außer Acht bleiben. Auch ist es selbstverständlich, daß bei dem vielseitigen Geschäft des Büchersammelns leitende und ausführende Bibliothekare regelmäßig Zusammenwirken.
Ich habe mich auf diejenigen wissenschaftlichen Bibliotheksgeschäfte beschränkt, die überall Vorkommen und denen deshalb jeder Bibliothekar gewachsen sein muß. Daß die bibliothekarischen Spezialgeschäfte, das Sammeln und Verwalten der Handschriften, Inkunabeln, Karten usw. in wissenschaftlicher Hinsicht gleichartige, aber vertiefte Kenntnisse und Fähigkeiten voraussetzen, liegt auf der Hand und soll hier nicht weiter ausgeführt werden. Um aber noch einmal auf die Frage des Magazinbesuchers zurückzukommen, will ich meine Betrachtung mit einer ganz allgemeinen Bemerkung schließen. Kein Beruf, auch der bibliothekarische nicht, beschränkt sich auf ein Wissen, sondern er ist und muß sein ein Können. Das Wissen befriedigt den Menschen nicht, sondern nur das Handeln. Auch der Gelehrte von Beruf findet sein volles Genüge nur in Forschung oder Lehre, also in einem Handeln. Und deshalb ist das Können mehr wert als das Wissen und dieses nur Mittel zu jenem. Alles Wissen, das nicht der Arbeit dient, sei es der Arbeit am eigenen Menschen, sei es der Berufs- oder Forschungsarbeit, ist nur ein geistiger Ballast. Nicht ein Bücherwurm soll daher der Bibliothekar sein, sondern ein Beherrscher der Bücher, der nichts für sich will, sondern nach allen Seiten austeilt. Ihm ist, um in einem Bilde Karl Geigers zu sprechen, ein Elite-Korps von geistigen Kräften anvertraut, das von den Dichtern und Denkern des ganzen Erdkreises gestellt wird, dessen Rekruten er selber aushebt und dessen Zuwachs auf dem Wege der Katalogisierung täglich zu neuem Aufmarsch gelangt, um da, wo es not tut, Hilfe zu leisten. Und das Bewußtsein, nützliche, aber auch in bestem Sinne des Wortes aristokratische Arbeit zu vollbringen, ist bei den übrigen akademischen Berufen nicht besser begründet als bei dem des Bibliothekars.
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