iunkjurtei Nachrichten, Mittwoch den 17. Dezember 1902

Sitzung der Stadtverordneten.

--- Frankfurt a. M., den 16. Dezember 1902.

-,:-T -o -J-wn-M-VtJ O T" I"» «WWV»WW|tll.

Herr Dr. Kirchheim erstattet danft den Bericht des gemischten Ausschusses zur Vorberathung der Ausgestaltung der medizinischen An­stalten Frankfurts, der unseren Lesern bereits be­gannt ist. An das Referat knüpft sich eine längere Dis­kussion. Herr Dr. Z i r n d o r s e r ist mit der sympathischen Gestaltung deS ganzen Projekts völlig einverstanden. Doch föchte er hervorheben, das; die Stadl mit der Erweiterung der medizinischen Anstalten nicht nur kommunale, sondern bor Allem staatliche Interessen erfülle. Dieser Gesichts­

punkt wäre auch bei Vertheilung der Pflichten zwischen Staat und' Kommune in den Vordergrund zu stellen. Tann ist in dem ganzen Bericht die finanzielle Frage viel zu wenig berücksichtigt. Ter Ausschuß hätte seiner Ansicht nach ge­nauere Mittheilunoen darüber machen sollen, wie hoch der städtische Etat durch den Ausbau wahrscheinlich belastet würde. Er ersucht daher den Ausschuß oder den Magistrat um genauere Angaben. Herr Dr. Ouarck glaubt, daß eine Reihe getrenirter Vorlagen in formaler Beziehung 1 besser gewesen wäre, als die Verbindung der verschiedensten Gegenstände zu eifern Bericht Herr Dr. Q u a r ck wendet sich des Weiteren in längerer Rede gegen den Bericht des gemischten Ausschusses. So tadelt er die Einrichtung eines Betsaales im Krankenhaus, gibt der Befürchtung Ausdruck, daß arme Kranke, die unentgeltliche Aufnahme gefunden haben, zu medizinischen Versuchszwecken benutzt werden könnten sUnruhe und Widerspruch) und meint, daß die Re- konvaleszenten-Jürsorge bei dem Projekt zu wenig berück- sichtigt sei. Zum Schluß seiner Rede beantragt er die Ueberweisung der Vorlage an den vereinigten Finanz- und Organisations-Ausschuß. Herr Oberbürgermeister Dr Adickes: Der städtische Gesarnmtaufwand für den Aus-, bau beträgt, wie im Bericht mitgetheilt, 2,250,000 Mark, t Die Ansicht des Herrn Dr. Zirndorser, daß die Stadt Frank­furt mit der Erweiterung des Krankenhauses mehr staat­liche als kommunale Arifgaben erfülle, sei nicht rickck g; denn seitdem die jungen Aerzte nach Ablegung des Staatsexamens einen einjährigen praktischen Kursus in Krankenhäusern durchmachen müßten, sei es der Wunsch aller Stadtver- waltungen, daß ihnen die jungen Aerzte zugewiesen würden. Er möchte aber glauben, daß die großen Leistungen der Frankfurter Bürgerschaft für den Ausbau der medizinischen ' Anstalten seitens des Ministeriums sicher Anerkennung finden werden. Nur dürsten die Wünsche der Stadt nicht in Form einer Rechnung für geleistete Dienste präsentirt werden Was nun die finanzielle Seite der Frage be- träfe, so bedeute die Errichtung der Akademie keine Mehr- belastung für die Stadt, da die LehAhätigkeit der Dozenten i (ffeinc Kosten verursache. Die Akadernie werde von einer Reihe von Korporationen gegründet, die die Gehälter der Dozenten aus ihren getrennten Etats bestreiten mi ßten. Die Stadt habe lediglich für die Kosten der Errichtung des hygienischen Instituts und der Erweiterung des Kranken­hauses aufzukommen, die die Stadt sowieso, auch ohne Zen­tralisation aller medizinischen Institute, zu tragen hätte. Weiter erwiese sich noch die Errichtung größerer Dozir- räume als nothwendig, doch wären für den Zweck eine Reihe bedeutender Zuwendungen gestiftet worden. Herr Justiz­rath Tr. Fester betont eingangs seiner Rede, daß durch die heutige Terathung nur mehr die grundsätzliche Stellung der Versammlung dargelegt werden solle. Er, der auch Mit­glied des Finanzausschusses wäre und auch dem gemischten Ausschuß für Vorberathung angehört hätte, könnte die ver­langte Summe von 2,250,000 Mark für 450 Betten zu 5000 Mark nicht zu hoch finden. Die Aufwendungen ent­sprächen genau dem, was die Versammlung auch in früheren Jahren für den Zweck bewilligt hätte. Er halte die Ver­bindung der verschiedenen Gegenstände zu einem Bericht, wie er von dem Ausschuß verfaßt worden sei, für sehr glücklich Im klebrigen müsse er das bedeutende Verdienst des Herrn Oberbürgermeisters hcrvorhcben, daß der Gedanke der Er­richtung der Akademie seiner Verwirklichung entgegensähe Des Weiteren könnten die bedeutenden finanziellen Zuwend,

ungen für den Zweck nur auf das verdienstvolle Wirken des Oberbürgermeisters zurückgeführt werden, der trotz der scharfen Angriffe von verschiedenen Seiten unbeirrt weiter- gegangen sei. Dann bittet der Redner, bei Angriffen gegen Korporationen oder einzelne Personen, die sich in der Ver­sammlung nicht vertheidigen könnten, vorsichtig zu sein. Herr L ü s ch e r ist nicht für die Zentralisation der medizini­schen Anstalten. Er hält den Platz für ungenügend und wünscht daher den Bau eines neuen Krankenhauses im Norden der Stadt. Herr Oberbürgermeister Dr. A d i ck e s tritt dem Vorredner eickgegen, indem er auf die bedeutend höheren Kosten für den Bau eines neuen Krankenhauses aufmerksam macht. Herr Dr. de Bary, Herr Dr. Hey- der und Herr Sanitätsrath Dr. Marcus treten den ' Ausführungen des Herrn Dr. Quarck entgegen und be­tonen, daß die ausgesprochene Befürchtung, es könnten arme Kranke im Krankenhause zu medizinischen Versuchszwecken benutzt werden, völlig grundlos wäre. Ta inzwischen Schluß der Debatte beantragt ist, dem die Versammlung zustimmt erhält Herr Dr. Kirchheim als Berichterstatter das , Schlußwort, der noch einmal die sofortige Annahme der Vorlage beantragt. Der Antrag Ouarck wird dann abge- ' lehnt, dagegen der des gemischten Ausschusses beinahe mit Stimmeneinheit angenommen. Aus Vorschlag des Herrn

Ä. <* ** /JS« . Äl * t ZA 4 U~***$t#*t Sw»V*** StA OlMiwA*«

__ ---f

t/j

_..» » t x> >» u » . -Mir »Ivlyren untere

L'efer ans diese interessanten und gewiß zeitgemäßen Vorträge noch besonders ausmerksam machen. Dieselben finden Mitt­wochs, abends punkt 6 Uhr, im Hörsaale des Senckenbergischen Btbliotheksgebäudes statt und beginnen am 7. Januar. ^ ^ _ . - .. - - ... "Vl-