(Frankfurter Handelszeitung.)
und Rnndelsbtntt.
(Neue Frankfurter Zeitung.)
7 . Zsevruar 1915
H'reis 5 Nfg
Der heutige Tagesbericht.
Großes Hauptquartier, 7. Febr. (W. B. Amtlich.) Südöstlich Aper» »ahme» wir einen französich e n Schützengraben und erbeuteten dabei „ititi rnglische Maschinengewehre.
Südlich des Kanals bei La Bass€e drang der Feind in einen unserer Schützengräben; der Kamps dort if. noch im G«n« e.
Im übrigen auf beide« Kriegsschauplätzen außer Artil- leriekämpfen keine wesentliche» Ereignisse.
Ober st e Heeresleitung.
Per Kaiser Sei der schlesischen LarrdweHr.
Berlin, 7. Febr. (W. B. Amtlich.) S. M. der K > i s e r besuchte gestern die schlesische Landwehr in ihren Schützengräben bei Gruszezy östlich Wloszczowe.
Jer srnnzöflsche HttgesSericht.
*f* Paris, 6. Febr. (Priv.-Tel. Ctr. Frfft.) Die amtliche Mitteilung vom Samstag 3 Uhr nachm, lautet: Vom 5. Februar wird keine Infanterie-Mion gemeldet. Von Arras bis Reims Artilleriekampf mit gutem Erfolg für uns. Keine Veränderung in der Lage in der Gegend von P«r - ihes und Massiges. In den Argonnen und in der Worvre hat unser Geschützfeuer Convois zerstört und einen Eisenbahnzug mit 25 Wagen in Brand geschossen. Auf dem Reste der Front ist nichts zu melden. Wir haben einen Fesse'- lakkon i« den deutschen Hinten, nordöstlich von Sommepy bei St. Menehould heruntergeschossen.
11 Uhr abends: Die einzigen bemerkenswerten Tatsachen rnd, das sehr wirksame Feuer unserer Artillerie in Belgien, ebenso im Tale der Aisne, sowie ein leichter Fortschritt unserer Truppen in der Champagne, nördlich von Massiges.
Ire Kampfe in Mandern.
■ t Amsterdam. 6. Febr. (Priv.-Tel., Ctr. Frist.) Der „Daily Telegraph" ineldet aus Boulogne: Die Deutschen scheinen einen neuen Angriff gegen A p e r n und Nieuport vorzuhaben. Tie Stellungen der verbündeten Heere werden heftig von der deutschen Artillerie beschossen, wahrend die Deutschen bedeutende Verstärkungen hrran- ziehen. Fortdauernd operieren deutsche Flieger über unseren Laufgräben. Hinter der Gefechtslinie ziehen die Deutschen neue Truppen zusammen, die von Jseghem kommen. Regimenter, die schwere Verluste erlitten habn, werden dort wieder auf volle Stärke gebracht. Das Wieder- eintreten kälteren Wetters erleichtert ebenfalls die Offensiv« in Flandern sehr.
Miegerwache üver Waris.
Lyon, 7. Febr. (W B Nichtamtlich.) „Rckpüblicain" meldet aus Paris: Di« Ueberwachung von Paris durch Flugzeuge wstd aufs schärfste durchgeführt. Unablässig, auch während der Nacht, überfliegen Flugzeuge Paris und Umgebung. Zwei deutsche Flieger, welche gestern sich Paris näherten, wurden von ftanzösischen Fliegern zur Umkehr gezwungen.
Der russische GenerslslahsberW.
Petersburg, 7. Febr. (W. B. Nichtamtlich.) Amtlicher Bericht des Großen Generalstabs vom 6. Febr.: In Ostpreußen nahmen die Kämpfe im Tale der Inster und Szeszuppe einen erbitterteren Charakter an. Stuf der Schlachtsront am linken Weich selu fer war sehr heftiges Artilleriefeuer. Trotz der Gegenangriffe der Deutschen setzten sich unsere Truppen nicht nur auf dem linken Ufer der B z u r a nahe ihrer Mündung fest, sondern sie gingen auch spater zum Angriff über und bemächtigten sich eines sehr bedeutenden feindlichen Stützpunktes im Norden des Dorfes Vitkowidze. Nahe dem Gute Borzymow Huben wir auf einem beträchtlichen Abschnitt die deutsche Schützengrabenlinie genommen und uns eines Teiles der Gräben zweite- Linie bemächtigt. Im Gebiete von Borzymow hat der Feind drei erfolglose Angriffe unternommen. Demonstrative Angriffe des Feindes in der Gegend zwischen Malo- gostsche und Chenchny sowie in der Gegend der oberen Weichsel nahe Chaoli-Bogovitze und in Galizien südlich von Tschenj- kowitze wurden ohne Schwierigkeit abgewiesen. In den Karpathen wurden erbitterte Kämpfe im Norden der Linie Zboro-Stroko-Meso und Laborez geliefert, wo^ wir weiter fortschreiten. Im Gebiete der Beskidenpässe wurd: die feindliche Offensive beeinträchtigt. In den Stellungen am Wyschkosf-Paß und auf den Straßen nach Mad- vorno wiesen wir kräftig alle feindlichen Angriffe zurück.
