Ich habe deshalb niehrfache Erkundigungen über bestehende Fernheizwerke, besonders über das große Fernheizwerk ilt Dresden eingezogen und zunächst die Bestätigung erhalten, daß dasselbe vorzüglich funktioniert und, was für unserer^ Fall besonders wichtig wäre, zum Anschluß aller möglichem Spezialfysteme sich eignet.

Die besonderen Annehmlichkeiten der Fernheizsysteme be­stehen ferner in der großen Betriebsvereinfachung und der Konzentrierung der Raucherzeugung auf eine einzige Stelle.

Leider habe ich aber aus einem Bericht, den Herr Kom­merzienrat H e n n e b e r g, der Konstrukteur des Dres­dener Werkes, ini Berliner Architekten- und Fngenieur- werein erstattet hat, entnommen, daß andere Gesichtspunkte der Einrichtung eines solchen Werkes bei uns jedenfalls. Schwierigkeiten bereiten werden.

Herr Henneberg schickte zunächst einige allgemeine,

! Erläuterungen voraus und erklärte den Begriff des Fern­heizwerkes räumliche Trennung der Erzeugungsstelle de^ Wärme und der Berbrauchsstelle in verschiedenen Gebäu­den und zwar auf größere Entfernungen. Möglich gewor­den ist cme solche Uebertragung erst durch hochgespannten Dampf, den man jetzt mit 68 Atmosphären Druck bei . Entfernungen bis 2000 Meter anwendet, nachdem man ge­lernt hat, derartige Leitungen mit voller Sicherheit, na­mentlich auch hinsichtlich der unschädlichen Ausgleichungen der erheblichen Ausdehnungen der metallischen Rohrleitun­gen durch die Wärmeunterschiede zu konstruieren.

Derartige Anlagen werden, wenn sie wirtschaftlich gün-i stig arbeiien sollen, verbunden mit einer Licht- und Kraft- Zentrale, da diese drei Anstalten ihren Höchstbedarf an Dampf nicht zur gleichen Zeit haben werden, so daß sich bei einer solchen'Verbindung mit einer wesentlich kleineren Kesselanlage auskommen läßt, als bei drei getrennten, selbst­ständigen Werken.

i Die Anwendung des hochgespannten Dampfes ermöglicht! j wesentlich kleinere Leitungen, bedingt einen geringeren! Spannungsabfall in den Leirungen, ist also wesentlich wirt­schaftlicher, als Dampf in geringer Spannung. Mit dem­selben lassen sich außerdem in beu verschiedenen Gebäuden" ganz verschiedene Heizsysteme bedienen, so daß also auch alte Anlagen auschlnßfähig sind. (Wie z. B.' zum Teil ich Dresden.)

In Dresden sind neben der allen Zoll- und Steuerdirek- tion im Fernheizwerk auch das Licht- und Kraftwerk m- ! einigt, von welchen aus nun das crstere Gebäude, das KgÄ l Hoftheater, die Gemälde-Galerie, der Zwinger, das Kgm

Schloß, die katholische Kirche, das Ständehaus, die Kunst­akademie, das Albertinum, die Polizeidirektion usw. mit Wärme, Licht und Kraft versorgt werden.

Das Werk ist seit dem 15. Dezember 1900 in Betriebs

Wie Sie hieraus ersehen, ergibt sich für uns wenig Hoff-' uung auf die Errichtung einer gemeinschaftlichen Heizzen- trale, weil der Konstrukteur seist deren Rentabilität von der Berandung mit einer Erzeuguugsstelle von Kraft und Licht abhängig macht und eine solche voraussichtlich auf die aller­größten Schwierigkeiten stoßen würde.

lieber die architektonische Gestaltung der neuen Bauanlage sei kurz erwähnt, daß in Uebereinstimmung mit Herrn Bau- rat Franz von Hoven, der das physikalische Institut und die Bibliothek erbauen wird, der Stil der alten ^Senckenbergischen Bauten als Vorbild gewählt

wurde.

Daß jedes der Gebäude deshalb doch seine eigenartige Durchbildung erhallen wird, liegt in der Natur der Aufgabe selbst.

Die drei an der Viktoria-Allee liegenden Gebäude sollen durch Arkabengänge mit einander verbunden werden, die als Abschluß des Gebäudes nach der Straße und als Ueberdachnug der Seiteneingänge aller drei Gebäude dienen.

lieber dem Eingang des physikalischen Instituts erhebt sich die Sternwarte uwd korrespondierend bei der Bibliothek

ein Uhrturm für die ganze Anlage.

Im Verein mit den Durchblicken auf die im Hintergrund aufsteigenden Mittelbauten des physikalischen Instituts und des Akademiegebäudes werden diese Türme, die verbindenden Arkaden und unser Museum in der Mitte ein Ganzes bilden, das, so hoffen wir, den Freunden unserer Stadt Freude und Genugtuung bereiten soll.

