jmznx

unsere Gesellschaft vor 83 Jahren ein glückliches Heim gefunden hat, nicht möglich. Es ist begreiflich, daß wir mit schwerem Herzen von der Stelle scheiden werden, an der unsere Gesellschaft groß geworden ist. A b e r w i r müssen voran! Nur wenige Jahre in den überfüllten Räumen unseres alten Hauses und es wird ein Stillstand in der Entwicklung unserer Gesellschaft eintreten müssen, ein Stillstand, der gleichbedeutend wäre mit ihrem Nieder­gang!

So empfinden wir es besonders dankbar, daß die Stif­tungs-Administration durch die in Aussicht gestellte unent­geltliche Ueberlassung des Bauplatzes im Wert von etwa ] /2 Million Mark und durch die hochherzige Schenkung von 800,000 Mark wenigstens die pekuniären Lasten, die eine Verlegung des Museums mit sich bringen wird, zum großen Teil von unseren Schultern nehmen will! Zum großen Teil; denn die Durchführung des neuen Projektes wird ein Kapital erfordern, welches durch unseren jetzigen Baufonds und durch die großartige Schenkung der Ad­ministration noch nicht erreicht ist. Deshalb können wir nur dann an die Verlegung unseres Museums herantrelen, wenn wir Ihrer Zustimmung gewiß sind und der Sym­pathien der ganzen Bürgerschaft Frank­furts, von welchen unsere Naturforschende Gesellschaft jetzt fast neunJahrzehnte hin­durch getragen ist! Nur in dem Falle Ihrer ein­mütigen Zustimmung können wir die schwere Verantwor­tung des Entscheides tragen und voll Vertrauen in die Zukunft blicken!

Aber noch ein anderer Gesichtspunkt ist für unseren * 1 Entschluß maßgebend gewesen. Wenn das geplante Ueber- einkommen zwischen der Stiftungs-Administration und dem Magistrate die Genehmigung der Stadtverordneten-Ver- sammlung findet, und wenn sich der Verkauf des jetzigen Stiftungsgrnndstückes in der Weise vollzieht, wie die Ad­ministration es hofft, werden Millionen flüssig, welche die Administration lediglich zur Neuerrichtung ihres Hospitals und Pfründnerhauses und ihres medizinischen Institutes zu verwenden beabsichtigt. Ein reichdotiertes bo - tanisches Institut soll in der Nähe des Palmengartens erstehen, eine ebensoreich dotierte pathologische Anatomie am städ ^ tischen Krankenhause. Wer möchte die Verant­wortung übernehmen, sich der Durchführung dieser weit­gehenden Pläne entgegenzustellen, welche hoffentlich das ganze wissenschaftliche Leben unserer Vaterstadt zu neuere Blüte bringen wird! Unsere Vorfahren haben es uns durch § 2 der Statuten unserer Gesellschaft zur Pflicht gemacht, um das Andenken Senckenbergsdes! ersten Stifters einer naturwissenschaft­lichen Anstalt in dieser Stadt" zu ehren, die, Zwecke seines Instituts nach Möglichkeit zu fördern! Wer! wollte sich dieser Pflicht in der jetzigen Stunde der Ent»> scheidung entziehen?

So hat denn die Verwaltung der Senden-,' bergischen Natursorschenden Gesellschaft In ihrer Sitzung vom 14. d. Mts. beschlossen^ in die von der Administration der Stiftung vorgeschlagenen Verlegung des Museums und der Bibliothek nach der Viktoria-Alleq einzuwilligen. Aber bei der außerordentlich großen Verantwortung des Entscheids, der uns nicht leicht gewor­den ist, hält es die Verwaltung für notwendig, die wichtig^ Zingelegenheit auch Ihnen zu unterbreiten mit der Bitte- die Generalversammlung wolle dem getroffenen Entscheid ihre Zustimmung geben!"

An diese Ausführungen des Vorsitzenden, welche mit! ivachsender Spannung entgegengenommen wurden, schloß sich eine Diskussion nicht an. Nur Geh. Rat Schmidt betonte unter Hinweis auf die Unmöglichkeit der? Durchführung des seitherigen Bauprojektes, daß bei! Verlegung des Museums nach der Viktoria-Allee unbedingt der Vorzug vor dem augenblicklichen, auf die Dauer unhalt­baren Zustande zu geben sei und sprach die Ansicht aus, daß die gefürchteten Nachteile einer Verlegung derj wissenschaftlichen Institute nach der Außenstadt überschätzt würden, und. daß das rege Interesse, welches dieganzeBürgerschaftderNaturforschen-. den Gesellschaft und ihrem Museum ent»! gegenbringt, sich auch in Zukunft nicht ver^ m i n d e r n werde. Schließlich wurde die Verlegung des naturhistorischen Museums und der ©enden- bergischen Bibliothek mit großer Stimmenmehrheit be­schlossen.

