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Bei den Säugetieren ist die Anordnung der Muskulatur im Bereich des Kieferbogens auf den ersten Blick wieder

zu erkennen. Schläfenmuskel, Heber des Unterkiefers

und intermandibularer Muskel zeigen im wesentlichen die gleiche Anordnung. 'Im Facialisgebict ist die oberfläch­liche Hautmuskulatur a u riesiger Ausdehnung gelangt und hat die wichtigen Funktionen des Augenlidschlusses, der Bewegung der Lippen, der Ohren und Kopf und Hals- haut übernommen. In der Tiefe finden wir aber am Zungenbeinbogen die ursprüngliche Anordnung der Mus­kulatur noch erhalten, wie bei den Urodelen, einen Heber des Zungenbeins, den hinteren Teil des zweibäuchigen Muskels, welcher mit einem Teil des intcrmandibularen Muskels durch eine Zwischensehne in Verbindung getreten ist, und den Stylohyoideus, dm Abkömmling des Jntcrhyoideus. Zwischen Zungenbein und Kieferbogen ist das Mittelohr zur Entwicklung gelangt, welches zusam­men mit der Bildung des sekundären Gaumens die Ober­kieserregion umformte. Der naheliegende Vergleich des Mittelohres und äußeren Gehörganges mit dem Spritzloch der Selachier wird durch, die Entwickelungsgeschichte der Säugetiere als unrichtig erwiesen. Die 1. Schlundspalte vor und über der Chorda tympani, dem hinter der Kiemen­spalte verlausenden Hauptaste (Ramus postrematicus) des Facialis bildet sich vollständig zurück und hinter und unter der Chorda, tympani bilden sich äußerer Gehörgang und Trommelfell unabhängig von der 1. Schlundspalte durch Erhebung von Hautsglten und Taschenbildungen von der Schkundwand aus. ..-Daher kommt es, daß die Chorda tympani über dem Trommelfell au seinem oberen Rande durch das Mittelohrstlauft.

Einem völlig anderen Entwicklungsmodus folgt das Trommelfell und Mittelohr der Anuren. Bei Frosch und Kröte ist. die erste Schlundspalte als Ausgangspunkt der Mistelohr- und Trommelfell-Entwickelung zu erkennen und demgemäß entspricht die topographische Lage der Chorda tympani zum Mittelohr hier der zum 'Spritzloch bei den Selachiern.

Auch das Skelettsystem nimmt durch die Ausbildung der Gehörknöchelchen an der Bildung des schallleitenden Appa­rates des Mittelohres teil. Die Streitfrage, ob das Ge­lenk zwischen Hammer und Ambös/ dem Kiefergelcnk der Urodelen und Selachier entspricht, kann nur gestreift wer­den. Hinter dem Hhoidbcgen ist nur noch ein Kiemcnbogen bei dem entwickelten Säugetier als solcher ohne weiteres zu erkennen, das Hinterzungenbeinhvrn. Aber die ver­gleichende Entwickelungsgeschichte zeigt, daß der Schild­knorpel aus dem 2. und 3. Kiemenbvgenknorpel verschmilzt und es lassen sich Gründe dafür ansühren, daß der 4. Kiemenbogen in deru Kehldeckel steckt. Damit ist der enge Anschluß an die Urodelen gewonnen, deren Ana­tomie und Entwickelungsgeschichte, die Herkunft des Stell­knorpels aus dem 6. oder 7. Kiemenbogen der haifisch­ähnlichen Vorfahren erkennen läßt. Die enge Zusammen­gehörigkeit der Selachier, Urodelen und Säugetiere kommt aus diesem Gebiete zu prägnantem Ausdrucke und vor allem die vergleichende Anatomie des peripheren Nerven­systems erweist sich als sicherer Leitfaden für die Auffin­dung der richtigen Homologien. Skelett und Gefäßsystem sind den entwickelungsgeschichtlichen und topographischen Befunden im Bereiche des Nervensystems unterzuordnen. Der Vortrag wurde durch eine große Anzahl. Abbildungen und durch stereoskopische Photographien von anatomischen Präparaten erläutert, wozu die Firma Schlesicky- St röhlein die nötigen Stereoskope gütigst zur Ver­fügung gestellt hatte. (Fortsetzung folgt.)

Zum Schluß erstattet der II. Direktor Robert de N e u f v i l l c den Jahresbericht.

Tue größte Bereicherung und Vermehrung hat im ver­flossenen Jahre die mineralogische Abteilung erfahren. Konnten wir im vorigen Jahre über die wert­volle Schenkung der Mineraliensammlung unseres ver­storbenen Mitgliedes Dr. Ludwig Belli berichten, so sind heute in erster Linie zwei hochherzige Schenkun­geil von größeren Mineraliensammlungen zu erwähnen, der Sammlung von Gesteinen aus dem Taunus/Odenwald und Spessart des Frankfurter Mi­neralogen Franz Ritter uns der Sammlung des Bulkansorschers Tr. Al Phons St übel. Sodann hat in den letzten Tagen unser arbeitendes Mitglied . Tr. E d m u n d Naumann seine von '^'m selbst zusam­mengebrachte Sammlung von Erzstusen der Gcsell- sebaft in hochherziger Meise als Geschenk überwiesen.

