dieselben zunächst von der Straßen-Ncubcm-Kasse verausgabt und verzinst werden können, vorbehaltlich der allmählichen Erstattung je nach der finanziellen Lage des Titels T. III. M. 47a (100,000 Mark für Durchführung von Fluchtlinien). Ueberhaupt wird es sich empfehlen, die finanzielle Erledigung des ganzen großen Geschäfts der Straßen- Neubau-Kasse zu überweisen, welche hierfür und insbesvn- chere auch für die mit der Verkaufsgaraniie immerhin verbundenen Risiken unzweifelhaft genügende Tragfähigkeit beisitzt, sodaß das Ordinarium — abgesehen von den eben erwähnten allmählichen Abtragungen — eine regelmäßige und dauernde Belastung nicht zu übernehmen hätte. Der Magistrat ist der Ueberzeugung, daß in dieser Form eine Subvention im Interesse der gedeihlichen Entwicklung der um ! das wissenschaftliche Leben hiesiger Stadt so außerordenklich verdienten Stiftungen und Gesellschaften undenklich und !um so eher gewährt werden kann, als die bisherigen Leistungen der Stadt für wissenschaftliche Zwecke keineswegs bedeutende sind. Zur Regelung aller Einzelheiten wird mit der Dr. Senckenbergischen Stiftung ein umfassender Vertrag zu schließen sein, welcher aber umfangreicher Vorarbeiten bedarf und deshalb erst nach längerer Zeit vorgclegt
werden kann. Um aber hierüber mit Sicherheit weiter ver- > handeln zu können, erbittet der Magistrat zunächst die! grundsätzliche Zustimmung der Stadtverordneten-Bersamm- : lung zu dem vorstehend entwickelten Plane. Der Antrag beschränkt sich daher vorerst darauf: die Stadtverordneten- Versammlung wolle zustimmen, daß 1. stadtseitig die Ver° Ivertung des Geländes der Dr. Senckenbergischen Stiftung übernommen und ein Erlös von 6,230,000 Mark gewährleistet werde und 2. in teilweiser Berichtigung dieser Summe folgende städtische Grundstücke, a) ein auf der Anlage be- zeichnetes, 17,000 Quadratmeter großes Gelände an der Viktoria-Allee, zwischen Jordanstraße und Kettenhofweg zum Werte von 1,530,000 Mark, b) ein für ein botanisches Institut geeigneter Platz in der Nähe des Palmengartens, im Werte von 50,000 Mark, der Dr. Senckenbergischen Stiftung überwiesen und angerechnet werden,, 3. ferner ein an der Nibelungen-Allee belegenes Grundstück in Größe von 12,000 Quadratmeter, im Werte von 558,000 Mark gegen eine 43 Jahre hindurch zahlbare Jahresrente von 5580 Mark für den Neubau des Bürgerhospitals und Pfründnerhauses der Dr. Senckenbergischen Stiftung übereignet und' 4. auf dem Gelände des städtischen Krankenhauses von der ' Stadt und der Dr. Senckenbergischen Stiftung ein anato- misches Institut gemeinsam errichtet werde.
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Ah die Aildtiitrüldiittkii-Dkrsiuiiiiiliiiig
Der Unterzeichnete kann sich den Vorschlägen des Magistrats — die Verlegung des Senckenbergischen Stifts nebst den Subventionen an die Natnrforschende Gesellschaft und den Physikalischen Verein betreffend — aus nachfolgenden Gründen nicht anschließen:
Weil die städtischen Mittel in außerordentlich hoher Weise in Anspruch genommen würden, da die Stadt eine Garantie im Betrage von 6,230,000 Mark übernehmen soll. — Der Grund und Boden des Stiftungsgeländes ist allerdings wertvoll, jedoch kaum halb so viel, als angesetzt. Der Preis von 150—700 Mark für den Quadratmeter, gleich 12 und 56—57 Mark per Quadratfuß, ist ein so hoher, daß derselbe nie erreicht werden kann. Der Beweis ist der ungenügende Erfolg, den die Käufer des Stiftstraßen- Geländes von ihrer Erwerbung hatten. Der kleinere Teil kann als Geschäftsviertel nie den Bodenpreis, der mit 57 Mark per Quadralfuß augesetzt ist, rechtfertigen. Es, wird nie eine so große Verkehrslinie