Inzwischen erfreuen wir uns mit stolzer Genugtuung des wachsenden Interesses, welches der Sen - ckembergischen Naturforschenden Gesell­schaft in allen Kreisen der Bürgerschaft Frankfurts entgegen gebracht wird; es zeigt sich am deutlichsten in dem steten An- ft eigenderZahlunsererMitglieder,welche z. Z. eine größere Höhe erreicht hat wie je zuvor! Bewahren Sie vor allem, meine hochgeehrten Damen und Herren, uns dieses wohlwollende Interesse; ! tragen Sie es hinaus in immer weitere Kreise; nur dann' werden wir den neuen, großen Ausgaben gerecht werden 1 können, welche die Zukunft an uns stellen wird! '

Mit dieser herzlichen Bitte heiße ich Sie alle nochmals , willkommen!"

Hierauf hält Dr. meö. OttoSchnaudigelden hoch.

* interessanten, durch zahlreiche künstlerische Zeichnungen illu­strierten und mit lebhaftem Beifall aufgenommcnen Fest- I Vortrag: i

Die Sehorgane der Wirbeltiere. *

Der Vortragende legt zunächst dar, daß der enorme Jor- - menreichtum der Sehorgane bedingt ist durch die verschie- denartigen Anforderungen, welche die Lebensweise und der > Lebensort der Tiere an das Auge stellen- Das Sehen im raschen Vogelflug, das sichere Taxieren der Entfernungen bei Raubtieren, das Einstellen unter Wasser, die Orientierung l bei Nacht oder in absolut finsterer Tiefsee haben die mannig.

; fuchsten Anpassungsformen geschaffen. Auch bei Tieren, die j keinerlei verwandtschaftliche Beziehungen haben, hat die ! Umgebung Entwicklungstypen im gleichen I S i n u verursacht. i

Nach einer kurzen Skizzierung der Entwickelungsgeschichte > des Sehorgans und nach einer vergleichenden Erläuterung l über die Entstehung der Lichtsinneswerkzeuge bei den nie- . deren Tieren, den Schnecken, Tintenfischen und Insekten, ; wird das unpaare Stirnauge der Wirbeltiere besprochen, '! dessen Reste hei den meisten Arteu nachweisbar sind; bei den fossilen Sauriern war es ein wohkausgebildetes Stirn- äuge. Die merkknirhigen Sehorgane der Ascidienlarvcn und die zurückgebildeten Augen vieler Höhlentiere finden Erwähnung.

Die äußere Form der Augen, die Dicke der Wan­dung, die Wölbung der Hornhaut variieren bei Fischen, -Amphibien, Reptilien, Vögeln und Säugern in hohem i Grade. Auch das dioptrische System erfährt die vielfältigsten Modifikationen. Die scharfe Einstellung der Augen durch Vergrößerung der Linsenbrechung im Säuge­tier-, Vogel» und Reptilienauge, durch Linsenbewegung im Schlangenauge, durch Zurückziehen der Linse im Fischaug.. wird geschildert. Redner bespricht sodann dieTeleskop - äugen der Tiefscefische, deren Kenntnis durch die Valdiviaexpeditioic erweitert worden ist, und demonstriert die Verhältnisse an zahlreichen Tafeln.

Die N e tz h a u t ist ein vom Gehirn detachiertes Organ, dessen Verbindung mit dem Gehirn der Sehnerv darstellt. Bei allen Wirbeltieren ist ihre Struktur iniPrinzip dieselbe; Fische und Sänger einerseits, Reptilien und Vögel an­dererseits lassen nähere Beziehungen erkennen- Die Seh­zellen, Stäbchen und Zapfen, werden durch bipolare Schall, zellen an die Nehhautganglienzellen und damit an die Seh­nervenfasern anqeschlvssen: Querleitung der Netz­haut. Die Leitung führt zu den primären optischen Zen­tren, welche bei Fischen und Amphibien zugleich Sitz der Sehscele" sind, von der aus Assoziationen nach an­deren Eehirnzentren führen. Bei den höheren Tieren wer- den die primären Zentren zu Schaltstationen, die Sehseele rückt an die Peripherie des Gehirns, in die Rindensubstanz des Hinterhanptlappens. Außer den Qucrleitungen hat die Netzhaut als erster Hirnabkömmling auch dreierlei Horizon- talassoziationen, deren eine durch die zentrifugalen Schner- venfasern einen geschlossenen Hirn-Netzhantrefiexring bildet. Hierauf folgt die Beschreibung, Funktion und Verteilung der Stäbchen und Zapfen bei den Tierklassen, des Sehv Purpurs und seines Verhaltens, das man am lebenden Alligator mit dem Augenspiegel direkt beobachten kann, de: Leikugeln in den Zapfen der Reptilien und Vögel. In allen-Netzhäuten finden sich Stellen, welche dem scharfen

Formensehen dienen, bei den Vögeln, zwei bis dxei, bei allen anderen Wirbeltieren eine. Die periphere Netzhampartie drent als metorezeptorischesQrgan. Nach Dar­legung der Verhältnisse in den Sehnervenbahnen wirft der Vortragende einen kurzen Rückblick auf die ungeheueren Variationen des Sehapparates und schlicht mit den Worten:

Bei der Erforschung dieses Werkzeuges mit seinen Millionen der feinsten Ele­mente, beiderahnen den Erken ntnis, daßin

der y 3 Millimeter dicken Schmembran un­gezählte Rätsel ungelöst verborgen sind, drängt sich uns der sokratische Gedanke auf: Je reicher unsere Erfahrung wird, desto klarer kommt es uns zum Bewußtsein, wie lückenhaft unser Wissen ist."

