zum KleiderauMngen. Man pflegt hier in Rußland keine großen Ansprüche zu machen; man gewöhnt sich auch bald an diese kleinen Unbequemlichkeiten, daheim Mt man sich dann auch wieder um so behaglicher. Die Russen (ich nchme hier den höheren Kauf- mannssianv und eine,: Theil der Adeligen aus) leben in ihrer Behausung gewöhnlich eben so schmutzig und ungemüthlrch wie auf Reisen. Sie vermissen deichalb auf letzreren wenig. Was man in Deutschland eine trauliche Häuslichkeit nennt, kennen diese Leute gar nicht, wie denn auch die russische Sprache keinen Ausdruck für unser Wort gemüthlich besitzt. Der Russe hat seine möglichst ele­ganten und dabei geschmacklosen Staatszimmer zum Empfang seiner Gäste. Hier ist auch gewöhnlich Alles reinlich; der Raurs aber, wo er wohnt, ißt und schläft, starrt in der Rege! von Schmutz und Ungeziefer. So kommt es, daß er auch auf Reisen rw Punkte der Sauberkeit und Bequemlichkeit keine Anforderungen macht und man nur in den Städten, wo viel Verkehr von Ausländern ist, einige anständig-! Gasthäuser findet.

Kaum angekommen, verfügten wir uns sogleich nach dem Platze, auf welchem der Jahrmarkt abgehaltm wird. Ich will versuchen, ein Bild des Ganzen zu entwerfen.

Den Mittelpunkt bildet eine Gruppe Holzbaracken, theils für den Krammarkt, zum größten Theil jedoch zu Restaurationen von verschiedenen Rangclaffen und zu Schnapsbuden vestiMMt. Zwei Lehmhäuser auf beiden Seiten dienen zur Aufnahme der hohen Polizei und des Jahrmarkt-Comitv's. Brr erfierem befindet sich noch ein kleiner Verschlag für die Wache..Am Eingang des Hau­ses lehnt ei« halbes Dutzend Spieße und in der ÄmfrisdigMg wälzen sich eben so viele Pferde und Kosackm friedlich neben einan­der im Dünger. Ländlich sittlich. An der einen Sette haben die Kirgilen sich nfeVergolnffn und bilden hier ein ganzes Dorf für sich^ Auf Karneeken bringen sie ihre KibiÜerr (Füzhütten) mtt; dieselben sind einfach und leicht zu transportiren. Zwei wagrecht übereinander liegende Reife von 69 Fuß Durchmesser werden durch 4 Fuß lange Stäbe verbunden, Stangm hildeu den in der Mitte spitz zulaufmden Dachstuhl, das Ganze wird dann mrt breiten Filzdecken bekleidet, und dir Wohnung ist fertig. Eben so rasch wie das ganze Dorf entstanden ist, verschwindet es auch wieder nach Ablauf des Marktes.

In einem weiten Booen um diese Gebäude herum ist nun der Platz für Pich und Pferdchaudel. Den rechten Flügel bildet der Pserdemarkt, Centrur» nnd linker Flügel find für Rindvieh und Schaafe. Bis wett hinaus auf der L>teppe halten dir verschiedenen Heerden, bei jeder, je nach der Größe derselben, drei bis sechs Kir­nen zu Pferde oder auf Kameelm. Schweigsam und ernst sitzen sie auf ihren Thieren, nur manchmal einige unarttculirte Töne ausstoßend, wenn ein Stück ihrer Heerde Mreue macht, aus dem "reis herauszutreten.

Bekleidet sind sie mit einem langen, gewöhnlich mit grauem oder Armem Zeug überzogenen Schafspelz, auf de«, Kopf dte Pelz- Rutze und über derselben noch eine helmartiqe Kopfbedeckung, such mtt Pelz gefüttert, welche dis zu den Schultern niederföllt: an dem Handgelenk hängt ihre einzige, aber fürchterliche Waffe, die Nasarka, ein- kurze l 1 /* Fuß lange Peitsche von der Dicke eines Eiesonders die Kopfbedeckung gibt ihnen ein un- beschretblich w'.ldes Aussehen.

(Fortsetzung folgt.)

unter den Deutschen in Amerika einen eben so guten Kfiwg habe wie bei uns, cmsgebrachtes Hoch mn folgender Jmprovisai.iou:

Ich versteh mich schlecht aujs Singe»,

Kenne schlecht dm Rundgesyng.

Möge dmn noch einmal klingen Lustig mir der Becherklang I Land der Freien, Land im Westen,

Dir ein Hoch beim Becherschaum i Land, wo mit begrünten Resten Herrlich prangt der Freiheitsbaum!

