^ lidarisch erklärte, und auch die Stiftungs-Administration nnte sich diesen gewichtigen Bedenken ihrer Tochterinstitute nicht .verschließen. Trotzdem traten beide Vereine in eine ^gewissenhafte Berathung des Vorschlags der Administration ein. Die eingehenden Verhandlungen haben nun in den letzten Wochen zu einem neuen Vorschlag geführt, den uns die Administration in einem Schreiben vom 6. d. Mts. unter­breitet hat:

Sie bietet uns einen Bauplatz von mindestens 6000 Quadratmeter auf dem für die Errichtung der wissenschaftlichen Institute in Aussicht genommenen Ge­lände an der Vsktoria -Allee an und außerdem ein Kapitel von 800,000 Mark als Entschädigung für die Räumung unseres jetzigen Museums und als Zu­schuß zu den Kosten eines Neubaues und der Einrichtung desselben und will selbst die Errichtung eines Bibliothekge­bäudes auf dem gleichen Grundstück über- n e h mi: n.

An dieses hochherzige Anerbieten ist keine besondere Be­dingung geknüpft. Die durch die Statuten festgelegten un­abänderlichen Grundgesetze, welche die Sicherung unseres Gesellschafts-Eigent'hums betreffen und unser' Verhältniß zu der Dr. Senckenbergischen Stiftungs-Administration bestim­men, bleiben also unberührt. Eine Kommission von fünf­zehn Mitgliedern hat am 12. Februar beschlossen, der Ver­waltung die Zustimmung zu der Verlegung des Museums, vorbehaltlich der Zustimmung der Generalversammlung, zu empfehlen. Die Sachlage war durch die voransgegangenen Werathungen hinreichend geklärt. Unser Museum 'ist schon seit Jahren bis auf das letzte verfügbare Eckchen überfüllt, die fernere Erhaltung unserer werthvollen, zum Therl un­ersetzlichen Sammlungen ernstlich gefährdet, die wissenschaft­liche Thätigkeit unserer Sektionäre und Beamten ist aufs äußerste erschwert. Die Errichtung eines Neubaues ist für uns zu einer brennenden Lebensfrage gewor­den. Es ist begreiflich, daß wir mit schwerem Herzen von

der Stelle scheiden werden, an der unsere Gesellschaft groß ' geworden ist. Aber wir müssen voran I Allerdings wird die j Durchführung des neuen Projekts ein Kapital erfordern, i das durch unseren jetzigen Baufonds und durch die groß­artige Schenkung der Administration noch nicht erreicht ist. Deshalb können wir nur dann an die Verlegung unseres Museums herantreten, wenn wir Ihrer Zustimmung ge­wiß sind und der Sympathien der ganzen Bürgerschaft Frankfurts, von denen unsere Gesellschaft fast neun Jahrzehnte hindurch getragen ist. Wer noch ein anderer Gesichtspunkt ist für unseren Entschluß maß­gebend gewesen. Wenn das geplante Uebcreinkommen Sie. Genehmigung der Stadtverordneten findet, und tvenn sich der Verkauf des jetzigen Stiftungsgrundstückes in der erhofften Weise vollzieht, werden Millionen flüssig, welche die Administration lediglich zur Neuerrichtung ihres Hospi­tals und Pfründnerhauses und ihres medizinischen Institutes zu verwenden beabsichtigt. Ein reichdotirtes bo- tanischesJnstitutsollinderNähedesPal- mengartens erstehen, eine ebenso reich dotirte pathologische Anatomie am städti- schen Krankenhaus. Diese weitgehenden Pläne werden das ganze wissenschaftliche Leben unserer Vaterstadt zu neuer Blüthe bringen. So hat denn die Verwaltung in ihrer Sitzung am 14. Fcbr. beschlossen, in die von der Ad-- Ministration der Stiftung vorgeschlagene Verlegung des Mu­seums und der Bibliothek nach der Viktoria-Allee einzu­willigen. Mer sie hält es für nothwendig, die wichtige An­gelegenheit der Generalversammlung mit der Bitte um Zu­stimmung zu unterbreiten.

