_ / /ie Jahre 1942 bis 1946 waren für die ganze Welt von.,.einer verhängnisvollen Schwere. Das Leid
und die Not, welche diese traurige Zeit über Deutschlands und über Frankfurt brachten, trafen auch das Werk Senckenbergs hart und schmerzlich. Durch Bombenwirkung wurde die Anatomie gänzlich zerstört, das Gebäude der Bibliothek und des Botanischen Institutes schwer beschädigt; ebenso erlitten die der Stiftung gehörenden Gebäulichkeiten der Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft und des Physikalischen Vereins starke Beschädigungen, ln den Gebäuden der Anatomie und des Botanischen Institutes wurden die Lehrsammlungen vernichtet. Ein Teil der Büchereien der Anatomie und des in ihrem Gebäude untergebrachten Institutes für Geschichte der Medizin waren rechtzeitig ausgelagert worden und blieben vor dem Untergang bewahrt. Ebenso konnten durch die kluge und tatkräftige Mithilfe der Herren von der Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft, insbesondere der Professoren Richter und Reuling, die ganze Senckenbergische Bibliothek durch Auslagerung erhalten bleiben. Das Bürgerhospital, das seit Kriegsbeginn von der Wehrmacht beschlagnahmt war und von dieser betrieben wurde, erlitt durch die Feindeingriffe nur geringe Schäden, dagegen wurde das kurz vor dem Kriege angekaufte und für Schwestern- und Assistentenwohnungen eingerichtete Haus Nibelungenallee 56 durch eine Bombe völlig zerstört. Auch wurde am 25. September 1944 durch Brandbomben der Dachstock des die Ecke der Richard-Wagner-Straße bildenden früheren Pfründnerhauses, das später als Schwesternhaus diente, vernichtet. Dadurch gingen wertvolle Räume verloren. Ihr Ausfall wird bei der Wiederaufnahme des zivilen Betriebes störend empfunden werden, da der Wiederaufbau auf lange Sicht nicht möglich sein wird.
Im Kreise der Administration traten im Laufe der vier Berichtsjahre verschiedene Änderungen ein;
Im Jahre 1943 schied Herr Professor von Versehuer aus der Administration aus, weil er, einem Rufe als Leiter des Kaiser-Wilhelm-Institutes für Erbforschung folgend, nach Berlin übersiedelte. Zu seinem Nachfolger wurde Herr Professor B. de Rudder, Direktor der Universitätskinderklinik, gewählt. Im Jahre 1944 trat Herr Justizrat Dr. Hermann Günther vom Amte zurück, da er wegen seines Alters sich nicht mehr genügend kräftig für die Führung der Geschäfte fühlte. Herr Dr. Günther hat im Jahre 1912 bis 1925 die Geschäfte eines Konsulenten für die Stiftung geführt und wurde dann in die Administration gewählt. Er hat während seiner langjährigen Mitarbeit entscheidende Vorgänge für die Stiftung durchgekämpft. So war er der Wahrer der Rechtsangelegenheiten der Stiftung bei der Gründung der Universität; später hat er nach der Inflation die wichtigen Verhandlungen für die Erhaltung des Bürgerhospitals geführt und die entsprechenden Verträge ausgearbeitet, ferner die nach 1933 erforderlich gewordenen Satzungsänderungen zum Besten der Stiftung ausgestaltet und sich damit durch sein erfolgreiches Wirken selbst ein ehrendes Denkmal in der Geschichte der Stiftung geschaffen.
Ebenfalls mit Rücksicht auf sein Alter schied 1945 Herr Max von Grunelius aus der Administration aus, der er seit 1910 angehört hatte. Mit Erfolg hat er 35 Jahre lang das Finanzwesen, der Stiftung betreut und sich das besondere Verdienst erworben, diese über die kritischen Jahre der Inflation glücklich hinwegzuführeu.
Im Sommer 1945 trat ferner Herr Moritz von Bethmann aus der Administration aus, weil er sich aus persönlichen Rücksichten von seinen Ehrenämtern zurückzog. Herrn von Bethmann, welcher seit 1933 der Administration angehört hatte, ist die Stiftung zu besonderem Dank dafür verpflichtet, daß er, der Überlieferung seiner Vorfahren folgend, demWerke Senckenbergs in den kritischen Tagen der Inflation zu Hilfe kam und durch die Gründung des Vereins der Freunde des Bürgerhospitals und durch aktive Mitarbeit in der Verwaltung den Bestand des Hauses erhalten half,
Audi Herr Dr. O.Zöckler, welcher erst seit 1941 hinzugewäl^It worden war, schied nach der politischen Umordnung 1945 wieder aus der Administration aus.
Allen genannten Herren gebührt der aufrichtige Dank der Stiftung, fii-r die stets bereitwillig« und erfolgreiche Mitarbeit an den Aufgaben, die Senekenberg dem Kreise seiner Administration „zum Besten des Vaterlandes in Verbesserung des Medizinalwesens und Versorgung armer Kranker“ anver; traut hat.
Ein ehrendes Andenken gilt auch früheren Mitarbeitern am Werke Senckenbergs.-
Am 29. Januar 1944 fand das frühere Mitglied unserer Administration Herr Prof/ Dr.; 1 H. von Mettenheim in seinem Hause ein jähes Lebensende durch den Einschlag einer feindlichen Bond)*. Prof. Dr. von Mettenheirra, der von 1908 bis 1938 Mitglied der Administration gewesen- ist,' *#r in den guten und schweren Zeiten der Stiftung ein allzeit hilfsbereiter und treuer Mitarbeiter; seine Kenntnisse und sein Interesse für die Geschichte des Gesundheitswesens der Stadt machten ihn fum wertvollen Berater der Administration für die Neuordnung, besonders anläßlich der* Gründung d'er Universität und der damit verbundenen Aufspaltung der Stiftung. Auch nach seinem Rücktritt hat Herr Professor' von Mettenheim der Dr. Senckenbergischen Stiftung bis zu seinem Ableben warmes Interesse bewahrt.
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