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Was wollt ihr! In deutschen Landen ist eine Beam'tenbtteidigung — die kleine Sfca sestätsbeleidignng?
D, ihr sreiheitgesegnetcn Länder, für ioelche amtliches Schnauzen „wert da hinten in Deutschland und Rußland" liegt, wie etwa für den leuchtenden Süden der nordische Nebel!
Lokales
* Gut gegeben! Ein älterer hiesiger Anwalt mußte sich vor Gericht eine artige Abfuhr gefallen lassen. Er hatte jemand zu vertreten, der gegen emen anderen aus Räumung klagte und ließ sich im Laufe der Verhandlung zu folgender unpassender Aeußerung gegenüber den Beklagten Hinreißen: „Sie kenne ich schon. Sie haben früher schon einmal im Armenrecht geklagt." Doch schlagfertig kam die Antwort zurück: „Sie waren j« auch früher nicht der, der Sie jetzt sind!" Selbstredend stille Heiterkeit am Richtertisch und laute Freude im Zuschauerraum.
* Gleiches Recht für Alle! Die Mahnzettel der Steuerkassen werden eben wieder versandt. Dabei ist wieder eine große Ungleichmäßigkeit in der Gebührenerhebung zu beobachten. Einige Steuerpflichtige haben lediglich 5 Pfg. Porto an die Post, weiter aber keinerlei Mahngebühr zu entrichten, 'anderen werden 40 Pfg., ja sogar 75 Pfg. Mahngebühr angekreidet, ohne daß ersichtlich wäre, nach welchem Grundsatz die Gebühr bemessen wird. Da die Steuerverwaltung doch schließlich nicht auf die Mahngebühr angewiesen ist, wäre es sehr angebracht, daß die Mahnungen wie früher allgemein, ausschließlich durch die Post zugestellt werden, weil die Steuerzahler auf diese Weise weniger bluten müssen.
* Otto Fricke, das bekannte und beliebte ehemalige Mitglied unseres Schauspielhauses, wird am Sonnabend dieser Woche ein kurzes Gastspiel am hiesigen Residenztheater beginnen. Herr Fricke wird in zwei seiner Glanzrollen, und zwar als „Robert Heinecke" in Sudermanns „Ehre" und als „Abt Bruno" in dem Schauspiel „Am Altar" auftreten. Den vielen Theaterfreunden, die sich der Künstler während seiner langjährigen Tätigkeit am Schauspielhause zu erringen wußte, wird diese Nachricht sicherlich große Freude machen.
* Frankfurter Schauspielhaus» Der Samstag, den 24. August zum ersten Male zur Aufführung gelangenden Tragödie „Erdgeist" von Frank We- dekind geht der vom Dichter der Buchausgabe bei- gegebene „Prolog", der zum Verständnis des Werkes wesentlich beiträgt, voraus er wird von Herrn Mathieu Pfeil gesprochen. — Die heute Donnerstag um V 28 Uhr angesehte Aufführung von Wrldenbruchs Schauspiel „Die Rabensteinerin" wird zum ersten Male bei kleinen Kassenpreisen gegeben.
Der Dämon.
In der gedrückten Zeitatmosphäre des Kaisers Nikolaus schrieb Lermontofo, ein verbitterter und gegen das Lakaientum protestierender Pes-
und sah dann zu dem Trupp 'hinüber. Keiner
schien das Zeichen bemerkt zu haben, doch ^edcr. der gegenüber seinem Lager vorbeikam, umklammerte den rechten Saunten mit den Fingern und wandte das Gesicht weg.
„Sie haben also geantwortet. Sei aufmerksam, einer von ihnen wird das Zeichen geben und du hast daraus zu erwidern — -ähne hinzusehen ooer dich zu bewegen."
In diesem Moment fuhr sich ein Sträfling um den .Hals, jedes Auge war auf Munroe gerichtet,, und dieser, dessen Hand noch immer auf feistem Knie lag, steckte seinen Daumen zwischen die Finger.
„Genng für heute. Du gehörst nun zu uns für gut oder böse. Da hast du etwas Tabak zur Belohnung."
