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jiet Schwimmblase zur Gewebsatmung heranzuziehm ver­mag. Ganz abgesehen davon, daß dieser Landaufenthalt, der ja hier die ursächlichen Momente für den die Atmung vermittelnden Schwimmblasengang abgibt, in unserer Fisch- sauna so ziemlich einzig dasteht, kann selbstverständlich aber auch beim Aal diese Tätigkeit des Schwimmblasenganges nicht als Atmung im lvahren Sinne des Wortes angesehen werden, da das Tier den Sauerstoff, den es fern von seinem Element aus der Schwimmblase verbraucht, vorher erst selbü abschciden muß.

Dagegen liegt der Gedanke, daß die Schwimmblase em statisches Organ vorstellt, sehr nahe.

Die von mir eingestellten Versuche beweisen, daß die Fische bei den geringfeu Veränderungen des auf ihnen lastenden Druckes eine Aenderung der Größe ihrer Schwimmblase erleiden, und daß das Volumen rer Schwimmblase dem Fischkörper so angepaßt ist, daß schon eine Vergrößerung derselben um weniger als ein Fünfte! hie Fische an die Oberfläche treibt. Es läßt sich indes Se- weisen, daß die Anpassung noch eine viel genauere ist. Man, kann nämlich beobachten, daß Fische mitten im Wasser! >ruhig dastehen, ohne auch nur eine Flosse zu bewegen. Hier; haben die Fische ohne Frage das spezifische Gewicht ihrer Umgebung.

Es muß demnach die Größe des mit Gas gefüllten Rau­mes so der Masse des übrigen Körpers angepaßt sein, daß hie Gesamtmasse gerade das spezifische Gewicht des Wassers hat- Dieser Zustand ist auch für Steigen und Sinken des Fisches der günstigste, denn nun treibt ihn jeder Flossen­schlag hinauf oder hinunter.

Ueberlegt man die weitere Wirkung eines solchen Höhen­wechsels, sei er willkürlich oder unwillkürlich, z. B. durch Strömungen, so ergibt sich ein eigentümliches Resultat, das sich aus folgender Betrachtung ableitet: Im Fische herrscht überall der Druck des umgebenden Wassers, denn die Ge­webe leiten den Druck wie Wasser. Steigt nun der Fisch, so gerät er unter verminderten Druck und die Schwimm­blase erweitert sich, der ganze Fisch wird spezifisch leichter. Dadurch steigt er von selbst weiter. Das Umgekehrte findet beim Sinken statt. Da das Volumen des ruhenden oder geradeaus schwimmenden Fisches in allen Wassertiesen das gleiche sein muß, erhebt sich die wich­tige Frage, welche Dienste kann die Schwimmblase dem Fisch beim Auf- und Niedersteigen leisten, und wie vermag er sie beim Uebcrgang vom Steigen, resp. Sinken zur Ruhe oder zum geradeaus Schwimmen wieder auf .das alte Vo- lumen zu bringem

_ Was zunächst den letzten Fall angeht, so ist es klar, daß ein Fisch, der im Aufsteigen begriffen war und nun vlötz- lich diese Beivegung unterbrechen will, seine Schwimmblase momentan verkleinern muß, damit sie auf das Vo­lumen zurückkehrt, das sie vorher besaß. Denn sonst würde er von selbst weiter steigen. Daß bei solch schnellen Volu­menswechseln der Schwimmblase die Sauerstoff abscheiden­den, resp. ausnehmenden Organe derselben nicht in Anspruch genommen werden können, ist gewiß, denn ihre Funktion ist eine relativ zu langsame. Dagegen kann der Fisch durch Muskelkraft seine Schwimmblase zusammen­pressen oder durch Erschlaffen erweitern. Will er sich jetzt auf dem höheren Niveau aufhalten, so ist dies sogar für ihn die emzige Möglichkeit, dem weiteren Steigen zu ent­gehen, während chm, wenn er nach dem Steigen sofort wie-

in die Tiefe gehen will, selbstverständlich auch noch die Kraft seiner Flossen zu Gebote steht. Außerdem paßt sich dann der neu gewonnenen Höhe die Schwimmblase durch Sekretion bezw. Absorption von Sauerstoff an; doch

wird, wie gesagt, im Anfang immer eine Muskelaktion ein- treten müssen.

Dieselbe Fähigkeit, die Schwimmblase durch Muskelaktion zu erweitern oder zu verengern, wird dem Fisch nun auch zu statten koinmen, toenn er aufsteigen oder sinken will. In eer Tat kann inan beobachten, wie Schleien, Goldfische usw. ohne sichtbare Flossenbewegung vollkommen senkrecht steigen oder sinken, was wohl nur durch diese Art der Regulation zu erklären ist.

Faßt man das Gesagte zusammen, so ergibt sich: Bei plötzlichem Höhenwechsel ändert der Fisch as Volumen seiner Schwimmblase aktiv durch M u s k e l t ä i i g k e i t. Die e tib gültige stnstellung des Fisches auf ein bestimm­tes Niveau, auf denr er verharrt, über­nehmen die Organe der Schwimn!blase, d. i. roter Körper und Oval.