Iie Kümpfe in Südafrika.
London, 6. Febr. (Jndir. Priv.-Tel. Ctr. Frkst.) Ueber die Uebergabe Kemps meldet R e u te r aus Kapstadt: Ein besonderer Korrespondent aus Uppington meldete am 4. Februar, daß Kemp, M a r i tz und d e D i l I i e r s am 30. Januar unter dem Schutz der weißen Flagge Uppington besucht hätten; der Zweck sei nicht bekannt geworden. Das Resultat sei jedoch gewesen, daß Kemp und 40 andere Offiziere mit 517 Mann sich in Uppington ergeben hätten und g e- fangen genommen worden seien. Die Gefangenen seien vor allem Transvaaler und Frristaatler. Sie seien in de u t- sche Uniformen gekleidet gewesen und die meisten hätten deutsche Mausergewehr, einige allerdings auch Lee-Metford- Gewehre gehabt. Die Kranken feien in m Hospital ausgenommen worben. -----— -
lleulschlaii-s Kamps gegen England.
Kine deutsche KrkLitrttttg.
t Amsterdam, 7. Febr. (Priv.-Tel. Ctr. Frkst.) Reuter meldet aus Washington: Die deutsche Dotschäs: teilt mit Rücksicht auf die Erklärung der Zone für die militärischen Operationen rings um die britischen Inseln mit, daß Deutschland nicht d i e .A b s i ch t habe, amerikanische Schiffe zu belästigen oder in Beschlag.zu nehmen, die Lebensmittel für die bürgerliche Bevölkerung heranführen.
Ire falsche Alagge.
t Amsterdam, 7. Febr. (Priv.-Tel. Ctr. Frkst.) Reu- t e r beeilt sich aus London zu melden, daß die englischen Blätter die Mitteilung der deutschen Admiralität, es sei rin englischer Befehl zur Führung von neutralen- Flaggen auf englischen Handelsschiffen gegeben wordn, dementieren. Es sei jedoch gegenüber dieser Reutermeldüng daran erinnert, daß schon direkt nach dem Angriff deutscher Unterseeboote in der Irischen See die „Daily News" den Rat gegeben hatte, anstelle der englischen Flagge eine neu-' träte Flagge zu führen, um sich gegen Angriffe zu sichern.
Nun aber schreibt der Marinesachverständige der „Times": „Es ist viel dummes Zeug geschrieben worden über den Gebrauch der neutralen Flagge durch Handelsschiffe. Es besteht für die Admiralität keine Notwendigkeit, hierüber einen Befehl herauszugeben, und ich glaube auch, nicht, daß ein derartiger Befehl erlassen worden ist. In ge- gewöhnlichen Zeiten hat ein Handelsschiff nicht das Recht eine neutrale Uagge zu führen. Mer der Gebrauch zur See und viele Präzcdenzen beweisen es, daß es zulässig ist, daß ein Schiff die neutrale Flagge hißt, um einem Feinde zu entfliehen. Jede Nation, die eine einiger-' maßen bedeutende Handelsflotte besessen hat, wirv in ihrer Geschichte dafür Beispiele finden. Vor einigen Jahren erkannt Großbritannien dieses Recht an, als es selbst neutral war. Wenn unsere Handelsschiffe eine neu- t r a l e Flagge hissen, um der Aufmerksamkeit eines feindlichen.Unterseebootes zu entgehen, fohabenfie das Recht vorläufig auf ihrer Seite." Trotz allcr Dementis ist hiermit also der vollständige Beweis gegeben, daß tatsächlich die Absicht besteht, bei Gefahr die englische Flagge mit einer neutralen Flagge zu verwechseln, wodurch natürlich für die neutralen Staaten die größten Gefahren und Unannehmlichkeiten entstehen können.
