vialzeit, während welcher regenreiche Perioden mit trockenen abwechselten, erscheint der Nil in seinem Tale und beginnt das Delta aufzufchütten. Aber schon vom Mitteleocän an lassen sich in der libyschen Wüste die Spuren eines großen, von Süden kommenden Stromes, des „Urniles" von Dr. Blankenhorn verfolgen. Aus seinen Delta- Ablagerungen stammen die meisten der gesammelten Reste.
Aus den rein marinen Schichten des unteren Mittel- eocäns brachte der Vortragende von Wirbeltierresten nur solche von vielen Fischen, Krokodilen, Seekühen und riesigen Urwaifischen (Zeuglodon) mit, aus dem oberen Mitteleocän aber Reste von Sägefischen, Panzerwelsen, gavial- artigen großen Krokodilen, Schildkröten, Seekühen, kleinen Urwaifischen, Urraubtieren (Creockmten) und von den ältesten bekannten Vorfahren der Mastodonten und Elefanten fLloerltborinsn), also auch von Süßwasser- und Landtieren. In den untersuchten Obereocän- und noch mehr in den Pliocän-Ablagerungen überwiegen letztere die marinen Tiere. In ersteren fanden sich nämlich Knochen und Zähne von vielen Schildkröten, Krokodilen und Land- fäugetieren (Urraubtieren, Creodonten), Urmastodonten (Palaeomastodon), primitiven Huftieren (Ancodus), in den Pliocänschichten solche von Welsen, Schildkröten und Krokodilen, sowie von Flußpferden, Antilopen, dem Kameel und von Raubtieren. Im Quartär endlich sammelte der Rei°. sende Süßwasierkonchylien und Wiederkäuerreste. !
Zahlreiche Lichtbilder nach Photographien, welche der Vortragende oft unter recht schwierigen Verhältnissen während seiner Reise ausgenommen hat, und die reiche Ausstellung der wichtigsten, mitgebrachten Fossilien erläutern den interessanten Vortrag, welcher von den zahlreich erschienenen Zuhörern mit großem Beifall ausgenommen wird.
XVI. Wissenschaftliche Sitzung der Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft.
Frankfurt a. M-, 19. März 1904. Vorsitzender: Dr. med. A u g u st Knoblauch.
Prof. Dr. I. Morgenroth, Mitglied des Königs lichen Instituts für experimentelle Therapie, spricht übers Neuere Forschungen über Fermente.
Tie meisten Nahrungsstofse müssen, bevor sie von der? Darmwand ausgenommen und dem Blute zugeführt werden^ chemisch verändert werden. Diese Veränderung besteht ick einer Spaltung, die zu kleineren Molekülen führt; aus Stärke entsteht Zucker, aus Eiweiß enlstehen Albumosen; Peptone und gewisse organische Säuren. Während de» artige Spaltungsvorgönge außerhalb des Organismus nutz durch kräftig wirkende chemische Agentien, wie zum Beispiel Säuren, zu stände kommen, verfügt der Organismus übeis besondere Hülssmittel in den Fermenten, welche die mannigfachen nötigen Spaltungen der Nahrungsstofse voll» bringen. Es kommen hier vor allem die auf Stärke ein» wirkenden Diastasen der Speicheldrüsen, das Pepsin best Magens und das Trypsin der Bauchspeicheldrüse in Betracht, welch letztere Eiweiß verdauen, das heißt chemisch spalten. Die eiweißberdauenden Fermente entstehen in den! Zellen der Magenschleimhaut und der Bauchspeicheldrüse^ sind aber zuerst in einer unwirksamen Form, als Pro4 ferm ent e vorhanden, die erst durch verschiedenartig» Einflüsse in die wirksamen Fermente übergeführt werden» Die Sekretion der Fermente läßt sich auch mikroskopisch atz ganz charakteristischen Veränderungen der Zellen verfolgen^ In letzter Zeit fanden nun Pawlow und Chepowalnikosf; daß das Protrypsin durch den an sich unwirksamen' Darmsast in das wirksame Trypsin übergeführt wird. Cs liegt hier ein zweckmäßiges Zusammenwirken zweier! Substanzen vor, das eine interessante Analogie mit ge^ wissen Erscheinungen auf dem Gebiet der Immunität jeigtj indem die bakterienzerstörende Kraft des Blutes gleichfalls auf einem ähnlichen koordinierten Zusammenwirken zweierj Schutzstoffe des Serums beruhte 1
Zwischen der Sekretion der Verdauungsfermente und der! Gehirntätigkeit höherer Tiere besteht ein enger Zusammen^ Hang, indem schon durch den Anblick-entsprechender Speisenf die Sekretion der zu ihrer Verdauung geeigneten Ferments angeregt wird."'
Eines der interessantesten Probleme der Physiologie! bildet das Problem der Selbstverdauung des Magens uno, Darmes. Tie eiweißvcrdauenden Fermente greifen wäh-c rend des Lebens die Magen- und Darmwand, die doch selbst!
; zum großen Teil aus Eiweiß besteht, nicht an. Eine Schutz»,
, Wirkung dürfte hier den im Blute enthaltenen normal vor^ ikommenden Antifermenken zukommen, wie sie auch s wahrscheinlich im Organismus der Eingeweidewürmer vor» (Händen sind, denen sie die Möglichkeit gewähren, in derch (an Verdauungsfermenten reichen Darmsaft zu leben.
> Die Forschungen der letzten Jahre haben gezeigt, daO ! fast alle tierischen Organe während des Lebens gleichsam ich (Kampfe mit verdauenden Fermenten liegen, die in deren .eigenem Gewebe enthalten sind. Nach dem Tode kann i ein Zerfall der Organe durch diese Fermente -stattsinden,' (der als A u t o l y s e bezeichnet wird. Bei dem Schutz de^ i Körpers gegen eindringende krankheitserregende Bakterien (und bei der Heilung von Krankheiten (Lungenentzündung^ komint der Autolyfe vielleicht eine gewisse Rolle zu. Ebenso dürfte sie von Bedeutung sein für die Rückbildung von Dv4 gaum bei der Metamorphose der Tiere.
Zweifellos sind die autolytischen Fermente durch ihr« ciweißspaltenden Wirkungen von Bedeutung für die Lebens^ Prozesse, es ist aber auch daran zu denken, daß sie zmck Aufbau der Organe beitragen, nachdem in den letzten- Jahren die synthetischen Funktionen gewisser Fermente er-' kannt worden sind.
Es ist. eine der wichtigsten Aufgaben der physiologischer« Chemie zu untersuchen, inwieweit sich die chemischen'Leistun-! gen der Organismen auf Fermeutwirkungen zurücksührew lassen.
__-=- immt-Jis&i'rAf?