Dr.-Ing. H.R.Jacobi (22c) Beuel a/Rh. Combahnstr. 4-3

18.'/.4 7

Herrn

Dr. W. Kramer

Frankfurt a/M Senckenberg-Anlage 2S

Sehr geehrter Herr DoktorI

Als alter Senckenberger, der schon als kleiner Schuljunge unter Herrn Dr. Buschmeyer von der Liebig-Ober-Realschule ehrenamtlich für das Museum tätig war und auch später der vaterstädtischen Hinrichtung treu geblieben ist, erfaßt mich Beschämung, wenn ein Jugendfreund mir schreibt, daß ihm, der vor dem Kriege Deutschland verlassen mußte, Senckenberg die Treue gebrochen hat. Es ist Herr Dr. Otto Schales, jetzt Professor in New Orleans, der einst "Ewiges Mitglied" des Museums war und dem unter der AeraiUr. Richter die Mitgliedschaft entzogen wurde, ohne daß hierfür ein sichtbarer Grund vorlag. Ich erfuhr erst jetzt hiervon auf einen Brie f von mir an Dr. Otto Schales, dem ich auch von Senckenberg schrieb. Dr. Schales hat begreiflicher Weise kein Interesse mehr an einer Institution, die ihm ihre Mitgliedschaft entzog.

Ohne Wissen von Dr. Schales schreibe ich an Sie, weil dieser Fall geeignet ist, einen Beweis mehr für die schlechte Meinung über uns Deutsche^ im Auslande zu liefern. Dr. Otto Schales ist in akademi­schen Kreisen Amerikas wohlbekannt. Es liegt im Interesse Ihrer Gesellschaft, wenn dem Fall nachgegangen würde und von Ihrer Seite aus eine Rehabilitierung erfolgte. Ich nehme an, daß die Streichung der Mitgliedschaft aus politischen Gründen erfolgte, da Herr Dr. Richter, der damalige "Führer" des Museums in Schrift und Wort als getreuer Anhänger Hitlers bekannt ist.

Ich wurde mich im allseitigen Interesse freuen, wenn eine befrie­digende Lösung des Falles gefunden würde.

Hochachtungsvoll!

Ihr ergebener