sich Schritt zu Hallen auch mit den Forderungen technischen- iustrumentellen Fortschritts.- Die Baugeschichte knüpft an Namen wie Joses Therbou, den Erbauer des glücklicher- weise uns bis heute noch erhaltenen Bürgerhospitals (1770), und deil von Hovens, der die 1907 eröffneten Stiftungsbauten an der Senckenberganlage errichtet hat. Einen breiten, nicht weniger fesselnden Raum nimmt mit Recht die Darstellung der Verwaltungsgeschäfte ein, der Kapitalverwaltung, der Pslegekosten, der Beziehungen insbesondere zur Stadtverwaltung, zum Hospital zum Heiligen Geist und anderes mehr. Die Frage krankcnpflegerischer Tätigkeit mit der Verabschiedung von Wärtern und Wärterinnen sowie der Einfügung von Schwestern, seit 1876 vom Roten Kreuz, seit 1902 vom Evangelischen Diakonieverein, stellt ein Stück Geschichte der Krankenpflege in nachreformatorischer Zeit dar. Uns allen ist die Inanspruchnahme des Hauses für die Verwundeten des Weltkrieges noch in Erinnerung. Sie erlaubt Rückschlüsse auf gleiche Verhältnisse in früheren Jahren, so in der Zeit der Befreiungskriege. Sehr aufschlußreich sind die Auslassungen über die Errichtung einer medizinischen Schule unter der großherzoglichen Regierung. Mit diesen Andeutungen ist der Inhalt des-Buches aber keineswegs erschöpft.
Nicht nur Lichter zeichnet de Vary. Er spricht ganz offen von zeitweise aufgetretenen Uebelständen, von dem Nichterreichten und von den verpaßten Gelegenheiten. Er hält keineswegs zurück mit einem Urteil an Personen, denen im Laufe der Zeit die Stistungsgeschäfte anvertraut waren. Daß der letzte Abschnitt: „Im neuen Reich" überschrieben, nur knappe Tatsachen anführt, wie die Stiftung eines Lehrstuhls für die Geschichte der Medizin der Universität (1938), läßt
• ohne weiteres verstehen. Erst einem Späteren wird es behalten bleiben, aufzuzeigen, wie sich der Gedanke eines Johann Christian Senckenberg gerade dank des Umbruches von 1933 sinngemäß und fruchtbar auswirken konnte.
Wenn der Verfasser den Abdruck wichtiger Urkunden im Wortlaut wegen des vermehrten Umfangs erklären zu müssen glaubt, so meine ich, können wir ihm dies nur danken. Seine Darstellung ist nicht nur klar und lebendig geblieben, sondern wurde, wie die obigen Hinweise belegen sollen, gerade dadurch weitgehend vertieft. Am Rande bemerkt sei nur, daß
der „Haupt-Stiftungs-Brief" nnd „Die Zugabe zu dem Stiftungs-Brief" unter allen Umständen einen Neuabdruck nötig hatten, nachdem ihre Schreibweise bei K a l l m o r g e n nicht vorlagegerecht wiedergegeben worden ist.
Dem handlichen Band von 302 Seiten sind auf 19 Tafeln 28 Bilder beigegebeu, die teils die Persönlichkeiten der Stiftung darstellen, teils Gebäudeansichten zeigen. Im Anhang findet sich ein lückenloses Verzeichnis der Administratoren der Stiftung, der Vorsitzenden der Stiftungsadministration, der Konsulenten der Stiftung, der Lehrer der Anatomie und Botanik, der Bibliothekare, der Hospitalärzte nnd Chirurgen sowie der Hospitalmeister. In einem Verzeichnis der Empfänger des Stiebelpreises seit 1870 sind die preisgekrönten Themen zusammengestcllt. Ein Verzeichnis des gedruckten und handschriftlichen Schrifttums bildet mit einem Namen- und Sachverzeichnis den Beschluß.
Die Bröuner'sche Druckerei, die 1770 die Stiftuugs- briese nebst einer Nachschrift über das zu unternehmende Bürger- und Beisassen-Hospital zum behufe der Stadt Frankfurt am Main vom Stifter zum Druck erhielt, hat jetzt Druck nnd Verlag der Geschichte der Stiftung übernehmen können und bestens gedruckt sowie ausgestattct.
Auch de Ba ry ' s medizingeschichtliches Werk über Senckenberg und seine Stiftung, zeugt wieder einmal von Frankfurts einstiger kultureller Größe, auf die hinzuweisen und mit den gewaltigen Aufgaben der Gegenwart zu verknüpfen, es seit Adickes keiner so versteht, wie der derzeitige Oberbürgermeister Staatsrat Dr. Krebs. Möge sich der Kreis der Leser nicht nur auf die beschänken, die es verwaltungsmäßig angeht, oder die als ärztliche Fachgenossen und Naturwissenschaftler es zur Kenntnis nehmen müssen. Das hätte das schmucke Buch nicht verdient. Darüber hinaus sollte es Ansporn sein zur weiteren Veröffentlichung der zum Teil doch schon bearbeiteten Geschichte anderer Stiftungen unserer Stadt. Nur dann wird die Nachwelt uns nicht den Verweis erteilen, den sich Achilles August von L e r s n e r. als er aus der Fremde heimgekehrt war, in der Vorrede zu seiner Chronica (1706) gab: „Diese Liebe zu meinem Vatterland überzeugte mich wie übel ich gethan anderer Orten mich zu erkundigen bevor ich meines Vatterlandes mich erkundiget hätte."