Gniebel, den 20.März 46
Sehr geehrter Herr Prouf. Heuling!
Aie mir meine Schwiegermutter schrieb versuchen Sie und Herr Prof. Michels meinen Mann loszueisen. Inzjlwschen hat er seine Anschrift geändert. Sie lautet bei gleichbleibender Gef .Nr.:
.MU1SANNE (Sarthe) depöt 403, La France.
Haben Sie eine Ahnung , ob das Entlassungsgesuch bearbeitet wird?
Ich sitze schrecklich zwischen 2 Stühlen. Ih München besitze ich noch meine Wohnung, die aber grösstenteils von anderen Leuten besetzt ist. Ich bekäme 3 1/2 ( ein einhalb ) Ummer zugewiesen.Nun lebe ich auf
dem Land bedeutend billiger und ziehe mir aus dem Garten meiner Schwei ter und einem Acker, den wir beide Familien halten , das Nötigste.
Lie Lebensrnittelzuteil lang im Französischen Gebiet ist miserabel.
Auf der anderen Seite wird mir die ganze Wohnung genommen mit allem In ventar, wenn ich nicht bald darinnen wohne.Jetzt habe ich vor nach Tübingen mit meinen Möbeln zu ziehen, um die zu retten,würde dies aber nicht machen, wenn mein Mann in absehbarer Zeit käme. Denn dann müssen wir sicher wieder umziehen.Auch kann ich nicht von einer Zone in die
\ andere später wechseln. Eben ist das leichter, weil ich hier das \ Wohnrecht habe.
i Ich habe meinen Mann gleichzeitig im franz. Gebiet anfordern lassen
i als Meteorologen, weiss aber bis jetzt noch nichts. Prof. Weikmann
i
setzt sich ja sehr rührend für meinen Mann ein, aber bis jetzt leider 1 ohne Erfolg.
\ In der Karwoche bin ich voraussichtlich in Frankfurt und schaue im Senk kenberg-Institut vorbei. Ich kann schon garnicht mehr an etwas Erfreu- 1 liches glauben, nachdem ich von allen Seiten in allen Dingen nur
Unerfreuliches höre.-