(Schlich folgt.)

Zum Schlüsse erstattete der II. Direktor, Dr. med. E. R o e d i g e r, den Jahresbericht:

Hochaiisehnliche Versammlung!

Im Anschlüsse an die Mitteilungen, welche Ihnen unser Herr I. Direktor über die wesentlichen und wichtigsten Ereignisse in unserer Gesellschaft innerhalb des verflossenen Jahres gemacht hat, liegt es mir ob, weiterhin über das Wirken und die Vorgänge Bericht zu erstatten.

Beim Rückblicke auf das abgelaufene Jahr habe ich vor allem des schmerzlichen Verlustes zu gedenken, den unsere Gesellschaft durch den Heimgang zahlreicher treuer Freunde erlitten hat.

In erster Linie beklagen wir aufs tiefste den Tod unserer arbeitenden Mitglieder Herren Oberlehrer Isaak B l um, Tr. Fritz Stiebel, Sanitätsrat Dr. Paul Wirsing und Prof. Dr. I u l i u s Z i e g l e r. Weiterhin den unserer beitragenden Mitglieder Herren Wilhelm Dncca, OttoHerz, JuliusJeidels, Direktor K. Lämmerhirt, Dr. Eugen Lucius, F. W. Mann, Josef Maubach, Friedrich von Neufville- Siebert, Bruno Strubell, Otto Trost, Eugen Ullmann, Dr. med. Reinhard vonden Velden, Karl Vogtherr, Wilhelm Weis- mann und Josef Werner. Wir verloren ferner durch den Tod die ewigen Mitglieder Herren Bernhard Dondorf und Frecherrn Simon Moritz von B e t h m a n n, unser außerordentliches Ehrenmitglied Herrn Justizrat Dr. Paul H e r h o g, das korrespon­dierende Ehrenmitglied Geheimen Medizinalrat Professor Dr. Rudolf V i r ch o w und die korresporwierenden Mitglieder: den kaiserlichen Rat Herrn Felix Karrer in Wien, Professor Dr. Julius Viktor C a r u s in Leipzig, den Wirklichen Staatsrat Dr. Gustav von Rad de in Tiflis und den außerordentlichen Gesandten und bevollmächtigten Minister Dr. Karl Heinrich Ritter von Scherzer in Görz.

Allen Dahingeschiedenen wird die Gesellschaft ein dank­bares Angedenken bewahren.

Ausgetreten sind 6 Mitglieder, die Herren General­leutnant von Deines, Anton Horkheim er, Emil Kopp, Adam Mai, Dr. phil. S. Pro­wazek und Georg Völker.

Die Zahl der ausgeschiedenen beitragenden Mitglieder beträgt in: ganzen 25 . Neu eingctreten sind dagegen im ganzen 57: Herren Dr. nied. Hugo Apolant, Dr. med. Theodor Baer, Generalagent W. Barndt, Dr. med. August de Barg, Dr. phil. H. Becker, Prof. Dr, phil. H. Bleicher, Karl Brückmann, Dr. G. von Brüning, Paul Cahn, Dr. med. Oswald Fels, Dr. jur. Otto Fellner,, Ludwig Fischer, Karl Fischer, Oberförster Otto Fleck, Frau Siegmund Fleischmann, Herren Dr. med. Karl Gerlach, F. von Gold- amnier, Dr. med. F. Grandhomme, Stadt-Gartendirektor Karl Heicke, Philipp Herz-Mills, Frau Elise Horstmann, Herren Adolf Hüttenbach, Carlo Ivos, Karl Jung, Dr. med. Heinrich Kayser, Karl Kotzenberg, Paul Kullmann, Gilbert Leisewitz, Dr. phil. Karl Lisniann, Fräulein Rose Livingstone, Herren W. Heinrich Lotichius, Freiherr Adolf von Mayer, Oberregierungsrat Dr. P. Meyer, Dr. jur.

> B. Mettenheimer, Dr. med. I. G. Mönckeberg, Dr. med.

I Julius Morgenroth, Berginspektor Karl Müller, Wilhelm ! Nestle, G. Hermann Passavant, Dr. med. E. Petersen, Hütteningenieur Paul Prior, Robert Reh, Dr. nied. Edu­ard Reiß, Hermann Ritter, Prof. Dr. Nuppel, Dr. Hans Sachs, Ernst Scharsf, Gustav Schiller, Prof. Dr. med. Th. Schott, Dr. K. Shiga, Karl Friedrich Stiebel, Fräu­lein Julie Velde, Gräfin Dr. phil. Gabriele von Wartens­leben, Herren Wilhelm Daniel Weismann, Georg Weiß, Felix Werner, Fräulein Dr. med. Elisabeth Winterhalter.

Die Zahl der beitragenden Mitglieder beträgt somit 643.

Zu arbeitenden Mitgliedern wurden ernannt die Herren: vr. med. Carl Gerlach, Direktor Ernst Franck, Stabsarzt Prof. Dr. E r n st M a r x, W a l t e r M e l b e r, Dr. Pius Sack und Or. med. Otto Schnaudigel.

In die Reihe der ewigen Mitglieder wurden ausgenom­men : BankdirektorArthurGwinnerinBerlin,Justiz­rat Dr. Paul Hertzog. Moritz von Metzler, Georg Speyer und Prof. Dr. Julius Ziegler. Die Zahl der ewigen Mitglieder beträgt demnach z. Zt. 91.