Ire itattettische Urefle.
i» Rom, 6. Febr. (Priv.-Tel. Ctr. Frkst.) Während die „Tribuna" forifährt, die deutsche Ankündigung der Blockade gegen England heftig anzugreifen, beschränkt sich „Giornale d'Jtalia" darauf, theoretisch festzustellen, daß die völkerrechtliche Doktrin der Blockade heute noch die aus der Zeit der Segelschiffahrt sei, daß aber das neue Kriegsmitiel der Tauchboote neue Problem« stelle.
Weitere englische Stimmen.
London, 6. Febr. (W. B. Nichtamtlich.) „Daily Telegraph" schreibt: Nach einer Umfrage in hiesigen Schifffahrtskreisen hält man die deutsche Ankündigung nur für einen Bluff. Wenn auch einige englische und neutrale Schiffe zu Grunde gegangen sind, so b e st e h t doch n i -y t die Absicht, die Fahrordnungen zu ändern. Der Direktor einer Schiffslinie sagte, daß er nach dem Beutezug in der Irischen See daran gedacht habe, nach einer Rücksprache mit der Admiralität aber den Gedanken aufgegeben habe und auch jetzt keine Veränderungen beabsichtige.
Amsterdam, 6. Febr. (W. B. Nichtamtlich.) „Allgemeen Handelsblad" meldet aus London: Der Korrespondent der „Times" sagt, daß alle Schiffe, die in den englischen Küstengewässern fahren, alle vefftändigen Vorsichtsmaßregeln ergreifen müßten. Die englische glotte dürfe in ihrer Wachsamkeit nicht Nachlassen. Es sei aber töricht, der deutschen Blockade große Bedeutung bri- zumessen. Die deutsche Erklärung sei nur ein neues Zeichen von Angst. Diese Drohungen seien zum „Konsum" in Deutschland selbst bestimmt, um dem deutschen Volke Mut zu machen. In der ganzen Zeit, während welcher die deutschen Unterseeboote sich im Kanal befanden, sei kein einziges englisches Truppentransportschiff in den Grund gebobrt worden. Darum habe man es für nötig befunden, eine Erklärung auf dem Papier anzukündigen, um die Gefahren in übertriebenem Lichte darzustellen. (Es scheint, daß vielmehr die „Times" ihren Landsleuten Mut zu machen nötia bat, als Deutschland. Im übrigen: Man warte doch ab! D. Red.)
Kitte amerikanische Meinung.
London, 7. Febr. (W. B. Nichtamtlich.) „Daily Telegraph" meldet aus New Bork: Einige Freunde der amerikanischen Schiffahrt hielten es für möglich, duß die Gefahr der deutschen Tauchboote eine Aenderung in der kritischen Politik bezüglich der Uebertragung von Handelsschiffen Kriegführender an Amerikaner und andere neutrale Flaggen herbeiführen werde, da die britische Regierung es vorteilhaft finden könnte, wenn deutsche Schiffe in amerikanischen Besitz übergehen, um sie für den Transport von Lebensmittel nach England zu benutzen. Diese Partei bilde jedoch eine kleine Minorität.
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Konstantinopek, 6. Febr. (W. B. Nichiamüich.)
Große Generalstab meldet: Unsere Vorhuten sind in Gegenden östlich des Sues-Kanals angekommen und haben die englischen Vorposten gegen den Kanal zurückgedrängt dieser Gelegenheit fanden Kämpfe in der Umgegend Jsmailia und Kantara statt, die noch andouern.
Türkische Erfolge im Kaukasus.
Konstantinopel, 6. Febr. (W. B. Nichtamtlich.) dem Kaukasus eingetroffene Nachrichten besagen, daß eine aus Angehörigen verschiedener Stämme zusammengesetzte türkische Kolonne, die in der Richtung nach El Arta- win in der Nähe von Schylan nördlich von Korna aus Rekognoszierung ausgezegen war, -einen Zusammenstoß mit feindlicher Kavallerie hatte, die nach großen Verlusten genötigt wurde, sich in Unordnung zu- rückzuziehen. Der Feind räumte die Stellungen und zieht sich beständig gegen Süden zurück. Die Zahl der Stämme, die sich der türkischen Armee anschließen, wächst von Tag zu Tag. Die arabischen Streitkräfte unter dem Kommando von Jbn Reschiv sind auf dem Kriegsschauplatz eingetrofsen.
