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so gibt nach und nach die Erde ihre Zeugnisse preis, die uns, den Nachweis liefern, daß schon Jahrhunderte vor Columbus Europäer regelmäßig nach Amerika fuhren, ja vielleicht schon Amerika besiedelten. r .
Landschaft und Pflanzen in Iripolitanien.
Im Hochzeitssaal des Palmengartens sprach am 6. 2. 1940 Dr. Klingelhöffer, Neu-Isenburg, im Verein „Freunde des Palmengartens" an Hand von Lichtbildern über „Landschaft und Pflanzen in Tripolitanien". .
Ausgehend von der frühesten mutmaßlichen Entwicklung der klimatischen Verhältnisse Tripolitaniens gab der Redner einführend in großen Zügen eine kurze Uebersicht über die durch Klima, Bevölkerung usw. gegebenen Voraussetzungen für das Aussehen des Landes Tripolitanien von heute.
Starke Sonneneinstrahlung, austrockneirde Winde, die immer wieder vordringenden Sanddüncn der Sahara und die in unregelmäßigen mitunter sehr großen Abständen einseyenden Regenfälle geben der Landschaft und vor allem dem Pflanzenwuchs ihr Gepräge. Die mitunter starken Regenfälle im Frühjahr zaubern in der Steppenlandschaft (Dschefara) für kurze Zeit reichen Blumenschmuck kurzlebiger Pflanzen, die nach Entwicklung der Samen abstcrben. Als Samen überdauern sie die lange Zeit der Trockenheit. Andere Pflanzen (Liliengewächse) bilden Knollen und Zwiebeln als TrockenheitS- schuh aus; im Gcgeirsatz hierzu schicken z. B. die Tamarisken rhre Wurzeln bis zu 30 Meter tief in den Sand hinein, um Wasser anfzunehmen. Die Fettpflanzen speichern ihr ^sasser in Stamm und Blättern auf. So findet man einen Mstlanzenbestand, der mit Einrichtungen versehen ist, die die ^Wasserverdunstung Herabseyen. Kameldornsträuchcr, Akazien, Eukalypten und andere Hartlaubgewächse zeigen typische Schutzeinrichtungen gegen Trockenheit.
Reicher Pflanzenwuchs entwickelt sich in den Oascnlandschaf- tcn, die je nach den geologischen Verhältnissen Brunnen- oder Quellenoasen sind. Dort gedeihen Obst, Gemüse, Getreide und vor allem die Dattelpalmen; oft dreifache Ernten werden von den Bauern erzielt, was für sie eine harte Arbeit
bedeutet. Das Wasser muß von den Quellen zu den Fel
dern geleitet und bei Tag und Nacht aus den tiefen Brunnen geschöpft werden. 2m Süden von Tripolis erhebt sich ein Gebirge (der Dschebel), wo wiederum große Trockenheit herrscht. Dort gedeihen Hartlaubgewächse, graugrüne Wacholderarten. Lorbeer- und Oclbäume und Myrthen.
Die schönen farbigen Bilder zeigten anschaulich Pflanzcn-
wuchs, Volkstypen und Wohnverhältnisse der Bevölkerung und Ausschnitte ans dem Leben in bunter Fülle. 7 -.
Die Frankfurter Mölder vor der Eiszeit.
Die vorzeitlichen Funde innerhalb der Stadt Frankfurt find besonders aus der Dertiärzeit, und hier wiederum aus dem Pliozän, ganz besonders reichhaltig, sodaß es schon bei der Auffindung möglich schien, auf Grund dieser Funde die pliozäne Flora erkennen zu können. Mittlerweile sind die Untersuchungen abgeschlossen und die Wissenschaft ist heute in ^>cr Lage, ein Bild jener gewaltigen Wälder zu geben, ^die einmal an der Stelle, wo heute Frankfurt steht, sich vor dein Eindringen der Eiszeit befunden haben. lieber die Ergebnisse dieser Forschungen sprach in dem letzten Bortrag der SenckenbcrackLmr Naturkorkcheudmr. Gesellsckralt Prof. Dr. R. TKräuscl. Der Priözän-Wald war — wie der Redner ausführte und an Hand zahlreicher Lichtbilder der Vorzeitkunde zeigen konnte — außerordentlich mannigfaltig. Es fanden sich zunächst in diesem Wald Bäume, die auch heute noch in unseren Regionen Vorkommen, wie Birken, Buchsbaum, Ginko und eine Eibenart. Daneben bestand dieser Wald aber zuin weitaus größeren Teil aus einer Flora, die heute aus Europa verschwunden ist und nur noch in Amerika vorkommt. Als die häufigsten Arten sind hier zu nennen die Sumpfzypresse, Mammutbäume, Ricscnfequonien, Kieferm, Nußbäume, Magnolien, Kastanien, tvilder Wein und Teesträucher. Aber nicht nur die heute in Amerika anzutreffende Flora fand sich in dein voreiszeitlichen Frankfurter Wald, sondern, wie die Funde beweisen, auch die Flora Ostasiens, wie Tannen, Zedern, Mistel, Liane u. a. Und schließlich finden >vir auch Vertreter aus dem heutigen Mittelmeergebiet, wie etwa die Erle im Pliozän-Wald. So mannigfaltig dieser ehemalige Frankfurter Wald auch war, so kann man doch sagen, daß fast alle Arten, die damals vorkamen, auch heute noch anzutreffen sind, aber eö gibt keinen Wald mehr der gleichen Zusammensetzung. Diese Feststellung läßt auf große Pslanzen- wanderungen schließen, die das heutige Bild der Flora geformt haben. Der Pliozän-Wald bildet den Atisklang der
tertiären Flora. Man darf dabei aus der Kenntnis der Funde mit einiger Sicherheit annehmen, daß der Wald deS Alt-Tertiär tropisch ist (Palmen), der des Mittel-Tertiär subttopisch (Lorbeer, Eichen), dem dann der Pliozän-Wald folgt. Als Ursache für diese gewaltigen Veränderungen sind klimatische Schwankungen anzunehmcn. r .
