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Wie aus anliegendem schon im Jahre 1828 in der Sauerländerschen Officin zu Frankfurt am Main gedruckten, ohne Namensbezeichnung des Stifters in vielen öffentlichen Blättern dem Publikum vorgelegten Plan zur Gründung eines allgemeinen Erziehungshauses und dessen in den Jahren 1828 bis 1833 in verschiedenen Zeitschriften erschienenen, grössten- theils sehr günstigen Beurtheilungen erhellt, ist es schon damals und selbst in seinen Jüng­lingsjahren im ersten Jahrzehend dieses Jahrhunderts der Wunsch und Wille des Stifters gewesen:

//armen verlassenen Knaben und Jünglingen in irgend einer Weise Gelegen­heit zur Entwickelung und weiteren Ausbildung der vielleicht in reichem «Maasse in ihnen liegenden angeborenen Neigungen, Anlagen und beson­deren Talente für irgend eine Lebensstellung, Gewerbe, Kunst oder Wissen­schaft zu verschaffen und sie dadurch zugleich vor Irrwegen zu bewahren, auf welche sie, ohne Stütze und sorgende Aufsicht gelassen, gerade ihr lebhafter Geist, ihr vorwärts strebender fester Wille, ihr jugendlich unbe­stimmter Thätigkeitstrieb und früh erwachender Ehrgeiz nur allzuleicht führen kann."

Diesen Wunsch hat derselbe in oft wechselnden Lebensverhältnissen, von früher Jugend an bis zum höchsten Lebensalter mit eiserner Beharrlichkeit festgehalten. Er hat vom 22. Jahre an sein Brod reichlich zu verdienen gewusst, die Renten seines mässigen ererbten Ver­mögens für seine lieben Verwandten und einstigen Erben zurückgelegt und die allmählich möglich werdenden Ersparnisse durch An- und Verkauf von Fruchtrenten, Grundstücken und Staatspapieren zu rechter Zeit zu vermehren gesucht. Er musste sich oft wegen seiner Spar­samkeit auslachen, wegen seines angeblichen Geizes verhöhnen und in späterer Zeit wegen seines allmählig zunehmenden Besitzes beneiden lassen. Er ertrug das Alles mit vieler Gelassen­heit und durchwachte in ernsten Erwägungen manche sorgenvolle Nacht.

Er wusste ja, für wen er sorgte und sparte und für wen er sich verhöhnen lassen musste, und dankte Gott, dass es ihm, so nahe am Rand des Grabes, vergönnt ist, den ersparten Lohn für sechzigjährige Arbeit in die Hände derer niederlegen zu dürfen, die ihn am noth- wendigsten brauchen, und so Gott will mit dem besten Erfolg zu verwenden wissen werden, den jungen Pflegesöhnen der Palmsonntagstiftung!

Für diese Stiftung hat derselbe

40,000 fl. Vierzigtausend Gulden

Nennwerth in 6 pr. Ct. Obligationen der vereinigten Freistaaten in Nordamerika, als erste Liebesgabe, ersten Grundstock des bleibenden Unterstützungsfonds am Abend vor Palmsonntag 1868 bei der Königl. Preussischen Landesbank in Wiesbaden niedergelegt und dieses Capital nach Inhalt seines bei dem Königl. Bayerischen Notariat zu Rothenburg an der Tauber depo- nirten Testaments vom 23. April 1868 der bekannten Doctor Senckenbergischen Stiftung zu Frankfurt am Main als Legat, jedoch zu abgesonderter Aufbewahrung und Verwaltung zuschreiben lassen.

Gerechtfertigt erscheint diese Benennung dadurch, dass an diesem Tage die so be­scheidene und doch weltbeherrschende Religion Jesu, die alle ihre Angehörigen zu gegenseitiger Hülfeleistung, Bruderliebe und freudiger Aufopferung aller selbstsüchtigen Pläne verpflichtet, siegesfroh in der Hauptstadt des Landes einzog, von dem Volke mit Jubel empfangen und von allen Denkenden als die allein wahre, allein beseligende Lehre anerkannt wurde; dass auch um diese Zeit die armen verlassenen Knaben aus der Schule, ihrer bisherigen geistigen Heimath, entlassen werden, um ohne fernere Leitung, ohne Rath und liebende Aufsicht in die ihnen so