Ire tanzenden Ierrvrsche.
Z Konstantinopel, 6. Febr. (Priv.-Tel., Ctr. Frkst.) Der weitverzweigte Orden der tanzenden Derwische, genannt Me w l e w i s, dessen Kultus der.jetzige Sultan in seiner'Jugend angenommen hat, sendev aus allen seinen Klöstern zahlreiche Freiwillige zur Teilnahme am heiligen Krieg hierher. Es werden besondere Bataillone dieser Mewlewis gebildet, nachdem der Sultan ihre Opferwilligkeit bereitwillig angenommen hat. Am gestrigen Selamik nahm eine große Abordnung dieser Derwische mit ihrer Fahne und dem Oberhaupt des Ordens, dem Tschelebi von Konia, teil. Sie wurde vom Sultan sehr ausgezeichnet.
Iie persischen Stämme gegen Rnßkand.
Z Konstantinopel, 6. Febr. (Priv.-Tel., Ctr. Frkst.) Aus Teheran- wird gemeldet: Targam ul Salta n a, der Chef des Stammes der Talas, griff die Kaspischen Meere gelegene.Hafenstadt E n z e l i an und störte vollständig den Zentralposten des russischen Automobil- Verkehrs in Fargan. Er zog sich später in die Berge zurück. Ebenso hat sich der kriegerische Stamm der C h e s w a n zu einem Teil gegen die russische Gewaltherrschaft in Nocü- perflen erhoben.,
Kttgtands Kittfluß in Aravien vrörkett av.
E Konstantinopel, 6. Febr., (Briv.-Tel. Ctr. Frist.) Die englischen Truppen wurden in Mesopotamien nördlich bei Amara von den Türken empfindlich geschlagen. Die Engländer verließen ihre Position fluchtartig nach großen, ihnen vorher vom türkischen Expeditionskorps beigebrcchten Verlusten.
Die türkischen Erfolge am Euphrat und Tigris beginnen ihre Wirkung auf die bisher unter englischem Druck befindlichen südarabischen Stämme auszuöben. Dem Jbnel Reschid, welcher sich schon vor einiger Zeit rückhaltlos den Türken anschloß, folgte jetzt Jbn e l S a u d, ferner der einflußreiche arabische Stamm der Montefice sowie der Scheich H a s o a l H a n von M u h a m a r a. Die letzten drei gehörten zu den festesten Stützen des englischen Einflusses im Becken des persischen Golfes. Ihr Abschwenken von England und ihr Anschluß an die Türkei zählt zu den bemerkenswertesten Ereignissen.
am zer-
M Rom, 6. Febr. (Priv.-Tel. Ctr. Frkst.) In S Y r a k u s trafen aus Benghasi als italienische Geiseln zwei Enkel , und eine EnZelin des Gro ß sen u s se n ein. werden | -in stzilianischen Anstalten erlogen. • -
Ir. v. Körver.
« Wien, 7. Febr. (Priv.-Tel. Ctr. Frkst.) Die Ernennung Dr. v. Korbers zum gemeinsamen Finanz- minister ist (wie schon im 2. Morgenblatt vom Donnerstag mitgeteilt wurde. D. Red.) bereits vollzogen und wird nächste Woche Verlautbort.
Ier Zwischenfall! von Kodeida erledigt.
Rom, 7. Febr. (W. B. Nichtamtlich.) Die „Agenzia Siefani" meldet aus Massaua: Gestern wurde der englische Konsul dem italienischen Konsulat inHod «ida, auf dem die italienische Flagge unter Ehrenbezeugungen der türkischen Behörden gehißt worden war, ausgeliefert. Der englische Konsul schiffte sich dann unter dem Schutze des Kriegsschiffes „Marco Polo" aus einem englischen Hilfskreuzer ein. Nachdem der Zwischenfall so geschlossen ist, wurden gestem die herzlichen Beziehungen zwischen dem Konsulat und den Ortsbchörden von Hodeida wieder ausgenommen.
Amerika fendst Kupfer «ach Anhand
Basel, 7. Febr. (W. B. Nichtamtlich.) Nach einer Meldung der „BaSler Nachrichten" aus Mailand hat Rußland in den Vereinigten Staaten 25 Millionen Pfund Kupfer gekauft, die über Wladiwostok eingeliefert werden.
