Prof.i.R.H.Bluntschli Bern.Aebistrasse 9.

Bern,21.März 1948

An die Senckenbergische Naturforschende Gesellschaft Frankfurt a.Main .

Sehr geehrte Herren !

Durch Dokument vom 28.Februar 1948 haben Sie mir die sehr erfreuliche Mitteilung zukommen lassen,dass Ihre so vorzügliche und angesehene Gesellschaft mir ihre eiserne Ehrenmünze verliehen und mich zum korrespondierenden Ehren­mitglied ernannt habe.Ich danke Ihnen für diese mich eben­so ehrende,als auch beschämende Anerkennung auf das Herz­lichste.Sie lässt viele schöne Erinnerungen an meine seiner­zeitige Frankfurter Tätigkeit wiederaufleben,die damals,als der Daemon in die deutschen Köpfe fuhr,ein so unrühmliches Ende genommen hatte und während Jahren einen Stachel in mir hinterliess.Die Gedenkmünze wird mir ein um sojlieberes Er­innerungszeichen bleiben,als ich im November 1917 dem Fest­akt hatte beiwohnen dürfen,der in ernster Kriegszeit das 100 Jahr-Jubilaeum festlich beging.

Meine Anhänglichkeit an das liebe Frankfurt,das heute ein so wundenreiches Antlitz darbietet,und worin ich selbst vor mehr als 71 Jahren das Licht der Welt erblicken durfte, ist unverändert geblieben,trotz der furchtbaren Ereignisse des vergangenen Jahrzehntes.Und mein innigster Wunsch geht dahin,dass nach diesen entsetzlichen Verirrungen blinder nationalistischer Leidenschaft endlich der gesunde Weg ge­funden und beschritten werden möchte um das schwergeprüfte deutsche Volk einer glücklicheren Zukunft entgegenzuführen.