und Einecke, Bergreserendar in Halle a- S.: „Ist die durch Bauer undWenkenbach bei Geisig, Weyer, Wellmich, Werlau und Peterswalde festgelegte südwestliche Fortsetzung des Holzappeler Gangzuges tatsächlich dort zu suchen?"
Zum 1. Oktober 1905 wird der v- Reinach-Preis wiederum, diesmal für das Gebiet der Paläontologie, ausgeschrieben werden.
Sodann legt der Vorsitzende die in den letzten Monaten erschienenen Hefte der „Abhandlungen" der Gesellschaft vor, nämlich Band 27 Hest 2 und Band 29 Heft 1.
Das 2. Hest des 27. Bandes enthält Arbeiten, welche das Voe'tzkowsche Reisematerial behandeln, von Professor V o e l tz k o w selbst, Dr. Mell und Dr. Siebenrock. Letztere Arbeit befaßt sich mit den Schildkröten von Madagaskar und Akdabra, die auf drei Tafeln in einer bisher noch nicht erreichten Schönheit und Feinheit abgebildet sind.
Das £ Heft des 23. Bandes nimmt eine einzige Arbeit des Herrn A. von Neinach -Frankfurt ein über die Schildkröten aus dem egyptischen Tertiär. Diese ausgezeichnete Arbeit bildet die Fortsetzung der im 28. Bande der Abhandlungen von demselben Autor bearbeiteten Schildkröten des Mainzer Tertiärbeckens. Das Material zu der vorliegenden Arbeit war von den Münchener Geologen Freiherrn Dr. E. S t r o - mer-von Reichenbach und Dr. M. Blanken- h o r n auf einer Forschungsreise in Egypten im Jahre 1901/1902 gesammelt worden. Außerdem wurden noch fossile Schildkrötenpanzer aus dem Senckenbergischen Museum und aus dem. Königlichen Museum für Naturkunde in Berlin, aus den gleichen egyptischen Tertiär- ablagerungen stammend, zur Beschreibung herancezogen. Diese hervorragende Arbeit von Reinachs bildet.eine willkommene Bereicherung der systematischen Forschungen über das egyptische Tertiär, dem von den bisher beschrie- denen europäischen tertiären Schildkrötenfaunen die des Untereocäns von Sheppey in England am nächsten sicht.
Nach diesen Mitteilungen des Vorsitzenden hält Herch Dr. med. K. V o h s e n einen außerordentlich interessanten, j mit lebhaftem Beifall aufgenommenen Vortrag:
„Sprache und Natursorschung".
In Anknüpfung an den Vortrag Professor Burck- hardts in der letzten wissenschaftlichen Sitzung bespricht der Redner die Anschauungder alten Griechen über die menschliche Sprache. Plato und A r i st o t e l e s beherrschten niit ihren Weltanscl-auungen das Mittelalter Die Kirche entschied den scholastischen Streit der N o - m i n a l i st e n lind Realisten zu gunsten der letzteren, die in den Worten die wahren Wesenheiten sahen. Die erstarkende Naturwissenschaft entwickelte sich zu- nächst ohne Rücksicht auf erkenntnistheorerische Fragen. Kant erst löste die Frage nach dem Verhältnis unserer Vernunft zur Well durch Annahme der Materie der Sin- ncsempsindung als des Gegebenen, das von unserer Vernunft in die ihr eigentümlichen Formen von Zeit, Raum, Kausalität und Substanz verwandelt wird. Wikbetrachten mit W u n d t diese Formen des Vernunstdenkens als das Gegebene und sehen die Ausgabe der Physik im weitesten Sinne in „der Erklärung der Welt als Bewegung nach Elimination der subjektiven Elemente der Sinneswahrnehmung, die Ausgabe der Psychologie darin, die subjektiven Elemente der Sinneswahrnehmung unter sich und
mit den sonstigen, rein subsektiven Tatsachen unserer un- mittelbaren Erfahrung zu analysieren." In dieser Analyse spielt die Erllärung der Sprache eine bedeutsame Rolle, indem sie es ja ist, durch welche unser Denken erst möglich wird. Tie Frage nach dem Ursprung der Sprache überhaupt muß dem Sprachforscher überlassen blei- den; öet Naturforscher fragt nach dem Zustandekom. men der Sprache im Individuum, das seiner Beobachtung zugängig ist, u,rd studiert die Sprache als Ausdrucks, b e w e g u ii g.
