Der überaus klare und interessante Vortrag wurde von den zahlreich erschienenen Zuhörern mit lebhaftem Beifall ausgenommen.

III. Wissenschaftliche Sitzung der Sencke verglichen Natrrrforschsnderr Gesellschaft.

Frankfurt a. M-, den 17. November 1906 Vorsitzender: Dr. phil. A. Iassvy.

Prof. Dr. A. Voeltzlow, Berlin, spricht über:

Die Comoren aus eigener Anschauung".

Mit seiner zweiten großen Reise nach Madagaskar, den Jahren 19031905, hat Prof. Voe'ltzkow auch e ! Erforschung der nordwesltich von Madagaskar gelegen \ Gruppe der Comoren-Jnseln verbunden, die unter frc zösischem Protektorat stehen- Die bedeutendste In Groß°Comor o", die längere Zeit vom Vortrage den untersucht wurde, umfaßt etwa 1000 Geviertkilomel und ist wie die übrigen Inseln vulkanischen Ursprum Ter heute noch tätige Vulkan, der Karthala, erhebt sich 1

zu 2500 Nieter Hohe. Trotz reichlicher Niederschläge und üppiger Bewaldung der Bergabhänge ist die Insel ichr wasserarni, weil der Regen in dem vulkanischen, porösen Boden rasch verschwindet. Die Insel besitzt keinen ein­zigen Fluß oder Bach, nur hoch im Gebirge findet u.an ein paar, das ganze Jahr über nie versiegende, schwache Quellen. Tie Küstenbewohncr benutzen das brackige Wasser, das sich während der Flut in brunnenartigen Ver­tiefungen der Lavafölsen ansammelt und behelfen sich für ! Trinkzwecke mit der Milch der unreifen Kokosnüsse. Im Innern der Insel hat man, um Trinkwasser zu gewin- nen, ganz eigenartige Zisternen erfunden, indem man die großen Affenbrotbäume bis aus die Rindenpartie aushöhlt j und das Regenwasscr durch künstliche Rinnen am Stamm s dorthin leitet. Natürlich sammeln sich in diesem Wasser! auch viele Tiere, besonders Moskitolarven. !

Auf der Nordhälste der Insel, deren vulkanische Tätig, keit erloschen ist, befindet sich ein Kratersee mit salzigem Wasser, das als Heilmittel dient. Die Ostküste ist ohne Hasen und besteht aus schrossen schwarzen Lavawänden. ! Auf der Westküste liegt der Haupthafen M'Roni, den Vvr°> tragender als Standquartier für seine wissenschaftliche! Durchforschung der Insel wählte. Die Städte aus Groß- Eomoro bieten im allgemeinen dasselbe Bild. Niedrige, aus Lavablöcken erbaute, einstöckige Häuser schließen sich zu schmalen Straßen znsanunen und werden vcn einer hohen, mit Warttürmcn verstärkien Mauer umgeben Daran schließen sich nach außeii oft ngch dvrsartige Ansiedelun­gen, überschattet von Mangobäumen und Kokospalmen und versteckt in den Bananenhainen.

Die Bevölkerung, die eine Abart des Kisuaheli spricht, ist eine recht gemischte, läßt aber doch drei Haupttypen unterscheiden. Tic erste Besiedelung der Insel geschah wohl durch die Araber und mit ihnen kamen Schwarze von der Küste Ostafrikas. Ilm 1500 erschienen dann Sch'ra- zicr vom Persischen Meer, die noch heute die herrschende Rasse bilden. Ihnen folgten später Madagassen und fern» Wanderer vom afrikanischen Festland, die sich unter ein­ander vermischten. Ihrem Bekenntnis nach Mohamme­daner, kleiden sich die Vornehmen arabisch, dos Volk da-^ gegen ebenso wie überall in Ostasrika. -'J

Zum Studium des hohen Vulkans, des Karthala, ver- legte Pros. Voeltzkow seinen Wohnsitz für zwei Wochen an den oberen Rand des die Abhänge des Kegels in einer breiten Zone umziehenden Urwaldes, in eine Hohe von 1800 Meter und besuchte von dort aus mehrfach den Vulkan selbst.

Prachtvolle Lichtbilder zeigten den Riesenkrater von 4 Kilometer Durchmesser und seinen inneren Kessel. An­dere Bilder erläuterten die verschiedenen Arten von Lava­strömen, basaltische und schlackige Laven, deren Verwitte. rung und allmähliche Besiedelung mit Pflanzen. Den Schluß des Vortrages bildeten Ausblicke auf die wirtschaft­liche Ausnützung der Insel, die in Händen einer franzö- fischen Gesellschaft liegt. 1887 wurde sie von dem franzö­sischen Naturforscher Humblot ins Leben gerufen, und beschäftigt zurzeit 1200 farbige Arbeiter Sie unterstützte auch die wissenschaftlichen Arbeiten des Vortragenden in bereitwilligster Weise. Kakao gedeiht vortrefflich, doch verursachen die Natten einen enormen Schaden, der aus 50 000 Francs jährlich geschätzt wird. Kaffee steht eben- falls gut, dagegen wird die weniger gewinnbringende Ge­würznelke gegenwärtig durch Vanille ersetzt. Leider ist das Insekt, das die Befruchtung der Vanilleblüten in der Heimat in Mexiko bewirkt, hier nicht lebensfähig. Es muß daher die Befruchtung künstlich durch Arbeiter vor- genommen werden. Natürlich ist dieses Verfahren nicht ganz zuverlässig, sodaß nur etwa 60 Prozent der Blüten zur Schoienbildung kommt und etwa 800 befruchtete Blü- ten erst 1 Kilogramm präparierte Vanille ergeben. Trotz­dem wurden 1902 schon etwa 4000 Kilogramm Vanille

geerntet.

Auf dem vulkanischen Boden gedeihen selbst in 1800 Meter Meereshöhe alle Gemüse noch vortrefflich, besor- ders Kartoffeln. Im Norden der Insel werden aus Weide­flächen Rinder gezüchtet.