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und das Wertvolle für das neue Gebäude des Volksstaatcs erhalten bleibt, ist der rechte Augenblick gekommen, ein solches Werk wie das vorliegende der Oefsentlichkeit zu übergeben. Zu zeigen, wie die wertvolle Gabe eines einzelnen Geistes letzten Endes trotz aller Widerstände von seinen Mitbürgern aus eigenen Kräften während fast zwei Jahrhunderten ge­pflegt und vermehrt worden ist, war die Aufgabe, die sich der Verfasser gestellt hat. Dabei konnte er, wie er sagt, dieses dauernde Dokument heimischen Kulturlebens nicht schildern, ohne wertvolle Bei­träge zuzusteuern, zur Geschichte der Heilkunde über­haupt, des Kran- kenhausweseus und der wissenschaftlichen Forschung im be­sonderen.

d e B a r h ist die Verwirklichung die­ser Absicht restlos und voll befriedi­gend gelungen. Viel­leicht war cs gut, daß seit 70 Jahren (S. A. Scheidet 1867 und G. L.

Kriegk 1860s nie­mand mehr das Thema: S enck en­de r g und seine Stiftung, auf Grund eigener Forschung zu bearbeiten unter­nommen hatte. Denn erst mit denr Ab­stand erscheint so manches richtig, das vom Nahestehenden überhaupt nicht be­merkt oder nur irrig gewertet ivird. Das Auf und Ab allge­meinen Zeitgesche­hens kann bei der Schilderung kultu­reller Einzeltaten nicht außer Acht ge­lassen werden. Auch ihm ist eine end­gültige Deutung erst in späteren Tagen möglich. Darüber hinaus stand de Va­ry das ganze hand­schriftliche Schriftgut desStiftungsarchivs unbeschränkt zur Verfügung. So ist die Geschiebe der Senckenbergischen Stiftung ans der Feder de Ba r y s

weit mehr geworden als ein pietätvoller Rechenschafts­bericht oder ein besonders eindrucksvolles Erinnern an einen unserer ganz großen Mitbürger, dem ein tragisches Ge­schick nur zu früh den Lebensfadcn angeschnitten hat. An die­ser, auf die Quellen zurückgehenden grundlegenden Bearbei­tung ivird künftighin niemand mehr vorübergehen können, der sich mit den kulturellen Verhältnissen der Stadt Frank­furt a. M. insbesondere auf naturkundlichem Gebiet beschäf­tigen will.

Die lebendige Schreibweise de B a r y s hat einen aus jeder Seite spannenden Bericht geschaffen, dem die Geschichte unserer engeren und weiteren Heimat den Hintergrund leiht. Wenn Senckcnberg seine Stiftung vom 18. 8. 1763 den Bürgern der Stadt, seinem Vaterland, letztwillig übergibt, aber ängstlich bemüht ist, sie dem Einfluß des HochEdlen Rates möglichst zu entziehen, so spüren wir noch darin die Auswirkungen des jahrzehntelangen Bürgerzwistes, den erst

Maü

Or. mcd. Johann Christian Senckenberg

kaiserliche Vermittlung ein Menschenalter zuvor durch die Verfassungsänderung von 1732 beendet hatte. Die uapolconi- schcn Kriege mit ihren unheilvollen Beschießungen der Stadt und ihren drückenden geldlichen Belastungen, die anschließen­den Tage eines Großherzogtums Frankfurt unter einem so umstrittenen Manne wie Karl von Dalberg, das Ende der freien Reichsstadt, die deutsche kaiserliche Zeit um die Jahr­hundertwende mit ihrem Aufschwung unter dem Oberbürger­meister Franz A d i ck c s, der Weltkrieg und die Nachkriegszeit

stellten der Stif- tungsvcrwaltnng immer wieder neue nicht geahnte Auf- gaben. Oft schien es. als ob die Grund­festen der Stiftung angetastet würden und zusammcnbrä- cheu. Dazu kamen dauernde Kämpfe um ein geordnetes Geldgebaren. Die Zeitumstände lähm­ten die Tätigkeit der Stistungsmitglieder und der Arbeiter am Werk.Von Seuk- kcnberg zur Uni­versität" ist eine Überschrift in der er­wähnten Veröffent^ lichung Kall m o g e n s. Diese, m* nes Erachtens glück­liche Formel, weist jedoch so recht den Kern des Leben­digen im Senckeu- bergischenStiftnngs- gedanken nach.

Die Heilkunde als Zweig derumsassen- dercn Raturwissen- Ichastcn unterliegt zu allenZeiteninau- nigfachcm Inhalts- Wandel. Aber die sittliche Kraft der zu wahremArzttunr be­rufenen Helfer ivird stets die richtige Form im Verhalte'.' der sich anvertrau enden Kranken zu wühlen wissen. finden wir nun ai-^> S e n ck e n b e r g - Hospital das ärzt­liche Wirken, im Krankenhaus gebun­den au eine heute noch sehr brauchbare

Dienstanweisung,

die der Sttftnngs- und Hospitalarzt Dr. G. Ph. Lehr am 21. 2. 1782 unterzeichnet hat. Die Pflicht zum Woh- nungsnehmcn des Hospitalarztes im Hause, das Anhalten zu täglichem Krankenbesuch, zum Führen und Ueberprü- fen des Apothekeubuchcs bei sparsamer Arzneiverordnuug sind uns auch im Krankenhaus von heute noch selbstverständ licfic Gebote. An anderer Stelle begegnen wir den Vorschrif­ten über ärztliche Kostverordnungcn im Hospital (1826, 1839). Die Sorge um die Verhütung von Brandschäden, unter denen Frankfurt a. M. wie andere Städte sehr schwer und so oft in diesen Zeiten zu leiden hatte, wollte nicht weichen und es be­durfte peinlicher Aufmerksamkeit selbst bei Personen der obersten Verwaltung, um nicht durch Leichtsinn das Gut der Stiftung, vielleicht auch das Leben der Hospitaliusassen zu gefährden. An Stelle des Holzes trat eines Tages die Stein­kohle zur Beheizung der Anstalten. Die Gasbeleuchtung wurde eingeführt, und sofort bis in die neuesten Tage bemühte man