Mas ist ungesundes Klima?
Schon seit langem kcirnt uran die Bedeutung des Kliinas für den menschlichen Körper und mehr und inehr hat die Meteorologie sich aus den engen Bezirken ihres Fachgebietes gelöst nird ihrer Forschiutg eine neue Zielsetzung gegeben. Das Klima ist das Primäre, auf das sich die Forschung richtet, das Ziel aber ist die Gesundheit des Menschen. Erst wenn man genau weiß, unter welchen Bedingungen ein bestimmtes Klima gesund oder ungesund ist, kann es dem Menscheir nutzbar gemacht werden. Der bekannte Frankfurter Meteorologe, der Leiter des meteorologischen Instituts der Universität Prof. Dr. Linke hat das Verdienst, schon seit längerer Zeit eine Verbindung der Meteorologie mit der Medizin angestrebt und verwirklicht zu haben. Diese enge Zusainmenarbeit hat schon bis jetzt reiche Früchte getragen. In einem öffentlichen Vor- ttag der Universität umriß Prof. Dr. Linke die neue Fragestellung der Meteorologie und gab die jüngsten Ergebnisse seiner Forschungen bekannt. Als ein ausgesprochen ungesundes Klima bezeichnete er das tropische Klima, das durch eine gleichmäßig hohe Temperatur und viel Feuchtigkeit charakterisiert ist (höchste tropische Temperatur über 50 Grad). Hinzu kommt noch, daß in diesem Klima alle Bakterienträger (Fliegen) gut gedeihen und der Mensch mehr als anderswo Infektionen ausgesetzt ist, weil der Körper keine Wanne zu produzieren braucht und ans diesem Grunde schlaff wird und die Widerstandskräfte erlahmen. Entscheidend für ein Klima ist der Wind und, wie die jüngsten Forschungen ergeben haben, die Beschaffenheit der Luft. Die richtige Körpertemperatur für den Manschen ist mit 36 — 37 Grad anzusetzen. 2» den Tropen braucht der Körper also niemals Wärme zu produzieren, es treten Wärmestauungen ein, die zu schweren Schäden, auch zum Tode führen können (Hitz- schlag, Sonnenstich usw.). Daö dem tropischen entgegengesetzte Klima ist das polare, dessen Mittelwert unter 0 Grad anzusetzen ist. Das polare Klima ist charakterisiert durch einen starken Mangel an Sonnenbestrahlung, durch große Tcmpc- raturschwankungen und schnelle Veränderungen innerhalb eines Tages. Der Körper muß also viel Wärme produzieren und bedeutende Teinperaturunterschiede ausgleichen. Nur gesunde Menschen werden hier gedeihen, das Kranke wird schon von der Natur ausgemerzt. Außerdem leben in diesem Klima keine Bakterien, sodaß eine Infektionsgefahr nicht vorhanden ist. Dieses polare Klima hat den nordischen Menschen geschaffen. Wir leben in einem gemäßigten Klima, das als maritimpolares Mischklima zu charakterisieren ist. Die Temperaturschwankungen betragen 18 bis 20 Grad. Dabei machte Prof. Dr. Linke die Einschränkung, daß wir in diesem Jahre einen Winter init einer Durchschnittstemperatur hatten, wie er in hundert Jahren nur einmal vorkommt. Natürlich sind in Gebirgsgegenden die Schwankungen größer.
Ein wichtiger Faktor deS KlimaS ist die Beschaffenheit der Luft, von der jeder Mensch täglich 10 bis 15 Kubikmeter ein- und ausatmet. Die Forschung hat nun festgestellt, daß es zwar keine Erdstrahlen gibt, wie man sie vor einigen Jahren gefunden zu haben glaubte, daß aber die Beschaffenheit der Luft sehr stark von der Beschaffenheit des Bodeirs abhängig ist. So führte Prof. Dr. Linke das gesunde Berliner Klima, sehr mit Recht auf die sprichwörtliche „Berliner Luft" zurück, deren günstige Beschaffenheit dem Berliner Boden zu danken ist, vor allem dem märkischen Sand, der dafür sorgt, daß wenig Verunreinigungen in die Luft gelangen. Auch die weiche Luft iur Maintal, in Frankfurt und anderen Städten am Main dürfte auf die Beschaffenheit des BodenS zurückznführen sein. — Wichtig für ein gutes Klima ist die Entlüftung durch nächtliche Bergwinde, wie sie zum Beispiel Königstein im Taunus aufzuweisen hat und deshalb auch einziger hcilklimatischer Kurort ist. In Tälern ist diese Entlüftung meist schlecht, weshalb Prof. Linke empfahl, Siedlungen stets auf Hänge zu legen und vor allem Sanatorien rurd Erholungsheime nie in Tälern zu errichten und stets vorher ein Klima-Gutachten einzuholen. Im Sinne dieser Forschungen — damit schloß Prof. Dr. Linke — ist die Forderung der NS-Gemeinschaft „Kraft durch Freude", jedem Volksgenossen die ihm zustehende Erholung zu verschaffen, zu ergänzen, daß jeder die Wohltat einer Erholung in dem für ihn richtigen Klima findet. r .
Verantwortlicher Schriftleiter: Dr. phil. Franz Lerner, Frankfurt am Main, Limpurger Gasse 2, Fernruf 200 16, Nebenstelle 25. Druck: Franz Jos. Henrich, Druckerei und Verlag, Frankfurt a. M.-Schwanheim, Fernruf 69358
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