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200,000 Mark Jahreseinkommen haben, gebe diesem Herr ! einnial 100,000 Mark zu diesen Zwecken. Zehn dieser i Großmillionäre könnten mit Leichtigkeit diese Subvention spenden. Ihr Herren Metzler, Grnnelius, Henrich, Rößler etc., heraus mit euren Talern, ihr könnt sie ja doch nicht mit ins Grab nehmen, zeigt, daß ihr patriotische Frank- ; fnrter seid, verlangt aber nicht, daß die Steuerzahler immer j mehr neue drückende Steuerlasten tragen sollen, welche unausbleiblich sind, bei solcher Subventionswirtschaft."

Ich bitte daher die Herren Stadverordnetcn um Ab lehnnng der Magistratsvorlage.

Mit Hochachtung _ I. H. Hottler.

Ich sah in der Jllgel'scheir Buchhandlung das Bild Die Jagd nach dem Glück". Auf schwankendem, immer schmaler werdendem Steg sieht man auf einem wild dahin­jagenden Roß eine nackte Frauengestalt die Schale des Ge­nusses hochhaltend. Wild hinter ihr drein vor Gier nach Genuß und Gewinn verzerrte Gestalten, ebenfalls auf jagenden Rossen. Unten in der Tiefe die erleuchteten Paläste einer großen Stadt. Der Sturz in die Tiefe wird die Folge sein und das Phantom wird verschnündcn. Die folgende Nacht träumte mir, ich sah auf selbem Steg uirsern Oberbürgermeister auf wildem Roß, voran der wilden Sippe, dem Abgrund zureiteud. Ein Denkmalsmodell hielt er in der Hand und in der andern die Zügel und einen löcherigen Beutel, aus welchem die funkelnden Goldstücke herausslogen. Bon dcr ihm folgenden Schaar suchten eine Menge die Goldstücke zu Haschen und stürzten vom Pferde unter die Rosse. Es sind Bauhandwerker, Makler und andere Leute. Zur Seite des Stegs auf festem Boden aber stunden GesLlleu. in langen Kaftan's und Ringellocken und etwas stark gekrümmten Rasen und rieben sich frohlockend die Hände. Ich fürchte der Traum wird Wirklichkeit.

27 Millionen Mark neue Schulden

sinket der Magistrat nötig zu machen. Bor zwei Jahren schon hat man ebenfalls 27 Millionen verlangt und ge­nehmigt erhalten und diese sind verpulvert. Der zweiten Serie wird eine dritte folgen und bis die Aera Adickes ab­gelaufen ist, wird Frankfurt seine Viertel Milliarde Schulden haben. Die Zinsen aber müssen von der Bürgerschaft auf­gebracht werden und unsere Nachkommen werdenach" undweh" schreien. Der Steuerdruck wird schier un- ' erträglich werden und das wird der Aera Adickes zu danken ! sein. Ob ihm die Nachwelt das Denkmal bauen wird, von dem er träumt?

Was aber urteilt istr Geschäftsleute über einen Mann, der ein großes Geschäft betreibt, das zwar sehr lukrativ ist, ihn aber nie dazu kommen läßt, einen Reservefond zu bilden, und der für die Ausdehnung seines Geschäftsbetriebs immer mehr Hypotheken aufzunehmen gezwungen ist?

Die Hörigkeit der Völker unter dem Großkapitolismus wird durch diese Verschuldungswut immer größer. Die Banken sind die modernen Raub-Burgen und die Raub- ritter die Börsenbarone. Berlin hat dieses Jahr ein Defi­zit von 4*/2 Millionen und das kleine Lübeck ein solches oou 500,000 Mark. Auch München soll ein Defizit von 12 Mill. Mk. haben, wie dieMünchener Allgenreine Zei­tung" voriges Jahr schon ankündigte. Sv wird's allent­halben sein, denn Jeder will halt größer sein.

