Am 25. Januar 1946 verschied in ßad Homburg, wo er sich seinen Ruhesitz eingerichtet hatte, Professor Martin Möbius, emeritierter Professor der Botanik an der Johann-Wollgang-Goethe-Univer- sität. Möbius war im Jahre 1893 zur Leitung des Botanischen Institutes der Stiftung berufen worden und wurde 1914 als ordentlicher Professor der Botanik an die neugegriindete Universität übernommen. Im Nebenamt versah er die Stelle des Bibliothekars der Senckenbergischen Bibliothek von 1903 bis 1907, Um diese Tätigkeit dem neueingestellten Bibliothekar zu überlassen. 1928 war er im Alter von fast 70 Jahren emeritiert worden. Sowohl als Dozent der Botanik wie als Bibliothekar der Stiftung hat Möbius sich durch seine wissenschaftliche Gründlichkeit, seine liebenswürdige Art und seine Sorgfalt stets des größten Vertrauens der Administration wie auch seiner Schüler und Mitarbeiter erfreut, bis zuletzt hat er stets seine Anhänglichkeit an Senckenberjj bewiesen.
Die durch die verschiedenen Rücktritte entstandenen Lücken in der Administration konnten bis zum Ende des letzten Berichtsjahres noch nicht ausgefüllt werden, weil; infolge der politischen Neuord- nung die mitentscheidenden Stellen in der Stadtverwaltung und auch an der Universität Gießen noch nicht endgültig besetzt sind. Mit Zustimmung der z. Z. amtierenden Dekane der medizinischen und der juristischen Fakultät in Gießen wurden die Herren Eduard Wagner und Hans Latscha vorläufig in die Administration zugewählt. Ihre Bestätigung wird der im Laufe des Jahres vorgesehenen ordentlichen Revisionssitzung Vorbehalten.
Die Erschwerung aller Geschäftshandlungen durch den Krieg und die amerikanische Besatzung brachten es mit sieh, daß auch die Förderung der Wissenschaft während der Berichtsjahre sehr eingeschränkt werden mußte. So konnte die vorgesehene Umwandlung des Lehrauftrags für die Geschichte dei; Medizin in einen Lehrstuhl au einem dafür bestimmten Institut noch nicht verwirklicht werden. Auch konnte der Sendcenbergpreis nicht zur Zuerkennung an einen Gelehrten kommen, dagegen wurde der Stiebelpreis im Jahre 1944 Frau Professor Paula Hertwig vom Institut für Vererbungs- und Züchtungsforschung der Universität Berlin für Arbeiten:
„Unterschiede in der Entwicklungsfähigkeit von Fi-Mäusen nach Röntgenbestrahlung von
Spermatogonien, fertigen und unterfertigen Sperraatozoen“ und
„Vererbbare Semisterilität bei Mäusen nach Röntgenbestrahlung, verursacht durch reziproke
Chromosomentranslokatiouen, sechs neue Mutationen bei der Hausmaus in ihrer Bedeutung für
allgemeine Vererbungsfragen“
verliehen. Damit ist erstmalig eine Frau Trägerin dieses wissenschaftlichen Preises geworden.
Ferner konnte dem Institut fiiij animale Physiologie eine weitere Spende für den Ausbau der Klimakammer und Herrn Prof. Schreiber eine solche für anatomische Arbeiten überwiesen werden. Ebenso wurde dem. Winterhilfswerk alljährlich, eine Gabe zugewandt.
Defl Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft wurde anläßlich des Jubiläums ihres 125- jährigen Bestehens ein Geschenk von RM 5000 für wissenschaftliche Zwecke übergeben. Auch hielt am Gründungstage der Gesellschaft, dem, 21. November 1942, der Vorsitzende unserer Administration, Dr. de Bary, einen Festvortrag über Senckenberg.
Zur Erhaltung der Steuerfreiheit der Stiftung wurde auf Empfehlung des Reichsverbandes der freien gemeinnützigen Kranken- und Pflegeanstalten eine Anpassung der Satzung an die Bestimmungen Über den Begriff der Gemeinnützigkeit beschlossen.
Die Fassung dieses Beschlusses wird nachfolgend wiedergegeben:.
„Die von dem; Frankfurter Arzte Dr. Johann Christian S e n cke n b e rg imi Jahre 1763 errichteter Stiftung führt nach der letztwilligen Anordnung des Stifters die Bezeichnung:
«
Dr. Sen.ckenbergische Stiftung.
Die Stiftung ist vom Senat der Freien Reichsstadt Frankfurt am Main am 3. September 1763 bestätigt worden. Sie ist mit den Rechten einer juristischen Person ausgestattet und hat ihren Sitz in Frankfurt a. M. Sie bezweckt die Pflege und die Förderung der wissenschaftlichen Heilkunde in Frankfurt und die Gesundheitspflege der Einwohner der Stadt sowie die Krankenhauspflege erkrankter deutscher Volksgenossen in dem von ihr betriebenen ,Bürgerhospital'. Die Stiftung ist gemeinnützig, Ihre Leistungen kommen ausschließlich dennWohle der deutschen Volksgemeinschaft und d r Gesamtheit der hilfsbedürftigen deutschen Volksgenossen zugute. Unterstützungen und unmittelbare Beihilfen dürfen nur an hilfsbedürftige Deutsche gewährt werden. Die Stiftung' dient damit ausschließlich und unmittelbar gemeinnützigen und mildtätigen Zwecken im Sinne der Verordnung zur Durchführung' der §§ 17 und 19 St. Anp. Ges.
Die Stiftung unterhält die folgenden Anstalten und Einrichtungen zur Erfüllung ihrer Aufgaben;:
1. das Bürgerhospital, Frankfurt a. M., Nibelungenallee 37/41,
2. das Dr. Senckenberg Medizingeschichtliche Institut, Frankfurt a. M„ Skagerrakufer 35,.
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