Sonderabdruck aus derZeitschrift der Deutschen Geologischen Gesellschaft Band 84, Jahrgang 1932, Heft 9, Seite 651/652

Gleichzeitig im Hörsaal II. Vortrag:

P. Kraft (Jena): Neue optische Wege in der Mikrophotographie und Mikroskopie im Dienste der Geologie und Paläontologie: I. Mikrophotographie mit infraroten Strahlen.

II. Optische Färbung mikroskopischer Objekte mit Mikropolvchromar nach Kraft.

I.

Durch die Mikrophotographie mit infraroten Strahlen eröffnet sich der Wissenschaft ein neuer Weg zur Erschließung solcher Strukturen, die man bisher weder mit Strahlen des sichtbaren Spektrums noch mit Ultraviolett durchdringen konnte. Es sind dies meistenteils dunkle Objekte, wie sie häufig bei Geologen und Paläontologen Vorkommen. Hierzu gehören ver­kohlte organische Reste aus den fossilen Sedimenten (wie z. B. die Grap- tolithen), dann Pflanzen aus der Braunkohle, Schuppen fossiler Fische, Haare von fossilen Tieren (z. B. Mammuthaare aus dem sibirischen Eise) usw. usw. Der Vortragende hat bereits 1926 bei der Erforschung der Graptolithen bemerkt, daß die Strahlen des langwelligen Spektrums wesent­lich besser diese Objekte durchdringen als die Strahlen des kurzwelligen Bereiches. Aus diesem Grunde hatte er auch seinerzeit bei seiner Arbeit über die Ontogenie der Graptolithen dunkelgelbe bezw. Orangefilter ver­wendet. Weitere Forschung hat gezeigt, daß die Wärmestrahlen noch besser diese Objekte durchdringen, und daß man mit diesen Wärmestrahlen und Spezialplatten von Agfa Infrarot-rapid 810 und Infrarotfilter-Kom­bination, die vom Vortragenden für diese Zwecke vorgeschlagen sind, noch unvergleichlich bessere Aufnahmen erzielen kann, als bisher mit Gelbfilter in Verbindung mit orthochromatischen oder panchromatischen Platten möglich war. Der Vortragende hat festgestellt, daß diese infraroten Strahlen ein Durchdringungsvermögen solcher dunkler mikroskopischer Objekte be­sitzen, das etwa den Röntgenstrahlen ähnlich ist. Die infraroten Strahlen haben aber gegenüber den Röntgenstrahlen den Vorzug, daß sie uns eine tatsächliche Abbildung des Objektes geben, während die Röntgenstrahlen nur ein Schattenbild des Objektes oder das Spektrum seiner Feinstruktur ergeben können. Auf dieser Eigenschaft der infraroten Strahlen beruht auch die Haupttragweite dieser Entdeckung. Der Vortragende hat in einer Reihe von Lichtbildern Beispiele gezeigt, wie prächtig die Strukturen bei infraroten gegenüber der Photographie mit gewöhnlichem Plattenmaterial und Gelbfilter hervortreten. (Die Infrarotfilter nach Kraft werden von der Firma Carl Zeiss, Jena, hergestellt.)

MIKRO 480

Mi-Sodru 10