In seinem Schlußwort sprach der Vorsitzende die Hoff­nung aus, daß die weitgehenden Pläne der Stiftungs-Ad­ministration, welche der Magistrat gutgeheißen hat, nun­mehr auch die Genehmigung der Stadtverordneten, .finden mögen.In kurzer Zeit", so schloß der Vorsitzende,wird einedresbezügliche Magi- stratsvorlage an die Stadtverordneten^ Versammlung gelangen; möge sie dieselbe mit dem gleichen Wohlwollen prüfen, mit dem sie uit vergangenen Jahre unsere Denkschrift entgegengenommen hat! Bon ihrem Votum wird die weitere gedeihliche Entwicklung der Senckenbergischen Natur- forschenden Gesellschaft abhängig sein."

Nachr ichten, Montag, öen 23. Iebruar

ii.

Unserem ersten Bericht über die heutige Generalver­sammlung der Senckenbergischen Naturforschenden Gesell­schaft, der sich lediglich auf die projektierte Verlegung des Museums und der Bibliothek nach der Viktoria-Allee bezog, fügen wir das Nachstehende ergänzend an:

Ter Geschäftsbericht über das Jahr 1902, erstat­tet von dem seitherigen I Direktor, Oberlehrer I. Blum, gedenkt zunächst der schweren Verluste, weiche die Gesell­schaft durch den Tod zahlreicher Mitglieder erlitten hat. Es sind gestorben: die beitragenden Mitglieder: M. Bey» f n s, W i l h. D u c c a, Kominerzienrat Markus Gold- schmidt, Jul. Jeidels, Ir. v. Neufvilte-Sir- bert, Ad. Schloß, Georg Speyer, Bruno Strub eil, Otto Trost, Eugen Ullmann Karl V o g t h c r r, W i l h W e i s m a n n ; das außerordent­liche Ehrenmitglied Justizrat Dr. Paul Hertzog, die arbeitenden Mitglieder Justizrat Dr. I. S i e b e r t, Dr. med. Fritz Stiedel, Professor Dr. Julius Zieg. ler und die ewigen Mitglieder B'ernhard Dondorp und Freiherr I. S. Moritz v. B e t h m a n n. In die Liste der ewigen Mitglieder wurden eingetragen:! Markus Goldschmidt, Dr. P. Hertzog und Professor Zieg­ler, welcher der Gesellschaft letztwillig 5000 Mark vermacht hat. Ausgetreten, bezw. von Frankfurt verzogen sind sielten Mitglieder, dagegen sind 19 neu eingetreten. Die Gesamt­zahl der beitragenden Mitglieder betrug Ende 1902 511, die der ewigen Mitglieder 88.

Mit Ablauf des Jahres 1902 hatten statutengemäß aus der Direktion auszuscheiden der erste Direktor Oberlehrer

I. B l n m und der erste Schriftfiihrer Dr. med. E. Her­gen h a h n. An ihre Stelle traten für die nächsten zwei Jahre I)r. med. August Knoblauch und Dr. phil. Johann Guide Zu arbeitenden Mitgliedern wurden ernannt: Dr. med. H. v. Mettenheimer, Garten­baudirektor August Siebert Walter Melber, Stabsarzt Professor Dr. E. Marx und Direktor E. Fra nck. Dr. zur. Alexander Berg trat an Stelle des verstorbenen Justizrats Dr. P. Hertzog als A d m i n t- siratvr der Gräflich Boseschen Stiftung.

Ferner sind verstorben das korrespondierende Mitglied Konsul I ritz M a u ß in Puerto Cabello (Venezuela) und R u d o l f V i r ch o w, der Altmeister naturwissenschaftlicher Forschung (gestorben 5. November 1902). Die Gesellschaft halte ihn am 29. Oktober 1847 zum korrespondierenden Mitglieoe erwählt, und am Tage seiner fünfzigjährigen, Mitgliedschaft 1697 zum korrespondierenden Ehrenmitglied ernannt.

Neu erwählt wurden 14 korrespondierende Mitglieder.

Die Vorlesungen der Dozenten hatten sich einer un° geinein regen 'Teilnahme zu erfreuen, so war z. B. d i z Vorlesung über Zoologie von 68 Hörern besuchr. In den praktischen Kursen, deren Teil­nehmer sich leider mit einem verhältnismäßig kleinen Raum behelfen müssen, waren sämtliche verfügbare Arbeitsplätze 12 an der Zahl besetzt. Zu dem botanisch-mi­kroskopischen U e b u n gs k u r s u S ist im Berichts­jahre zum ersten Male einzoologischesPraktikum hinzugekommen. Durch eine aus der Georg und Fran­ziska Speyers chen Studien st ist ung getvährte Summe von 8500 Mark ist es ermöglicht worden, den Teilnehniern an diesem Kurse die erforderlichen Apparate, einschl. Mikroskop, sowie die Instrumente und das nötige Tiermaterial zur Verfügung zu stellen und den Kursus zu einer dauernden Einrichtung zu ge - st a l t e n.