Uns in dieser Welt der Alten Drück! verjährter Sünden Hanf;

Doch aus Deines Banners Falte»

Steigt ein Stern, ein goldnec, auf.

Dieser Stern, er wird zur Sonne,

Die die Menschheit rings erhellt,

Bringend rechte Frühlingswonne Mer Welt und neuer Welt.

Wollen Dir den Becher weihen,

Land, das einen Franklin sah,

Land im Westen, Lano der Freien,

Dreifach hoch Amerika!

(Brtefverkehr in Newyork.) Die Nrwysrker Post-Ofice empfing laut einer auttltchen Statistik rm Jahre 1869 5,154 707 Briefe und versandte 5,526,328 Briefe.

Auf einem Festessen in Barmen beantwortete Emil Rittershaus ein auf chn als den deutschen Dichter, dessen Name

Museum.

Die Reche der wissenschaftlichen Vorträge des Winters fand einen wür­digen Abschluß durch Professor Stern aus Göttingen, einen geoorenen Frankfurte:. der über den Bau der Mondoberflache sprach und durch die lichtvolle und daneben behagliche Art der Behandlung seines Gegenstandes den lebhaftesten Betsall sich gewann.

Unser Nachbarplanet und Trabant übte von jeher auf die Erdcnbewohner seine« magischen Einfluß und, während der Mann im Mond, der milde Freund der Kindheit eines Jeden, von allen Böllern in ihren Sagen auf besondere Weise gedeutet wird »rno sie in seinen schattigen llmriffm bald einen Haasen, bald einen Holzdieb, der ein Bündel trägr, bald zwei Kin­der rc. sehen, sannen die Werjen i>es AUecthi-ms, Anaxagoras, Demokrit, der Pseudoplutarch, wie die Gelehrten des Mittelalters, darunter auch Dante, seinem Wesen und seiner physischen Natur eifrig nach, die Dichter aber feier­ten ihn, wie die Verliebten, jederzeit als ihren ausgesprochenen Liebling Die offenbare Bevorzugung vor der Sonne bei doch verhälmißmäßig geringem Lerdienst erklärte sich Redner daraus, daß sich dem Mond offen und gerad aus, wie einem aufrichtigen Mann, in's Gesicht schauen lasse. Er ist weite' , meinen wir, dem Menschen vielleicht dadurch trauter, weil sein Erscheinen die Ruhe bringt, während die Sonne des Tages Pflicht und Arbeit heischt. Mit der Herstellung des Fernrohrs durch Galilei gewann dar Monksichlruen eine feste Grundlage, die Beobachtung ihren wissenichaftlichen Halt, uns die Sslenographie beg-nnt ihre Geschichte. Die erste Mondkarte zeichnete öeve liuS in Danzig, dem feine Frmr wacker zur Hand ging. Mayer tn 'Köt­tingen zog, analog der Erdmeffung, dem Mond Äquator und Pole und l fixnte damit die durch die Beobachtung fixirten Punkte, um sie vor Bsr- z Wechselung, welche die verschiedene Beleuchtung veranlaßte, zu fichern. Der -Italiener Riccioli ersetzte die den Sommitätm der Erde entnommenen Ve­rzeichnungen (die frühere Zeit hatte, entsprechend der damaligen Anstauung !vsm Einfluß des Planetei? aus die Stimmungen, einenBerg der Tollyen", sSumpf der Fronde" rc. gewählt) durch die Namen berühmter Männer der : Naturwissenschaft. Die jüngsten Karten fertigte Mädler in Berlin, nnter- i stützt, wie Hevelius, von seiner Gattin, und sein Schüler, der Bruder von l G. Meyerdeer, schließlich aber leistet die Photographie'insbesondere irsi'Ruck - - sicht auf die Zukunft und eine etwaige Aenderung der Monooberflöcbe tfjrt j unvergleichlich eracten Dienste. Als bisheriges Ergrbniß der -veobachttmgen,

; welche übrigens in tklestovi-cher Benehung ihre Granze dadurch ha!»>o, daß j sich oie Vergrößerung nicht über das Drerhimdertsache (1 Zoll gleich 17 s Mellen der Landkarte) in jenen Regionen steigern läßt, wodurch der 1!m- j fang einer Riesenstadt z. B. als Punkt erscheint, berichtete uns Prorrffor l Stern Folgendes: Der Mond hat keine Rrmosphäre wie unser Erdkörper, ''also kein organisches Leben und weder Wasser, noch Feuer, wcher Schall, noch Farbe, so daß dort der Himmelsraum schwarz scheine» muß uns nn-