In der aufden Bericht folgenden Berathung ergriff nun der Geheime Medizinalrath Prof. Schmidt - Metzler das Wort, um auch seinerseits die Verlegung nach der Vik­toria-Allee warm zu empfehlen. Der Begriff der Entfern­ung fei ein wechselnder. Als Senckenberg sein Institut von der Hasengasse an's Eschenheimerthor verlegte, lag es auch an der Peripherie der Stadt. Der neue Bauplatz sei mit i der Straßenbahn leicht zu erreichen, und der botanische Gar- ! ten erhalte ebenfalls einen geeigneten Platz in der Nähe des , Palmengartens. Wenn die Versammlung die Verlegung 1 genehmige, dann werde im Westen eine schöne Sonne auf­gehen, die ihre Strahlen befruchtend auf ganz Frankfurt werfen werde. Bei der Abstimmung wurde die Verlegung des Museums und der Bibliothek mit allen Stimmen gegen wenige Stimmenthaltungen genehmigt. In seinem Schlußwort sprach der Vorsitzende die Hoffnung aus, daß die Verlegung, die der Magistrat bereits gutge- heißen hat, nunmehr auch die Zustimmung der Stadt­verordneten finden werde.

* £ * ! Eine Stunde später b.elt auch der Physikalische Verein eine außerordentliche Mitglieder-Versammlung unter dem Vorsitze von Prof. E. H a r t m a n n ab, um ebenfalls Stellung zu der Frage der Verlegung zu nehmen. Der Vorstand stellte den Antrag, auf den 1809 gefaßten Plan der Errichtung eines Neubaus an der Ecke Bleich- und Brönnerstraße zu verzichten und dem Vorstand die Geneh­migung zur Verlegung des Vereins nach der Viktoria-Allee zu ertheilen; jedoch soll der Zeitpunkt für die Abgabe des jetzigen Gebäudes so bemessen werden, daß der Verein nicht der Gefahr einer zeitweiligen Unterbrechung seiner Thätig-

feit ausgeseht ist. Auch hier empfahl Geheimer Medizinal­rath Schmidt - Metzler den Antrag des Vorstands, während Professor Epstein Bedenken wegen der weiten Entfernung äußerte und den Wunsch aussprach, daß heute noch keine Entscheidung getroffen werden möchte. Direktor Dr. B o d e wies darauf hin, daß man rasch zugreifen Müsse, weil der Platz an der Viktoria-Allee der einzige geeignete sei, der jetzt noch zur Verfügung stehe. Dr. Bechhold wünschte zu wissen, was die Stadt mit dem jetzigen Ge­lände der Vereins anfangen werde, und frug, ob es nicht möglich sei, den Neubau an der bisherigen Stelle auszu­führen. Ihm wurde geantwortet, daß eine räumliche Trenn­ung der verschiedenen wissenschaftlichen Institute unthunlich sei. Nachdem noch Justizrath Dr. H ä b e r l i n die Ver­legung empfohlen hatte, erfolgte Annahme des An­trags des Vorstands mit allen gegen vier Stimmen.

General-Anzeiger 34. Februar 1903

Die Verlegung der Senckenbergischen Stiftungen nach der Viktoria-Allee.

* ffvantfuvt a. M., 21. Februar.

'Von ganz außergewöhnlichem Interesse war die diesmalige Jahresversammlung der Senckenbergischen naturforschenden Gesellschaft, die am Samstag abend stattfand. Lautete doch ein Gegenstand der Tagesordnung:Verlegung von Museum und Bibliotek nach der Viktoria-Allee". Hier handelte es sich für viele um eine Neuigkeit und so ziemlich für den größten Teil der Einwohnerschaft um eine Ueberraschung, die-i» den weitesten Kreisen der Bevölkerung aufS lebhafteste diskutiert werden wird. Die Mitglieder der Senckenbergischen Gesell- fchaft waren sehr zahlreich erschienen und unter anderen waren auch anwesend die Herren Oberbürgermeister A dickes, Bürgermeister Dr. Barren trapp, Stadtrat Lauten- fchlager, Geh. Medizinalrat Professor Dr. Schmidt- Metzler, Generalarzt Dr. G r o ß h e i m und noch mehrere Stadtverordnete. Die Versammlung tagte unter dem Vorsitze des ersten Direktors Dr. med. Aug. Knoblauch. Die üb­lichen Punkte der. Tagesordnung fanden rasche Erledigung. Es wurde der Geschäftsbericht über da» abgelaufeue Geschäfts­jahr verlesen und 'genehmigt, der Bericht der RevisionSkomis- ftmt bekannt gegeben, die Rechnungsablage genehmigt und Sem ersten Kassierer Herrn Alharü Slndreac-von G r u n e l i u s Entlastung erteilt, sowie der Dank der General- Versammlung ausgesprochen. Auch der Voranschlag für 1903 fand die Genehmigung der Versammlung. Sodann ergriff zum letzten Punkt der Tagesordnung:Verlegung der wissen­schaftlichen Stiftungen" Herr Dr. Knoblauch das Wort und führte etwa folgendes aus:

