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[ f Vorgestern abcnd ist im Alter von über 70 Jahren Herr . Oberlehrer I. Blum gestorben, und mit ihm ist ein 1 Mann dahingegangen, der nicht nur in Frankfurt allgemein geschäht und belieb: war, sondern dessen Name sich auch in der ganzen wissenschaftlichen Welt eines guten Manges erfreute. Der Entschlafene war am 11. April 1833 zu Diersburg im badischen Schwarzwald geboren. Mit 11 Jahren kam er zu seiner weiteren Ausbildung aus dem elterlichen Hause. In einer gemütvollen Schilderung, betitelt „Vor einem halben Jahrhundert", hat er seine Erinnerungen an jene erste Reise, da es noch keine Eisenbahn gab. und die Eindrücke der nächsten Jahre wicdergegebcn. Nachdem er auf dem Seminar und dem Polytechnikum in Karlsruhe sein Studium unter mannigfachen Entvehrungen vollendet hatte, wurde er Mftte der fünfziger Jahre nach Frankfurt als Lehrer ans Philanthropin berufen, wo er zunächst den Unterricht in Turnen, Rechnen und Sprachen übernahm. Tann widmete er sich dem Studium der Naturwissenschaften und erteilte in der Schule den naturwissenschaftlichen Unterricht, wie den in der Chemie. Gleichzeitig unterhielt er auch ein Knabenpensionat, das speziell von Ausländern stark besucht war, und mancher Mann in hochangesehencr Stellung jst daraus hervorgegangen und gedenkt des nun Verstorbenen, her seinen Pflegebefohlenen und Schülern nicht nur ein trefflicher Lehrer, sondern auch ein treuer Berater und wahrhaft väterlicher Freund war. Im Jahre 1864 verheiratete er sich mit seiner noch lebenden Gattin Frau Emma geb. Rießer. Während seiner ganzen Tätigkeit in der Schule war er bemüht, den Unterricht in den naturwissenschaftlichen Fächern auszubaucn und durch Sammlungen anschaulicher zu machen. Vor allem weckte er in seinen Schülern den Sinn für die Namr und lehrte sie, ein offenes Auge für die Umgebung zu haben. 36 Jahre lang hat Oberlehrer Blum in wahrer Selbstlosigkeit an der Schule gewirkt, bis er sich in den Ruhestand begab. Trotz seiner ' starken Inanspruchnahme durch seine Lehrtätigkeit fand er immer noch Zeit, sich in den Naturwissenschaften weiterzu- bildcn und selbstständig auf diesem Gebiete tätig zu sein. So verging keine Sommerreise, ohne daß er eine reiche miift» wissenschaftliche Ausbeute aus den Bergen oder von der See mitbrachte. Bei einer solchen Reise im Schweizer Jura hatte er eine neue Schneckenart entdeckt. Sein Spezialfach . war die Botanik. Gemäß seines Berufes als Lehrer der gesamten Naturwissenschaften hat er aber auch der Zoologie und den anderen verwandten Fächern sein ganzes Interesse zugcwandt. Noch während feiner Lehrtätigkeit entstand eine ; größere Arbeit über die Kreuzotter, die in den wissenschaftlichen Abhandlungen der Senckenbcrgischen naturforschenden Gesellschaft veröffentlicht wurde. Später, als er sich ganz seinen Neigungen hingebcn konnte, erschienen in rascher i Aufeinanderfolge eine Reihe von größeren und kleineren Arbeiten. Dem weiteren Publikum dürfte, der „Botanische i Führer durch die Promenaden des Nizza" bekannt sein. Ter wissenschaftlichen Welt hat besonders die Einführung des Formaldchyds in die Konservierungs-Praxis seinen Namen in den letzten Jahren geläufig gemacht. Diese heute über die ganze Welt verbreitete äußerst nützlich: Aufbewahrungs- Methode Vvn zoologischen und botanischen Präparaten hak Oberlehrer Blum in Gemeinschaft nnt seinem Sohn Dr. mecl. F. Blum auSgearbcitet und eme definitive Gestaltung gegeben. Infolge seiner ganzen Tätigkeit und seiner Neigungen fühlte sich der Heimgegangene zu den in Frankfurt vertretenen wisicnschaftlichen Instituten hingezogen. Der Senckenbcrgischen naturforschender: Gesellschaft gehörte er seit dem Jahre 1868 und sehr bald darauf als arbeitendes Mitglied an. Seit einer langen Reihe van Jahren vertrat er dort den Seltionär in Botanik. Wiederholt berief ihn die Gesellschaft in die Direktion und wäh.te ihn für die Jahre 1897/98 und 1901/09 zu ihrem ersten l Direktor. Ferner waren die wissenschaftlichen Abhandlung»» -der Gesellschaft seiner Redaktion unterstellt. und hier harte er sich durch seine außerordentliche Arbeitsfreudigkeit bedeutende Verdienste erworben. Außerdem gekörte Oberlehrer Blum auch anderen wissenschaftlichen Vereinen an, so dem Physikalischen Verein und dem Verein für Geographie und anderen mehr. Der Verstorbene war von mildem Wesen, streng gegen sich selbst und stets milde und gerecht gegen andere. Man hat wohl überall gerne sein ruhiges Urteil und seinen objektiven Rat gehört. Daneben besaß der Entschlafene einen selten freundlichen Humor und eine poetische Ader, die seinen Fryinden manche liebe Stunden - bereitete. Tic zahlreichen Lieder, die er anläßlich naturwissenschaftlicher Feste gedichtet, hatten stets die Stimmung gehoben und den Humor angeregt. Mehrere dieser Lieder sind in Kommersbücher aufgcnovnnen worden. Mit Oberlehrer Blum ist ein Selfmademan in des Wortes stolzester Bedeutung dahingegangen, dessen Name mit unauslöschlicher Schrift in den Annalen des Senckcnbergianums wie der Stadt Frankfurt eingegrabcn ist.
^ K.