Der Mügang Des englischen
London, 7. Febr. (22. B. Nichtamtlich.) Nach dem Bericht des Handelsamts betrug di« Einfuhr in England im Januar 67 401006 Pfund gegen 68 500 000 Pfund des Vorjahrs; die Ausfuhr 23247592 gegen 47 306116 Pftinü im Vorjahr. ^
I
Franz Adickes, der Ehrenbürger der Stadt Frankfurt a. M., ward heute zu) Grabe getragen. Die ernste und erhebende Trauerfeier vollzog sich in den Römerh allem Sie trugen keinen besonderen Schmuck, nur ein wenig Grün war um die Säulen geschlungen. In dem schwarz ausgeschlagenen Trauerrauin, den man am Ausgang zum Römerhöfchen eingebaut hatte, war der Töte aufgebahrt. Vom dunklen Hintergrund leuchtete zwischen schlanken Lorbeerpyramiden ein mächtiges Goldkreuz und vom Plafond herab übergoß riiir Ampel den Raum mit gedämvftem Licht, -In der Mitte stund der Katafalk mit dem blumenüberladenen Eichenholzsarg. Durch Kränze und Schärpen schimmert« die umflorte Stadl- f l a g g e, die den Toten ins Grab begleitet. Seitlich brannten aus silbernen Kandelabern je drei Kerzen, und am Fußende ä ruhten auf schwarzem Kissen die zahlreichen Ehrenzeichen des ™ Dahingeschiedenen, darunter die funkelnde Kette des Wilhelmsordens. Dazwischen wieder Kränze mit farbigen Schleifen, vorab ein Kranz des Kaisers aus weißen Rosen und Lorbeer, auf der weißen Schärpe die golden: Kaiserkrone aufgcdruckt. Weitere Kranzspenden hatten u. ci. hier niederlegen lassen: das Prinzenpaar FriedrichKarl von Hessen, der Landgraf von Hessen, der Magistrat der Stadt Frankfurt, die Versammlung der Stadtverordneten, die Universität Franffurt, sämtliche Fakultäten und die Studentenschaft, daS Kaiserlich Archäologische Institut, die Frankfurter wissenschaftlichen Institute und Vereine, Senckenbergische Naturfor- schende Gesellschaft, Physikalischer Verein, Polytechnische Gesellschaft, Anthropologische Gesellschaft, Universität Gieße», die Stadt Altona ihrem Ehrenbürger, Graf Zeppelin und noch viele D°reine, Korporationen und Private.
Kurz nach 10 Uhr schon füllten sich die Hallen. Im nördlichen Flügel nahmen die Ehrengäste mit ihren Damen Aufstellung, nach dem Römerberg hin Magistrat, Stadtverordnete, städtische Beamte und Lehrer. Am Aufgang zur Kaisertreppe gruppierten sich die Chargierten der Studentenschaft mit umflorten Fahnen. Zu beiden Seiten des Sargs fanden die offiziellen Trauergäste ihren Platz. Zur Linken saßen die Familienangehörigen des Toten, rechts die Vertreter der Regierung in vorderster Reihe Oberpräsident p. H eng st ende r g, als Repräsentant des Kaisers, Regierungspräsident v. Meister, und der Kommandierende General v. Gall.
Die weiten Hallenräume waren überfüllt, als um 11 Uhr nach, dem Erscheinen der Familienmitglieder der, Trauerakt seinen Anfang nahm.
