Wirtshäusern, wenn nun zu den Kirchen- und Krankenversicherungs-Steuern noch weitere euch auferlegt werden. Ihr seid ja schuld, ihr habt ja wiederum^die alten ^Draht- zieher und ihre alten Leute gewählt. Was ihr eingebrockt, müßt ihr nun auch auslöffeln.
Nach solchen einzelnen Fällen ist es erklärlich, wenn Magistrat und Stadtverordnete einen Zustand herbeigeführt haben, in welchem bei dem höchsten Kommunalsteuersatz von 46 Mark 52 Pfg. per Kopf der Bevölkerung man dennoch nicht auskommen zu können erklärt und neue Steuern fordert. Bei einigermaßen weiser Sparsamkeit mußte der Etat nicht gespannt sein und ein mehrere Millionen starker Ausgleichfond vorhanden sein. Warum kommt die Reichshanptstadt mit 31 Mark 91 Psg. Kom- munalsteuern pro Kopf aus und alle andern Städte mit viel weniger? Warum? Sind unsere Finanzier's so schlechte Rechner? Weil unsere Schulbauten Schlösser sind, die Rektoren Paläste bewohnen und die Lehrergehälter hoch, die Zahl der Unterrichtsstunden minimal sind gegenüber allen andern Zweigen des Beamtentums. Wenn man findet, daß der Lehrerbernf so aufreibend sei (ich habe einen solchen Aufgeriebenen noch nicht gesehen, dagegen schon manchen recht Geriebenen), so dürfte man diese überangestrengten Herren — Pädagogen auch nicht zu Extrastunden bei Extrabezahlung in den Fortbildungsschulen verwenden. Diesen Fortbildnngsunterricht müßten sie ohne Bezahlung mit übernehmen. Freilich mären dann diese Herren nicht so große Fortbildungsenthusiasten, wie eben. Diese überangestrengten Lehrer halten dabei oft noch jPensionäre und zahlen für diesen Nebenerwerb keine Gewerbsteuer. Die Beamten bezahle man zwar gut, indessen wenn daraus gesehen wird, daß auch die Dienststunden eingehalten und in diesen auch gearbeitet wird, so brauchte man vielleicht nicht so viele ireue Stellen zu creiren. Miqnel ging zum Beginn der Amtstunden auf die Bureau's und sah nach ob die Vorstände und Beamten zur Stelle waren und was sic schafften. Wenn ein Spätling dann angeschlendert kam, so hielt er ihm seine Uhr hin und sagte die Amtsstunde hat längst begonnen, ich will solche Verspätung nicht inehr sehen. Allerdings war Miqnel auch selbst rechtzeitig am Platz und man sah ihn nicht erst um elf Uhr Vormittags in der Promenade dem Rathaus zuschreiten.
Alles in Allem ist unsere Finanz- und Verwaltnngs- kunst keine große. Mit Vielem hält man Haus, mit Weniger kommt man auch aus. Dieser Weisheitsspruch ist weder dem Magistrat noch den Stadtverordneten in Anwendung auf den Stadthaushalt geläufig. Bei der nächsten Spezialberatung des diesjährigen Etats wird eben Anstandshalber derselbe ein ganz klein wenig gekürzt, aber das Loch im städtischen Beutel wird immer größer und der Oberbürgermeister wird Mühe und Not baben es zu stopfen.
Weiter, nur weiter wie bisher und das Ende mit Schrecken wird nicht ferne sein.
Frankfurt a. M., 2. März 1903.
An die Stadtverordneten Versammlung
dahier!