Es ist nun evident, daß dieses Verntögen der Schwimm- dtasenregulation durch Muskeltätigkeit nur ein begrenztes P, denn die Kraft der Muskulatur ist beschränkt. Wenn also der Fisch durch irgendwelche äußeren Einflüsse über

die Grenze, bis zu welcher er den Volumensänderungen sei­ner Schwimmblase durch Muskeltätigkeit begegnen kann, hinausgetrieben wird, so ist die unausbleibliche Folge, daß seine willkürliche Beweglichkeit aufhört, und er nun in die Tiefe versinken, bezw. nach der Oberfläche steigen muß, und zwar mit ständig wachsender Geschwindigkeit. Ein eklatan­tes Beispiel hierfür bietet der Jang von Tiefseefischen, bei denen beim fortgesetzten Heraufziehen die Schwimmblasen­luft die Blase entsprechend dem zusehends abnehmenden Wasserdruck derartig ansdehnt, daß die Tiere platzen oder die Eingeweide zum Maule herausgepreßt werden. Hierzu erwähnte schon B i o t im Jahre 3.807, daß der Jang des Mero (Uabrus merula), der an den Katalanischen Küsten in einer Tiefe von 1000 Meter gefunden wird, also unter einem Druck von etwa 100 Atmosphären steht, nicht verloren sei, auch wenn er von der Angel losreißt, weil eben der Fisch von einer bestimmten Tiefe an nicht mehr im stände ist, mit seiner Muskelkraft nach unten zu gehen Er gelangt an die Oberfläche, weil er die wegen des ver­minderten Außendrucks sich mächtig ausdehnende Blase nicht mehr zu bemeistern vermag.

Bei diesen Betrachtungen ist jedoch der wichtige Faktor zu berücksichtigen, daß aus Gründen, die ich hier übergehen will, eine aktive Volumensänderung der Schwimmblase nur bei den in geringen Tiefen lebenden Fischen von Wirkung sein kann. Daraus folgt, daß der Meeresfisch beim Wechsel der Tiefen wesentlich auf den Gebrauch seiner Flossen an­gewiesen ist. Dafür hat aber ein solcher Höhenwechsel auch an sich nur eine geringe Wirkung auf die passive Erweite­rung resp. Verkleinerung der Schwimmblase durch den wechselnden Wasserdruck, so daß der Meeresfisch in den Tiefen seines Elements viel freier in der Aenderung seiner Höhenlage ist, als an der Oberfläche, resp. der Fisch der Binnengewässer. Differenzen von mehreren Metern Wasser werden bei diesen Tiefen keinen in Betracht kommenden Effekt auf die Größe der Schwimmblase ausüben. Es ! kommt also für den Fisch in der Tiefe des Meeres nicht die Kraft der Muskulatur für die Größe der Schwimmblase in Frage, vielmehr wird das Schwimmblasenvolumen hier nur durch die Sauerstoffdrüse und das Oval reguliert.

Es ist ferner von der Schwimmblase angenommen wor­den, daß sie es ist, die die aufrechte Lage des Fisches her- beiführt. Zwecks Klarstellung dieser Frage experimentierte und machte ich Schwerpunktsbcstimmungen an fünf ver­schiedenen Fischarten, Barsch, Schleie, Döbel, Plötze und Hecht. Die erzielten Resultate kann ich dahin zusammen­fassen, daß bei Barsch, Schleie und Döbel die Schwimm- i blase zum größeren Teil die obere Körperhälfte einnimmt.

' Infolgedessen muß sie diese Tiere im Gleichgewicht erhalten. Anders bei Plötze und Hecht. Hier gibt die Schwimmblase der unteren Körperhälfte das Uebergewicht, so daß diese Fische nur mit Hülfe der Flossen die aufrechte Lage im Wasser bewahren können.

Wozu dinen dann aber Rücken- und Afterflosse, wenn auch ohne sie gewisse Fische mit dem Rücken nach oben zu schwimmen vermögen. Ich will 'ies an der Hand eines Vergleichs erläutern. Segelboote, die eine sehr große Segel­fläche besitzen, würden bei starkem oder unregelmäßigem Winddruck sehr leicht Gefahr laufen, zu kentern. Ilm dem vvrzubcugen, läßt nian am Kiel des Bootes eine Holz- oder

Eisenplatte, ein sogenanntes Schwert, in die Tiefe, um mtjj fciefe Weise dem starken, resp. unregelmäßigen Segeldruck mnen Gegendruck im Wasser bieten zu können. So hat daZ Boot einen ruhigen, gleichmäßigen Lauf und wird durch kurze Windstöße nicht beeinträchtigt. Analog hierzu funk«io- meren Rücken- und Afterflosse bei Barsch, Schleie und Dö­bel. Hier genügt die Schwimmblase wohl, den Fisch in der Ruhe und bei schwachen Bewegungen im Gleichgewicht zck erhalten, aber bei kräftigerem Schwimnien würde er durch die starken Rnderbewegungen des Schwanzes unfehlbar nm- kippen, wenn nicht Rücken- und Afterflosse durch ihre Jlächenausbreitung diesen energischeren Bewegungen einen Gegendruck bieten und so ein ruhiges, sicheres Schwimmen ermöglichen würden. Ich habe dies' oft bei den drei an­geführten Fischen nach Abschneiden sämtlicher Flossen be­obachtet. Wenn die Tiere ruhig dastanden oder nur mit. geringem Antrieb dahinschwammen, verharrten sie int Gleichgewicht, aber jede stärkere Bewegung warf sie so­fort um und ließ sie sich in der Richtung der Längsachse drehen, bis es ihiien wieder gelang, sich durch inäßige, zweck­dienliche Muskeltätigkeit ins Gleichgewicht zu bringen.

Bei diesen Untersuchungen fand ich weiter, daß den Schwerpunkt der Schwimmblase vor dem des Körpers liegt,' die Schwimmblase also zum größeren Teil in der vorderen Körperhälfte liegt, und hierauf" die

Horizontalebene etwas geneigte Lage zurückzuführen, die die