Franz Ritters che Sammlung. Der wert­vollen Beiträge, die Ritter schon zu Lebzeiten für dir Lokalsammlung des Seuckenbergischeu Museums geliefert hat, ist in früheren Berichten gedacht worden. Aber auch über das Grab hinaus ist ihm die Gesellschaft zu ewigem Tante verpflichte,. Während seiner qualvollen Krank-' heit, von der ihn erst der Tod erlösen sollte, hat er seinem ' Bruder, Oberforstrat A. von Ritter, und dem Sek­tionen'^ Pros. W. Schau f seine Wünsche bezüglich sei­ner Sammlung mitgeteilt. Danach sollten seine Edel­steine, die er durch Tausch gegen Lokälsuitcn von Eu­gen Tornow erhalten hatte, in der Familie seiner Angehörigen bleiben, die Steinbeile aus dem Taunus verkauft, käuflich erworbene Mineralien von D. Bl a tz in Heidelberg übernommen, alle weiteren aber von ihm selbst gesammelten mineralogischen und petrographi- schen Schätze der Senckcnbergischen Gesellschaft übermit­telt werden. Tie außerordentliche Reichhaltigkeit dieser Sammlung zeugt von dam erstaunlichen Fleiß des Ver­schiedenen und von seiner Begeisterung für die Wissen­schaft.

. Die Gesteine des Taunus, Odenwalds und Spessarts sind zum großen Teil in mehrfachen Dubletten verschie­dener Größen vertreten, alle in trefflichen Handstücken. Besonders wertvoll sind die Mineralien der Umgebung von Frankfurt, die nur von einem Manne mit der Zä­higkeit, unverdrossenen Ausdauer und dem hervorragen­den Bcobachtungstalentc Ritters in solcher Vollstän­digkeit zusammengebracht werden konnten. Die Phos­phate der Brauneisenerzlagerstätten und Quarzgänge, die Manganspäte von Oberneißen, die Nauroder Mineralien, die wohl ähnlich den von F. Zirkel untersuchten, von Jinkenberg bei Bonn zum Teil nicht Einschlüsse, sondern magmatischeUrausscheidungen" sind, die schönen Fluo­rite und Albite. von Ruppertshain mögen besonders her­vorgehoben tverden. Nächst dem Taunus ist der Spes­sart mineralogisch am vollständigsten vertreten, so daß Ritters Kollektion hinter der Aschasfenburgcr nicht erheblich zurückstchen wird. Auch aus dem Odenwald und der Ebene konnte eine Reihe bemerkenswerter Stu­fen aufgezählt werden. Da- aber mit Hinsicht auf den in diesem Jahre zu bewerkstelligenden Umzug eine Ordnung und Aufstellung des Ritte r scheu Nachlasses noch nichl erfolgt ist, soll später genauer über Einzelheiten referiert tverden.

Außer den Mineralien und Gesteinen hat Oberforst- rat A. v cit Ritter der Gesellschaft auch die Kristall­modelle seines Bruders, mehrere optische Präparate von Reuters Steeg, ein Anlegegoniometer und ewige Hämmer überwiesen. Die Modelle aus Pappe sind meist n ach Formen der Lokalsammlung entworfen; sie sind ged i

räbezu Meisterstücke an Exaktheit und künstlerischer 8 lcndung, die. einer jeden Lehrsammlung zur Zierde reichen würden.

A l p h o n s S t ü b e l - S a m m l u n g. Am 16. Jur. 1906 teilte Emil Kühnscherfin Dresden der Ge­sellschaft mit, daß er und Dr. Theodor Wolf als langjährige Freunde des verstorbenen Vulkanologen Dr. Alphons St übel durch testamentarische Bestim­mung beauftragt worden seien, 'den wissenschaftlichen Nachlaß S t ü b c l s zu ordnen und darüber Weiteres zu verfügen,.und daß er gesonnen sei, die von dem Verschie­denen hinlerlassene Sammlung südamerikanischer Ee- lsteine der Senckcnbergischen Gesellschaft zu überweisen. Es braucht wohl kaum betont zn werden, daß die Gesellschaft über dieses großartige und uncrwar-1 tete Anerbieten hocherfreut war; denn a"s"'' dem Gra ssi - Museum in Leipzig, das im Besitz der Stü- b e l scheu Hauptsammlung ist, hat wohl kein Institut, .noch, weniger ein Privatmann, eine Zusammenstellung von petrographischem Material aus «dem südamerikani­schen Vulkanzug aufzuweisen, das an Vollständigkeit und Zuverlässigkeit auch nur einigermaßen mit dieser herr­lichen Kollektion zu vergleichen wäre, dem Ergebnis der vielicchrigen, rastlosen Tätigkeit des hochgeschätzten For­schers, durch dessen geistvolle Hypothese das uralte Pro­blem der Entstehung der Feuerberge in ein ganz neues Stadium getreten ist. Ter größere Teil der Sammlung! besteht aus Haudstücken der vulkanischen Gesteine (vor­wiegend aus Andcsitcn, Daciten, Porphyritcn) von Ecua­dor und Eolombia, den Hauptgebieten der Studien Stu- bels, wo er mit Reiß fast zehn Jahre unter überaus großen Schwierigkeiten verbrachte, aber auch Peru, Bo- livia, Chile, Argentinien und Brasilien sind durc;

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