Durch unseren letztenBericht" sind Sie über den Stand der Museumsneubaufrage biS in die letzten Tage deS Mai t>. IS. nnterrichtet. Sie kennen den Inhalt unserer Denk­schrift, die wir damals an die Stadtverordnetenversammlung gerichtet haben. Wir hatten in derselben gebeten, den Magistrat um schleunige Vorlage zu ersuchen, wodurch der Adniinistration der Dr. Senckenbergischen Stiftung die Verlegung des. Bürgerhospitals nach der Autzenstabt er­möglicht und zugleich unserer Gesellschaft und dem Physika­lischen Vereine Gelegenheit gegeben werde, die geplanten Neu­bauten auf dem Grund und Boden der Stiftung in Angriff zu

x nehme». Wir können mit großer Genugtuung undder Empfindung , warmen Dankes konstatieren, daß unsere Denkschrift eine äußerst ivohlwollendc Aufnahme bei der Stadtverordneten­versammlung gefunden hat. Die Verhandlungen aber, welche im Lause des letzten Sommers zivischen dem Magistrate und der Stiftungsadministration geführt worden sind, ließen immer klarer erkennen, daß die Aufführung unserer Neu­bauten auf dem gegenwärtigen Grundstück der Stiftung mit den eigentlichen Stiftungszwecken unvereinbar sei, insofern selbst bet einer Verlegung des Hospitals nach der Außenstadt die Möglichkeit einer gedeihlichen Fortentwicklung des Medi­zinischen Instituts nicht gegeben gewesen, vielmehr der bota­nische Garten durch die enge Bebauung des Stistungsgetändes dem Untergange preisgegcbe» worden und keine Mittel zu dem notwendigen Ausbau des Pathologisch-anatomischen Instituts vorhanden geivesen wären. i

Bei dieser Sachlage ist die StiftullgSadministration im Herbst j v. I. dent Gedanken der Veräußerung ihres wert­vollen Grundstückes und einer Verlegung sämtlicher Stistungsinstitute, sowie unseres Museums und des Physika­lischen VcreinshauseS nach der Autzeustadt näher getreten. Sie hat schon am 3. September v. I. in dieser Angelegenheit mit der Verwaltung unserer Gesellschaft und mit dem Vor­stand des Physikalischen Vereins Fühlung genommen; be­greiflicher Weise ist aber ihr Vorschlag zunächst einer sehr lebhaften Opposition begegnet. Einmütig wurde von der Natur- forschenden Gesellschaft und vom Physikalischen Verein das durch die geschichtliche Entwickelung der Dr. Senckenbergischen Stiftung und ihrer Tochterinstitute gegebene Gelände am Eschen­heimer Turm für den weitaus geeignetsten Platz zu Errichtung wissenschaftlicher Anstalten erklärt, wie es auch schon in unserer Denkschrift au die Stadtverordnetenversammlung geschehen war. Zugleich wurde die berechtigte Besorgnis ausgesprochen, daß eine Verlegung des Museums, der Bibliothek und des physikalisch-chemischen Instituts nach der jetzigen Peripherie der westlichen Außenstadt zu einer schweren und langen Ueber- gangszeit führen werde, in welcher das Interesse unserer Mit­glieder an unseren idealen Bestrebungen erkalte», der Besuch des Museums und namentlich der regelmäßigen Vorlesungen, der wiffenschastlichen Sitzungen und praktischen Kurse er­schwert sein und somit eine der Hauptaufgaben der beiden Ver-j eine, unsere Lehrtätigkeit, gefährdet werden könnte. Schließlich schien die Verwirklichung de? Vorhabens der Administration