Das „Ave verum", Vom Bläserkorps des Opernhauses vorgetragen, leitete die Trauerfeier "ein. Dann klang das Lied „Sei getreu bis in den Tod" durch di« hohen Römerhallen. Vom Frankfurter Lehrergesangverein zum Vortrag gebracht, ein Abschiedslied, wie es nicht besser für den Schöpfer, von Groß-Frankfurt gewählt werden konnte, der bis zum letzten Atemzug auf die Weiterentwicklung seiner Frankfurter Schöpfungen bedacht war. „Ich habe einen guten Kamps gekämpft" — ein treffenderes Bibelwort konnte Pfarrer Förster seiner Trauerrede nicht unterlegen, in der er für kn edlen Menschen und überragenden Staatsbürger zu Herzen gehende Worte fand. An das Gebet des Geistlichen schloß sich der Choral „Wie sie so sanft ruh'n!" Dann entwarf Oberbürgermeister Voigt ein lebenswahres kraftvolles Bild von der Schaffenskraft seines Vorgängers, der Franffurt seine Stellung unter den deutschen Städten verdanff. Diele Anerkennung kam auch in den Beileidstelegrammen zum Ausdruck, die Kaiser und Kronprinz gesandt hatten. Im Namen der Stadtverordnetenversammlung widmete Carl F u n ck dem Heimgegangenen Leiter der Geschicke Frankfurt warme Dankesworte. Für die ureigenste Schöpfung von Franz Adickes, der er bis in die letzten Tage vor seinem Tob n, ) seine Arbeitskraft gewidmet hat, sprach der erste Rektor der jungen Universität, Prof. W a ch s m u t h, der auch i n Auftrag der Universitäten Gießen und Marburg der Trauer um ihren Ehrendoktor Ausdruck gab. Der Geistliche sprach das letzte Segenswort. Das Lied „Pilger aus Erden" und der Orchesterchor „Jesus meine Zuversicht" ließen die ernste Ieier stimmungsvoll ausffingen. Alsdann trug man d:n Sarg aus dem stolzen Bau am Römerberg, in dessen Räi- men Adickes so lange hochgemuten Sinnes geweilt und gewirkt hatte.
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Pfarrer D. Erich Förster.
Verehrte teure Leidtragende!
Franz Adickes, dessen Andenken uns heute hier zusamineu- gefuhrt Hai, gehörte nicht nur der Stadt Frankfurt, er gehörte dem Vaterland. Unser deutsches Volk trauert um einen seiner großen Führer, unser Kaiser um einen treuen Diener. Dennoch hat Frankfurt ein erstes Anrecht an ihn. Denn er war unser. Unsere Stadt hat er zur Pflanzstätte neuer deutscher Kultur machen wollen. Doch nicht von dem Oberbürgermeister undEhrenbürger unserer Stadt, nicht von dem Schöpfer der Universität habe ich zu reden. Sondern von dem, was größer ist, als beides, was blieb, auch nachdem er die Kette des Oberbürgermeisters niedergelegt hatte, und nachdem sein Lieblingskind, die Universität, unter seiner sorglichen Hand zu Seid- ständigkeit und Eigendascin hcrangcreift war; von dem Meister selbst, den das Werk lobt, von dem Manne, der er war, von dem Kern seiner Persönlichkeit.
Unser Heimgegangener hat es uns nicht arg schwer gemacht diesen Mittelpunkt seines Wesens zu treffen. Er hat — wie oft! — selbst Zeugnis abgelegt von dem Geist, der in ihm war. von der Großmacht, die seine Gesinnung geprägt hatte: Goethe! Wem voll uns klingen nicht noch Reden und Ansprachen im Ohr. worin er-ihn sterbeirief, dem Leben der Gegenwart Weihe und Würde zu geben! Er nahm ihn in sich auf, als den Träger eines gewaltigen Willens, der sich in Lcbensfluten und Tatenstrom hincinwirft, nicht um sich tragen zu lassen, sondern um tüchtig, tätig mitzuweben cm der Gottheit lcbendiaem Kleid.
Aber in was für eine Welt trug er dieses Goeihe-Jdeal! In unsere moderne Welt, deren Lebensmittelpunkte unsere großen Städte sind. An die Aufgabe, das Goethe-Ideal, das Ideal des deutsckien Idealismus, aus der kleinstädtischen Erde seines Ursprungs herauszuführen auf die Höhe und in die Weite der modernen Welt, ihm alle Kräfte des nationalen Lebens untertan und dienstbar zu machen, es fest zu gründen auf den mächtigen Unterbau des neuen deutschen Wirtschaftslebens — daran hat er seine große; reiche Krait gewandt. ES ist aber nicht wahr, daß er einseitcg intellektuelle und ästbetstcke Iniereüen verfo!-t hätte. Der Doktorhut, de>c die medizinische Fakultät von Marburg ihm aufsctzte, ward chm nicht für seine Verdienste um die Wissenschaft zu teil, sondern für seine Leistungen auf dem Gebiet der Gesundheitspflege. Und als er ihn annahm, hat er mit ergreifenden Worten bezeugt. welchen Wert er darauf lege, frische Luft, breite Straßen, gesunde Wohnungen, reines Wasser zu schaffen, als kc Be- dinaunften für das Gedeiben einer Grohstadroevolierung.
\ ES war nicht seine Natur, die ihn Kum Kämpfer ro.üchie.
/ In ihm war eine starke Neigung gum Anschauen ««».
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