Der Unterzeichnete kann sich den Vorschlägen des Magistrats — die Verlegung des Senckenbergischen Stifts nebst den Subventionen an die Naturforschende Gesellschaft und den Physikalischen Verein betreffend — aus nachfolgenden Gründen nicht anschließen:
Weil die städtischen Mittel in außerordentlich hoher Weise in Anspruch genommen würden, da die Stadt eine Garantie im Betrage von 6,230,000 Mark übernehmen soll. — Der Grund und Boden des Stiftungsgeländes ist allerdings wertvoll, jedoch kaum halb so viel, als angesetzt. Der Preis von 150—700 Mark für den Quadratmeter,
gleich 12 und 56—57 Mark per Quadratfuß, ist ein so hoher, daß derselbe nie erreicht werden kann. Der Beweis ist der ungenügende Erfolg, den die Käufer des Stiststraßen- Geländes von ihrer Erwerbung hatten. Der kleinere Teil kann als Geschäftsviertel nie den Bodenpreis, ' der mit 57 Mark per Quadratfuß angesetzt ist, rechtfertigen. Es wird nie eine so große Verkehrslinie werden, wie^die Zeil, denn der Straßenzng führt nur zum kleinsten Teil dem Berkehrsleben zu. Der weitaus größere Teil kann nur zu Wohnhäusern dienen und dazu ist der Preis vou 12 Mark und mehr per Qnadratfuß ebenfalls zu hoch. Besonders schon darum, weil die Fundamentierung sehr tief sein muß, bis die Pstasterhöhe an der Bleichstraße erreicht ist. JmScheffel- straßcuviertel werden in bester Lage kaum 8 Mark erzielt, und die Wohnlage dorten ist im Vergleich zu den Straßen hinter dem Wall (Bleichstraße) gewiß schöner. Die Entfernung vom Stadtinuern des Scheffelstraßenviertels ist gegenüber dem Senckenbergischen Viertel nicht erheblich. Ueberhaupt hat die Stadt wenig Glück mit dem Verkaufen ihrer Plätze im Stadtinuern. Noch weniger Glück haben bis jetzt die Käufer der städtischen Bauplätze im Innern der Stadt, mit Ausnahme derjenigen des Constabler Wache- Geländes. So im Gelände des Viehhofs, der Judengasse und Judenmauer, welches nur durch Gewaltbauten von Seiten der Stadt verwertet werden konnte. Heute noch liegt ein großer Teil unbebaut da und frißt Zinsen und Zinseszinsen, weil die Preise zu hoch sind. So wird's auch zukünftig in dem Straßendurchzug der Altstadt sein. Nur wenn die Stadt Riesenverluste zu erleiden sich bequemt, kann dieser StraßendirrchZiig ^^'bnut werden.
Ganz so wird es mit dem Stiftungsgelände sein. Wenn man sagt, die Straßenneubaukasse werde mit dem Verkauf betraut, so ist es ganz einerlei, ob die Straßenneubaukasse den Verlust hat, oder eine andere städtische Kasse; es fehlt eben.
In Betracht kommt auch, daß das Terrain am Nibe- lungenriug nur mit 1 pCt. amortisiert, im Uebrigeu aber 43 Jahre zinslos vergeben werden soll. Ferner wird erwähnt, daß der Preis des Geländes an der Viktoria-Allee ebenfalls ein Preis ist, der höher sei wie der Erwerbungspreis; dem entgegneich, daß derselbe nicht höher ist, alsein andrer Bauunternehmer auch zahlen würde.
Ich resnmieie deshalb, daß die Stadt, um dem Physikalischen Verein der Naturforschenden Gesellschaft Pracht- rünme zu verschaffen, nicht verpflichtet werden sollte, so namhafte Opfer zu bringen, besonders nicht bei so gespanntem Etat und unausbleiblich weiteren drückenden Steuern, bei Niedergang aller Geschäfte. Bei Annahme der Magistratsvvrschläge würde die Stadt sicher Iftz Millionen verlieren. Ich finde es erstaunlich, daß man nun zum drittenmal versucht, für die Stadtkasse Millioüen Schäden bringendeVorschlüge zu machen, wie dieHellerhöferei, Gutteubergsträßerei und den nunmehrigen Vorschlag mit dem Stiftungsgelände.
Den Kreisen indessen, welche ein so lebhaftes Interesse daran haben, daß die Naturforschende Gesellschaft und der Physikalische Verein neue Prachträume erhalten, rufe ich zu: „Ihr habt ja viele Reiche zu Mitgliedern, die Hundert- tansende, ja Millionen Jahreseinkommen haben, steigt ebenso in euren Sack, wie Baron von Reinach es tun will, der 60,000 Mark zu diesen Bauten spendet. Der Gold- und Silberscheider, der immer so arbeiterfreundlich ist, soll