Auf dem nächsten Städtetag in Dresden wird der Ber­liner Oberbürgermeister Kirchner die erste, Adickes die zweite Violine und der Dresdener Oberbürgermeister derr Baß ' spielen. Die Herren werden sehr fein speise::, sehr feinen Wein trinken, sich über den Glanz ihrer Städte und Wohl­fahrtseinrichtungen unterhalten und jeder wird etwas zu i

rühmen haben. Ob einer dabei ist, der sich rühmen kann, daß er seine Stadt nicht in Schulden geritten hat?? Der Deutsche Kaiser soll seine Anwesenheit zugesagt haben. Er wird doch nicht am Ende gar^Adickes zum Finanzminister machecc? Heiliger Gott, 'müßte ich rufen, du armes Reich, du armes Preußen! Unser Kaiser mache daun doch lieber diesen Herric zunr Viceköiüg von Netl-Gtiiuea oder Klein- Popo.

Wie man hört, habe Adickes sich ausgedrückt, daß die Mehlwaage, welche ehemals ein Schuldgefängnis war, restauriert und zu einem Frankfurter JuliusturmUür künf­tige Ueberschüsse verwendet werden solle!!

Hausmann das große Vorbild von Franz Adickes war unter Napoleon III. Maire von Paris. Napoleon lies alle engen Straße:: einreißen und machte Pracht-Avenuen daraus. Dies kostete Frankreich hunderte von Millionen, weil Napoleon die ewig unzufriedenen Massen beschäftigen wollte. Die Pflastersteine wurden entfernt und die Straßen makadamisiert, damit das Barikadenbauen aufhören solle. Er hatte nämlich vor Barikadennränner eine heillose Angst. Hätte er damals das Asphaltpslaster gekannt, so wäre asphaltiert worden. Hausmann hatte deshalb freies Spiel und konnte mit Hunderten von Millionen wirtschaften, weil ihm die Kasse von Frankreich zur Verfügung stand. Adickes aber Oberbürgermeister der preußischen Kreis­stadt Frankfurt a. M. hat den Rückhalt seines Vorbildes nicht, denn Preußen hat nichts für Frankfurt übrig. Dieses Jahr sind wieder 63 Millionen für Sekundärbahnen bewilligt worden, aber eine Verbindung für unser Ostend mit der Weserbahn durch einen Tunnel nach Vilbel hat man nicht bewilligt. Unsere Landtags-Abgeordneten aber halten den Mund!

Den gelehrten Berufen, welche keine Gewerbesteuer zah­len, aber von der Stadt bei den immer schwieriger werdenden Finanzverhältnissen auf städtische Kosten Pracht- öauten heischen, rufe ich zu: Zahlt zu eurem Naturforsthaus und Phykalierpalast jährlich einen Beitrag, der einem Ge- werbsteuerbetrag gleichkommt und ihr werdet Hypotheken­kapital genug finden. Verschont aber den Stadtsäckel und die Steuerzahler, denn nur diese sind belastet, wenn horribile dictu das Stiftungsgelände für 6,230,000 Mk. über­nommen werden muß und das Gelände am Nibelungen­ring 43 Jahre zinslos gegeben werden soll.

Die Entdeckung tum Amerika

hat Spanien zu Grunde gerichtet. Das ritterliche stolze Volk sank vom leicht gewonnenen Golde von Stufe zu Stufe und hat seine Weltstellung längst eingebüßt.

Spanien sollte uns ein mene teüel sein. Deutsches Volk sei fleißig, einfach, ehrlich und sparsam. Voran dem Volke Kaiser, Fürsten und Magistrate (denn wie der Herr, so das Gescherr). Die Gesetzgeber, welche an der Kasse sitzen, müssen mit des Volkes Schweis kargen, aber auch das Volk, der Arbeiter und Arbeitgeber muß darauf sehen, daß die Erzeugnisse der deutschen Arbeit nicht so verteuert werden, daß es unmöglich wird, mit denen des Auslandes den Wettbewerb mit Erfolg bestehen zu können. Die Reichen aber sollten selbst, wie die Jenenser Professoren, darauf hinwirken, daß sie als Hauptuntznießer allen Menschenfleißes auch die entsprechenden Lasten für Reich, Staat und Kommune tragen.

Kerichtignng.

Ein sinnentstellender Fehler ist durch den Setzerteufel entstanden, statt lex Heinze muß es lex Hüne heißen.

Betreffs der Bemerkung über Theodor Creizenach ist in Heinrich Kurz, Geschichte der deutschen Literatur Seite 247 6 4. Band das Angeführte in Nr. 26 derRömerkatze" zu lesen.

Berlag und für die Redaktion verontrvorUich I. H. H etil er. D,uck von C E. Schock, beide in Frankfurt a. M.