der überfrühen Heiraten sieht - die Kindersoogen und schwere Arbeit der selbst noch kindlichen Mütter lassen die zuni Wachstum und zu kräftiger Entwickelung nötigen Kräfte gor nicht auskommen. Aeußerst hinderlich im Verkehr und auch für die europäischen Ansiedler, die mit Eingeborenen zu arbeiten haben, sehr lästig ist das Kastenwesen. Die Verschiedenheiten der Abzeichen lassen auf eine große Anzahl • bon Gruppen schließen, die sich sozial vielfach gegenüber und im Wege stehen. Kein Angehöriger einer hohen Klasse darf von einem Manne niederer Kaste etwas cm- nehmen, und selbst die von den Fremden.— die als unrein gellen — während der Hungerszeit gelieferten Viktualien werden von den Vornehmen ans religiösen Gründen verschmäht.
Als nach mehrtägiger Reise die Nilghiri-Berge erreicht waren, bezog Dr. Seih einen Bungalo in den „Tigerbergen", deren reiche Tierwelt eingehend geschildert wird. An landschaftlichen Schönheiten ist diese Gegend reich, und die obere Terrasse des Plateaus wird von einem dem der Ebene unähnlichen Menschenstännue, den Toda, bewohnt. Sprache und Sitten haben mit denen der Hindu nichts zu tun und kennzeichnen die Toda als eine inferiore Rasse, in denen manche die Reste einer einst weit verbreiteten Nrrasse zu finden glaubten. Bei seinen Versuchen, mit Hülfe indischer Führer in das Toda-Gebiet weiter einzudringen, stieß Tr. Seitz aus hartnäckigen Widerstand. — Zur Illustration des Vortrages waren Vertreter der Nil- ghiri-Fauna ausgestellt, und eine von Tr. Seitz zusammen- gebrachte Kollektion buntfarbiger Schmetterlinge aus den „Tigerbergen" wurde dem Senckenbergischen Museum vom Vortragenden als Geschenk überwiesen.
Zum Schlüsse dankt der Vorsitzende dem Redner für leinen interes'anten, mit lebbastem Beilall ausgenommenen Vorkrag und für seine hochherzige Schenkung, welche die Schmetterlingssammlung des Museums in sehr wünschens-' werter Weise ergänzt. • * ■ |
Abendblatt der frankfurter Jettungl
--- Die Kaiserin und das Senckenbsrgianuur» In der Sitzung der Senckenbergischen natnrforschenden Gesellschaft am Samstag Abend machte der Vorsitzende Dr. August Knoblauch die Mitteilung, daß auf Wunsch de? Kaisers dir K a i s e r i u d a s Protektorat über die Gesellschaft übernommen habe. Diese Auszeichnung, die noch keiner anderen wissenschaftlichen Körperschaft zu teil geworden, sei ein Zeichen der Anerkennung der wissenschaftlichen Leistungen der Gesellschaft. Der Vorsitzende verlas die kaiserliche KabinetSordre vom 23. November und ein Schreiben ans dem Kabinet der Kaiserin. Alsdann hielt Direktor Dr. A. S e i tz vom Zoologischen Garten einen Vortrag über seine Reise in die Mlghiri-Gcbirge in Vorderindien.
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Frankfurt, 2. Dezember.
= sDas Protektorat über die Wissenschaft.) Dieser Tage ist die Bevölkerung der Stadt Frankfurt durch die Mitteilung überrascht worden, auf Wunsch des Kaisers habe die K a i s e r i u das P r o t c k t o r a t über die Senckcnbcrgische N a t u r f o r s ch e n d e Gesellschaft übernommen. ' Diese Anordnung ist ohne Zweifel ebenso freundlich gemeint wie die im Juni erfolgte, wonach das 2. hessische ArtillcrieMegiment Nr. 63 fortan den Namen „Frankfurt" zu führen habe. Zwischen beiden Anordnungen besteht jedoch in der Sache selbst ein so erheblicher Unterschied, daß es nicht angeht, den fetzigen Vorgang einfach wie etwas ganz Selbstverständliches lsinzunehmen. Mit dem Anwachsen des höfischen Geistes in Deutschland hat sich ein seltsamer Gebrauch herausgebildet: diejenigen, die für irgend einen öffentlichen Zweck zu wirken beabsichtigen, find vor allem Andern darauf bedacht, irgendeine sozial möglichst hochstehende Persönlichkeit zur Uebrrnahme des „Protektorats" über ihre Veranstaltung zu bewegen. Stehen derartige Veranstaltungen im Dienste der Wohttätigkcit, handelt es sich um gemeinnützige Fürkorge. um Kollekten, Bazare u. s. w., so werden Kenner der deutschen Volksseele anzunchmcn geneigt sein, daß vielleicht in diesen Fällen der Zweck das Mittet heilige. Ganz anders steht es um den jetzigen Anlaß. Die S e n ck e n b - r g i s ch e Natur- f o r s ch e n de G e s e l l s ch a f t, von Frankfurter Bürgern zn Ehren eines hochverdienten FrankfurterBürgers gestiftet existiert86 Int,re. Ihr Wirken sowohl im Interesse der Aufklärung wie auch der wissenschaftlichen Forschung, wird allgemein und weit übei die G>enzmarkensFro nkfur ts hinaus geschäht und cs ist bisher nicht be- ■ kannt geworden, daß^ie einer Anipornung b-dürste, in der dekorativen Art, wie dicZ setzt geschehen, damit sie noch eifriger an die Erfüllung ihrer Aufgaben schreite. Di- Kabinetsordre des Kaisers spricht es selbst aus: noch „keiner andern wissen- schaftlichen Körperschaft sei diese Auszeichnung (die Uebernahme