werden, wie die Zeit, denn der Straßeuzug führt nur zum kleinsten Teil dem Verkehrsleben zu. Der weitaus größere Teil kann nur zu Wohnhäusern dienen und dazu ist der Preis von 12 Mark und mehr per Quadratfuß ebenfalls zu hoch. Besonders schon darum, weil die Fundamentierung sehr tief sein muß, bis die Pflasterhöhe an der Bleichstraße erreicht ist. Im Scheffelstraßenviertel werden in bester Lage kaum 8 Mark erzielt, und die Wohnlage dorten ist im Vergleich zu den Straßen hinter dem Wall (Bleichstraße) gewiß schöner. Die Entfernung vom Stadtinnern des Scheffelstraßeuviertels ist gegenüber dem Senckenbergischen Viertel nicht erheblich. Ueberhaupt hat die Stadt wenig Glück mit dem Verkaufen ihrer Plätze im Stadtinnern. Noch weniger Glück haben bis jetzt die Käufer der städtischen Bauplätze im Innern der Stadt, mit Ausnahme derjenigen des Coustabler Wache- Geländes. So im Gelände des Viehhofs, der Judengaffe und Judenmauer, welches nur durch Gewaltbauten von Seiten der Stadt verwertet werden konnte. Heute noch liegt ein großer Teil unbebaut da und frißt Zinsen und Ziuseszinseu. weil die Preise zu hoch sind. So wird's auch zukünftig in dem Straßendurchzug der Altstadt sein. Nur wenn die Stadt Riesenverluste zu erleiden sich beguemt, kann dieser Straßendurchzug ausgebaut werden.
Ganz so wird es mit dem Stiftungsgelände sein. Wenn man sagt, die Straßeuneubaukaffe werde mit dem Verkauf betraut, so ist es ganz einerlei, ob die Straßeuneubaukaffe den Verlust hat, oder eine andere städtische Kasse; cs fehlt eben.
In Betracht kommt auch, daß das Terrain am Nibe- lungeuring nur mit 1 pCt. amortisiert, im Uebrigen aber 43 Jahre zinslos vergeben werden soll. Ferner wird erwähnt, daß der Preis des Geländes an der Viktoria-Allee ebenfalls ein Preis ist, der höher sei wie der Erwerbungspreis; dem entgegne ich, daß derselbe nicht höher ist, als ein andrer Bauunternehmer auch zahlen würde.
Ich resümiere deshalb, daß die Stadt, um dem Physikalischen Verein der Natnrforschenden Gesellschaft Prachträume zu verschaffen, nicht verpflichtet werden sollte, so namhafte Opfer zu bringen, besonders nicht bei so ge-' spanntem Etat und unausbleiblich weiteren drückenden Steuern, bei Niedergang aller Geschäfte. Bei Annahme der Magistratsvorschläge würde die Stadt sicher 1'ft Millionen verlieren. Ich finde es erstaunlich, daß man nun zum drittenmal versucht, für die Stadtkaffe Millionen Schäden bringendeVorschläge zu machen, wie dieHellerhöferei, Guttenbergsträßerei und den nunmehrigen Vorschlag mit dem Stiftungsgelände.
Den Kreisen indessen, welche ein so lebhaftes Interesse daran haben, daß d'e Naturforschende Gesellschaft und der Physikalische Verein neue Prachträumc erhalten, rufe ich zu: „Ihr habt ja viele Reiche zu Mitgliedern, die Hunderttausende, ja Millionen Jahreseinkommen haben, steigt ebenso in euren Sack, wie Baron oon Reinach es tun will, der 60,000 Mark zu diesen Bauten spendet. Der Gold- und Silberscheider, der immer so arbeitcrfreundlich ist, soll 200,000 Mark Jahreseinkommen haben, gebe dieser Herr einmal 100,000 Mark zu diesen Zwecken. Zehn dieser Großmillionäre könnten mit Leichtigkeit diese Subvention spenden. Ihr Herren Metzler, Grunelius, Henrich, Rößler etc, heraus mit euren Talern, ihr könnt sie ja doch nicht mit ins Grab nehmen, zeigt, daß ihr patriotische Frankfurter seid, verlangt aber nicht, daß die Steuerzahler immer mehr neue drückende Steuerlasten tragen sollen, welche unausbleiblich sind, bei solcher Subventionswirtschaft.
Ich bitte daher die Herren Stadverordneten um Ablehnung der Magistratsvorlage.
Frankfnrl a. M.. 2. März 1903.
Mit Hochachtung
J. H. Hettler.