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General-Anzeiger
Oberlehrer Blum 1". Gestern abend ist im Alter von etwas über 70 Jahren Herr Oberlehrer I. Blum, eine in weiten Kreisen unserer Stadt bekannte und geschützte Persönlichkeit, gestorben. Der Entschlafene war zn Diersburg im Schwarzwald geboren und genoß seine Ausbildung in Karls-' ruhe, wo er auch zuerst als Lehrer tätig war. Von dort kam er hierher zum Philanthropin, wo er 36 Jahre hindurch icgcus-l reich wirkte. Ursprünglich erteilte Herr Oberlehrer Blum Sprach- und Turnunterricht, später unterwies er die Schüler in den Naturwissenschaften, für die er von jeher große Vorliebe zeigte und deren Studium er viel Zeit und Mühe opferte. Seit 1865 gehörte Herr Oberlehrer Bluiit der Senckenbergiichen Naturforschenden Gesellschaft an und ivar wiederholt erster Direktor, zuletzt bis 31. Dezember v. Js. Speziell tätig war der Verstorbene in der Sektion für Botanik, wenn er sick auch selbstverständlich seinem umfangreichen Wissen entsprechend mit allen Zweigen derNaturwissen- schaff beschäftigte. Eine Reihe von kleineren und größeren Schriften entstammen seiner Feder,unter anderem ein botanischer Führer durch die Frankfurter Anlagen und dasNizza» sowie ein Werk über die Kreuzotter. Sehr verdient gemacht hat sich auch Herr Oberlehrer Blum um die Einführung der Formolkonservieruug, mit der er sich in Gemeinschaft mit seinem Sohne, Herrn Dr< med. Ferdinand Blum, speziell befaßte und die durch ihn zur allgemeinen Einführung gelangt ist. Die Formolkonicrvicrung bedeutet einen großen Fortschritt für die Aufbewahiung anatoniischcr, zoologischer und botanischer Präparate. Der Verstorbene war von mildem Wesen, streng gegen sich selbst und stets gerecht gegen Andere. Ein freundlicher Humor war ihm eigen und manches lustige Lied von ihm ist in die Kommersbücher der Naturwissenschaftler übergegangen. Sein, lierenswürdiges Wesen, sein vortrefflicher Charakter und seine Verdienste um die Naturwissenschafi sichern dem Verstorbenen ein ehrendes Andenken weit über die Grenzen unserer Stadt hinaus.
Zrankfmter Nachrichten,
Ich Unter leibhafter Beteiligung von Verwandten, Freunden und Verehrern wnpde gestern vormittag Herr Oberlehrer Blumbeerdigt. In der Leichenhalle des israelitischen Friedhofes war der Sarg inmitten von Blumen und Kränzen aufgestellt. Zuerst nahm der Direktor des Philan- thropins, Herr Dr. Adler, das Wort, um der segensreichen Tätigkeit zu gedenken, die der Verstorbene an der Anstalt ausgeübt- hat und legte im Namen des Schulrats und des Lehrerkollegiums des Philanthropins einen prächtigen Kranz nieder. Herr Justizrat R i e tz e r-Berlin, ein Schwager des . Entschlafenen, sprach dann namens der Familienangehörigen. Er erinnerte daran, daß Oberlehrer Blum nur aus eigener Kraft das erreicht habe, was är geworden sei. Mit unermüdlichem Fleiß habe er vorwärts gestrebt, aber doch immer Zeik gehabt, wo es nötig war, mit Rat und Tat helfend einzu- g^eifen. So hätte er nur Freunde besessen, denn keiner, der den trefflichen Mann kannte, konnte ihm feind sein. Im Kreise seiner Familie sei er ein treuer Familienvater gewesen, dessen Ehe eine ununterbrochene Kette harmonischer Tage war. Herr Kr. Knoblauch widmete dem Verstorbenen. ' für die Senckenbergische Naturforschende Gesellschaft einen ehrenden Nachruf und schloß mit den Worten: „Unauslöschlich ist sein Name mit der Geschichte unserer Gesellschaft verbunden und mit der Geschichte der. Botanik und ihrer wissenschaftlichen Pflege rn unserer Vaterstadt. Sein Andenken wird in der Senckenbergischen Naturforscheuden Gesellschaft, in Ehren bleiben, und in dankbarer Erinnerung alles dessen, was er uns gewesen ist, legen wir als letzten Gruß am Sarge des Heimgegangenen Freundes den verdienten Lorbeer nieder!" Im Aufträge des Vereins für naturwiffenschaft- liche Unterhaltung legte Herr Dr. Römer einen Kranz nieder., kllutzer den erwähnten Kränzen schmückte noch eine große Reihe herrlicher Blnmenspenden das Grab.
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