Überreicht vom Verfasser
Sonderabdruck aus
SENCKENBERGIANA" Band 26, 1943.
Senckenbergiana
Band 26
Nummer 5
Seite 4;>H—4H6
Frankfurt a M ,3U. 12 43
Senckenberg am Meer Nr. 132*
Weichkörper-Bewegungen von Buccinum undatum.
Von Wilhelm Schäfer,
Forschungsanstalt tür Meeresgeologie und Meerespaläontologie „Senckenberg" in Wilhelmshaven.
Mit ' Abbildungen.
Die Bewegungsorgane bei Rrosolminchiern sind Fuli (kopffuß) und Spindcl- inuskel. Wühlend der Fuli besonders die Muskulatur der Fußsohle oder ihre Cilien. zur Ortsbew egung auf einer Unterlage dienen, tragt der Spindehnuskel das Gehäuse und bringt es in die jeweils gewünschte Stellung. Fine klare 1 ren- nung der Aufgaben und eine räumliche Sonderung der Bewegungsorgane aber bestehen nur für solche Arten, die häufig den Ort wechseln, die eigentliche . kriech“-Tiere sind. Mehr ortstreue Prosobranchicr (Haliotis, Patella) lassen eine Unterscheidung der Aufgaben und eine räumliche Trennung der Bewegungselemente nicht zu.
Ist das Kalk-Gehäuse im Augenblick der Xusammenzichung des Fußes sein Schutz, wird es, was für Verteidigungswaffen fast immer gilt, in der Bewegung zum kraftzehrenden Ballast. Die Form des Gehäuses und sein Gewicht gewinnen daher Einfluß auf den Bau der Bewegungselemente und auf Richtung und Ausmaß der Bewegung des Tieres am Ort und bei Ortswechsel.
Das (•eliiiune des Wellhorns (Buccinum undatum L.) ist bei schneller Zunahme der Gewinde-Umgänge ausgesprochen evolut (ausgezogen) und besitzt eine solide Golumella (Spindel), die. an ihrem Filde als Siphonalrinne dienend, nach vorne gezogen ist. Fine Innenlippe hat der Mundrand nicht ausgebildet: sie wird durch einen in der Mündung schwach gekrümmten Spindelwulst ersetzt. Stärker gewölbt ist dagegen die Außenlippc. Sie stößt an ihrem oberen Rand in nahezu rechtem Winkel gegen den darüber liegenden Umgang. Die Gehäuse- Mündung ist daher eine asy metrische Öffnung, sie liegt m der Ebene der Gehäusespindel.
Einigermaßen fest liegt das Gehäuse auf seiner Mündung. Die Lage mit der Mündung nach oben links ist ebenfalls möglich. Das Gehäuse rollt zwar leicht um die Längsachse, nimmt jedoch in der Ruhe die beiden genannten Lagen ein.
Der eingezogene Kopffuß füllt nicht ganz die erste Windung des Gehäuses, wobei der Kopf und die Fühler mit der Oberseite gegen die Schale gepreßt am weitesten hinten liegen. Es folgt die vordere Fuß-Hälfte: sie ist der Mittellinie der Fußsohle entlang in einer scharfen Falte zusammengelegt. sodaß die
* fit: Senckenbergiana. 25. S. 181—20h. Frankfurt a. M. 1042.