Ich schließe mit dem Wunsch,daß es uns vergönnt sein möge,bei der Jahresfeier im Mai den Grundstein und zwei Jahre später den Schlußstein unseres Museums

zu legen.

Eine große Anzahl von Plänen sGruird risse, Schnitte und Fassaden) des projektierten Museums-Neubaues er­läutert den interessanten Vortrag, dem die zahlreichen Zu­hörer die beiden Hörsäle des Bibliothekgebäudes sind wiederum dicht besetzt mit gespannter Aufmerksamkeit folgen.

Zum ; Schlüsse dankt der Vorsitzende Herum Baurat N e h e r mit herzlichen Worten nicht nur für seine heuti­gen Ausführungen, sondern auch für das große Interesse und Verständnis, welches der Vortragende nunmehr seit fast fünf Jahren dem Bauprojekte der Gesellschaft und ihren auf dasselbe bezüglichen besonderen Bedürfnissen und Wünschen entgegengebracht hat. Das Ergebnis langjäh­riger Studien und Vorarbeiten des Vortragenden ist das vorliegende Projekt, welches in der Verwaltungssitzung vom 16. Januar d. I. einstimmig genehmigt worden ist. Möge seine Ausführung der Senckenbergischen Natursorschenden Gesellschaft zu Nutz und Frommen, unserer Vater st a dt zur Zierde und der Bürgerschaft Frankfurts, welche in hochherziges Weise reiche Mit­tel zur Aufführung des Neubaus gespendet hat, zu bleibendem Ruhme gereichen!

Soimtag den 7. Februar 1904

XII. Wiffettschaftliche Sitzung der Senckenbergischen Natursorschenden Gesellschaft.

Frankfurt a. M., den 6.. Februar 1904.

Vorsitzender: Dr. med. August Knoblauch.

Herr Fritz Winter spricht über Die Sühwaffersische von Mitteleuropa und ihre Kranke heilen."

Tie mitteleuropäischen Süßwasserfische, welche etwr 90 Arten angehören, verteilen sich in der Hauptsache au die Familien der Teleostier oder Knochenfische, uack ihrem knöchernen Skelett so benannt. Davon gehören zm Familie der Cyprinoiden oder karpfenähnlichen nur einer Rückenflosse 46. Arteri, während auf die Fa­milie der Salmoniden oder Edelfische, die zwischen Rücken- und Schwanzflosse noch eine Fettflosse haben, nur 18 Arten kommen. Die Uebrigen, darunter diejenigen mit doppelter Rückenflosse, wie Zander und Stichling, treten in der Zahl zurück. Einerseits die V a r i a b i l i t ä t kann man doch aus eineni Schuppenkarpfen durch Ueberführen .aus schnellfließendem Wasser in einen Teich anfangs einen Spiegelkarpfen, in den nächsten Generationen einen aus- gesprochenen Lederkarpfen ohne Schuppen ziehen, an- ; dererseits die leichte Verba stardierung der Fische untereinander, erschweren auch einem geübten Ichthyologen die systematische Bestimmung unserer Süßwasserfische un­gemein. Das gab mit die Anregung zur Herstellung eines großen Tafelwerkes, welches in einer bis jetzt noch nicht erreichten Vollkommenheit die bildliche Darstellung der gesamten Fische von Mitteleuropa nebst ihren Varie­täten auf 31 Tafeln enthält, Die leichte Variabilität der Fische war für uns von großem Nutzen, indem sie z. B. beim Karpfen, unserem ältesten Nutzfisch, der schon aus der Tafel Theoderichs des Großen, wie Felix Dahn nachgewiesen hat, gern gesehen wurde, einige Rassen durch künstliche Zuchtwahl entstehen ließ, die durch große Rentabilität, kleines Skelett, kleine Flossen, hohen Fleisch­ansatz und rasches Wachstum sich-auszeichnen. Im Mittel- alter taten sich besonders die K l ö st e r in der Züchtung der Karpfenrassen hervor; um 1543 wird berichtet, daß die Erzbischöfe von Bamberg Prämien aussetzten für Karpfen, die so hochrückig sein mußten, daß sie Tellerform einnahmen. Aus den Tälern des Aischgrundes ist heute noch die Aischgründer Rasse die höchstrückige, die auf den Markt kommt. Am verbreitetsten ist jedoch die böhmische Rasse, da sie die größte Widerstandsfähigkeit, besonders gegen Wit- ternngseinflüsse besitzt.

Die rationelle Züchtung der Edelfische ist erst ein Produkt der letzten Jahrzehnte.. In dem Maße, wie die Fischzucht sich hob, stieg auch das Bedürfnis nach Erkennt­nis der zahlreichen Fischkrankheiten. Die bayerische Regie- rung, welche den Schaden erkannte, den Fischerkrankungen jährlich in der Volksnahrung ausmachen, war weitsichtig