Ter Vortragende bespricht nun die BewegungZerschei- nungen der Zelle, des Muskels, der Sprachmuskulatur und ihren Zusammenhang mit den nervösen Zentralorganen Tie wichtigsten Bereicherungen unserer Erkenntnis der Sprache entstammen der Beobachtung des Kindes und derPathologiederSprache,diemitder Entdeckung B r o c a s im Jahre 1862 beginnt. Tie Betvegrin- gen der kindlichen Sprachmuskulatur hinterlassen Eindrücke in den dem Bewußtsein dienenden Zentren der G ro ß - Hirnrinde, die wir als das sensorische Muskelbeive- gungszentrum ftir Sprachlaute oder „g l o s s o - k i n ä ft h e- lischesZentrum" nach Bastian bezeichnen. Neben
diesem besteht poch das Zentrum für akustische und optische Eindrücke, mit Einschluß der Objekte und Schriftbilder, sowie ein in seiner Lokalisation nicht genau bekanntes Zentrum für die Bewegungen der Hand beim Schreiben, von Bastian „ch e i r o-"k in ä st het i scheS Zentrum" genannt. Tiefen Zentren untergeordnet sind die rein reflektorisch oder aus Willensimpulse antwortenden Zentren des verlängerten Marks, von denen aus die Bewegungen der Sprachmuskcln direkt ausgelöst trerdew Nur so sind Fälle erklärbar, in denen bei gut entwickelter Intelligenz völlige Stummheit bis zum. fünften oder siebenten Jahre beobachtet wurde, die plötzlich durch eine psychische Erregung zum Schwinden kam; es stellte sich dann die Sprache in kurzer Zeit vollständig ein. Die vorschreitende Entwickelung des Großhirns des Neugeborenen entspricht dieser Auffassung der Sprachzentren; denn erst im siebenten Jahre, wo die Sprachent- wickelung vollkommen abgeschlossen ist, hat das Großhirn die Reise seiner Markscheidencntwickelung erreicht: die Bahnen sind nun eingeschlisfen, auf denen die Entwickelung des Intellekts erfolgt.
An Hand eines von dem Neurologen Storch erdachten Schemas entwickelt der Vortragende den innigen Zusammenhang der Muskeltätigkeit mü unseren Sinneswahrnehmungen und unserer geistigen Tätigkeit, die sich ja auch im Sprachgebrauch spiegelt, wenn wir geistige und Gemüts- Vorgänge mit einer Metapher als Gedanken- und Gemüts- Bewegungen bezeichnen.
Tie Arbeit des S.p r a ch f o r s ch e r s, der die Geschichte ■ des menschlichen Denkens schreibt, des L i n g u i st e n, der ; die Gesetzmäßigkeiten in Bezug auf Laut und Bedeutungswandel, die phonetische Seite der Sprache auf Grund physikalischer Methoden erforscht, wird ergänzt von der Arbeit des Biologen. Ihn führt sein Weg bei Erforschung der Bewegunasvorgänge der Sprache zu den tiefsten Pr» ■ Wernen des Menschengeistes! Und die Lösung dieser Pr» bleme wird zu einer Weltanschauung führen, die den Zwiespalt zwischen der Welt der Sinneswahrnehmung und des Denkens auchebt, einen Zwiespalt, der die Menschheit Jahrtausende lang gepeinigt hat.
Am nächsten Samstag den 30. Januar' d- Js. wird Herr Baurat L- N e h e r unter Vorlage der in der letzten Verwaltungssitzung genehmigten Pläne über „den Neubau der wissenschaftlichen Institute, insbesondere des naturhistorischen Museums, an der Viktoria-Allee" sprechen.
CSglube Rundschau.
~ Dem Gehilfen von Professor Brauns an der mineralogischen Anstalt der Universität Gießen, Cand. rer. nat. Rudolf Delkeskamp, ist für seine Arbeit „Die Genesis der Thermalquellen von Ems, Wiesbaden und Kreuznach und deren Beziehung zq den Erzgängen des Taunus und der Pfalz" von der Senckenbergischen naturforschenden Gesellschaft in Frankfurt a. M. der v. Reinach-Preis für Geologie verliehen worden.
Die Senckenbcrgische Naturforschende Gesellschaft zu Frankfurt a. M. hat den v. Reinach-Preis, der alle zwei Jahre für die beste Arbeit über die Geologie, Paläontologie oder Mineralogie der wetteren Umgebung von Frankfurt verliehen wird, diesmal, wie uns zu unserer Meldung in Nr. 39 noch geschrieben wird, geteilt und zwei Arbeiten als preiswürdig vorgeschlagen. Die eine ist die bereits genannte von R. Delkeskamp zu Gießen, die andere hat Bergreferendar Einecke (Halle) verfaßt und behandelt die Fortsetzung einiger nassauischer Erzgänge im Hunsrück.