des Protektorats durch die Kaiserin) zuteil geworden." Dies ist, wie schon bemerkt, recht gut und schön, aber wir sind der Meinung, es wäre noch besser gewesen, wenn man die Frankfurter Gesellschaft auch weiterhin ruhig sich selber übeilasseu hätte. Die Wissenschaft braucht keine Protektion dieser Art, zumal die Kaiserin »och nie und nirgends ihr Inieressc speziell für die naturwissenschaftliche Forschung zu erkennen gegeben hat. Lehrreich und nützlich wäre cs, wenn sich bei diesem Anlaß feststellcn ließe, auf welche Weise die Aufmerksamkeit des Kaisers aus die Auszcich» uungs-Bedürftigkeit der Senckenbergischen Gesellschast gelenkt worden ist. Als er im Juni dem Artillerie-Regiment den Namcn „Frankfurt" gab, äußerte er, es sei „schon lange der Wunsch der Frankfurter Patrizier" gewesen, „daß die Znsaminen- gehörigkcit der Stadt mit ihrer Garnison durch ein äußeres Land auch in der Hceresgeschichte sich kennzeichnen möge". Wer diesen Wunsch damals geäußert, ist bis aus den heutigen Tag unklar geblieben, denn es gibt wohl Frankfurter Bürger, aber Frankfurter Patrizier kennen wir ntckit. Ob diese geheimnisvollen „Patrizier" bei dieser neuen Angelegenheit nicht vielleicht abermals an der Arbeit gewesen sind?
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Frankfurt, 3. Dezember.
--- sDas Protektorat über die Wissenschaft.) Zu der
unter diesem Schlagwort im gestrigen Abendblatt veröffentlichten Notiz, worin die Uebernahme des Protektorats über dieSencken- bergis che Naturforsche »deGesellschaft in Frank- surt du>ch die K a i s e r i n besprochen wurde, wird uns mitgeteilt: Die Wendung: „Diese Auszeichnung, die noch keiner anderen wissenschaftlichen Körperschaft zu teil geworden, sei ein Zeichen der Anerkennung der wissenschaftlichen Leistungen der Gesellschaft", kommt Nicht in der Kabinettsordre des K a t j e r s vor, sondern der Direktor der Gesellschaft, Herr Dr. August Knoblauch, bediente sich ihrer in seiner Rede am Samstag Abend.
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Die G o A n e
* Dumm und taktlos ist es von der „Frank- dirter Zeitung" an die Uebernahme des Protektorats Lber das Frankfurter Senckenbergianum seitens der Kaiserin eine Kritik zu knüpfen, die allerdings dem »emokratrfchen Empfinden nicht aber dem anderer Frankfurter Bürger entsprechen mag und die — Hegen eine Frau gerichtet doppelt rücksichtslos ist.
— Wie die Franks.
Nnchr. berichten, teilte in'der wissenschaftlichen Sitzung der Senckenbergischen natnrforschenden Gesellschast der Vorsitzende l)r. Knoblauch niil, daß die Kaiserin aus Wunsch des Kaisers das Protektorat über die Senckeubergische Gesellschaft übernommen hat. Der Vorsitzende verlas die kaiserliche Kabinettsordre vom 23. ds. und ein S chreiberi . ans dem Kabinett der Kaiserin^ das mit Begeisterung ausge-, tiommeu würde. —Zinn himdertjährigeu^Jubiläuin von S'chi i Iers Wilhelm Teil plant das Stadtthenter in Zürich für den Januar 1904 Festvorstellungei,, zu denen die hervorragendsten Darsteller --he > emschen Bühnen beigezogen werden sollen.
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* Der Kaiser und das Senckenbergianum. Wie wir erfahren, hat der Kaiser sich die Pläne für den Ne u- bau des Senckenbergianums cinreichen lassen. Dieses neueste Jnieresse ist wohl darauf zurückzuführen, daß die Kaiserin das „Protektorat" der Senckenbergischen natur- forschenden Gesellschast übernommen hat. Wir sprechen die Erwartung aus, daß, wenn der Kaiser, wie es seine Gepflogenheit ist, Abänderangen derBaupläne vorschlägt, die beteiligten Stellen nicht verfehlen werden, freimütig die etwaigen Bedenken entgegenzuhalten, die sich vielleicht aus der gesamten Sachlage des Bauprojektes ergeben.
dl.