Heimlich und voller Gier ergriff Dick das verbotene Kraut.
„Wie lange mußt du deute Schmucksachcn tragen?"
„Drei Monate noch."
„Schaffe sie dir vorher ab."
„Wie das?"
„Werde ein „Wolf"."
^Das kann ich nicht. Ich stehe auf der
„Ich auch, weil ich einen Wärter verprügelt habe. Weißt du nicht, wie man das anfängt?"
„Nein."
„Bete und bereue! Rede von deiner Erlösung und deiner alten Mutter. Sowie d«
Die „Sonne"
simist, ein halb lyrisch, halb episch gehaltenes Gedicht der Liebe eines Dämons zur Fürstentochter Tamara. Er hat versucht, in die Gestalt des Dämons den geistigen Niederschlag seiner Zeit hin- einzrtpressen. Es ist seiner dichterischen Kraft aber nicht gelungen, dem Dämon ein einheitliches Charakterbild zu verleihen. Halb ist er eine reine Verkörperung des Bösen, halb ein Mensch, der sich nach Erlösung aus seinem traurigen, ruhelosen Dasein durch die Liebe sehnt. Dieser Gestalt fehlt das menschlich Ergreifende, wie z. B. bei Hans Helling oder dem Holländer; ein tieferer psychologischer Zusammenhang der Handlung mit seiner Gestalt ist nicht zu ersehen. Daher entbehrt diese Oper von Anton Rubinstein, jeder tragischen und tieferen dramatischen Wirkung.
Wenn die Vorgänge auf der Bühne dennoch bei dem Publikum sich wirksam erweisen, so ist das lediglich ein Zeichen der Ausdruckskraft von Rubinsteins Musik und ein Verdienst der Darstellung. Es liegt in der Oper ein national-russischer Stimmnngsreiz, der freilich stilistisch nicht vollständig durchgesührt ist — nur die beiden ersten Akte treffen diesen Lokalton mit überzeugender Wirkung, während der dritte Akt sich mehr von dieser charakteristischen Grundfarbe entfernt — die aber trotzdem dieser musikalischen Schöpfung ein eigenartiges Kolorit verleiht. Die lyrischen Stellen der Partitur sind musikalisch am besten gelungen. Wenn die dramatischeren Szenen sich bei der Tluf- sührung als wirksam erwiesen, so ist das im Grunde ein Verdienst des musikalischen Leiters, Dr. Rot- tenbera, der durch geschickte Kürzungen und dramatische „Drücker" sich das größte Verdienst um die theatralische Wirkung dieser Oper erworben hat und sich in jeder Weise als der beste Anwalt für die Absichten des Komponisten erwiesen hat. Auf der Bühne wußte vor allem Frau Hensel-Schweitzer, die Darstellerin der Tamara, zu fesseln. Anfänglich ist die Tamara ein« Koloraturpartie, die später ins hochdramatische Fach hineinwächst und von deren Wiedergabe die Wirkung der Oper am meisten abhängig ist. In der Wehklage an der Bahre des Bräutigams und in der großen Szene des dritten Aktes zeigte Frau Hensel- Schweitzer ein ausgezeichnetes dramatisches Temperament, sodaß man an dem Geschick der unglücklichen Fürstentochter eigentlich größeren Anteil nahm, als an der Gestalt des Dämon. Die Darstellung dieser Partie war in ihrer Gesamtheit wie in Einzelzügen seht geschickt angelegt und brachte Frau Hensel-Schweitzer einen vollen Erfolg. Die Partie des Dämon hatte Herr Breite n f e l d übernommen, dessen Eigenart diese Partre freilich nicht allzusehr liegen mag. Sein wundervolles Material zeigte sich den Anforderungen vollständig gewachsen, wenn auch das Geheimnisvolle und Dämonische in der Maske besser zur Geltung hätte gebracht werden können. Herr W i r l sang die kleine Rolle des Sinodal mit schwärmerischem Ansdruck. In kleineren Rollen waren Frau Gentuer Fischer, Herr Schneider, Herr Greeff und Frl. Weber gut am Platz. Besondere Erwähnung verdient das Ballett und der Chor, die zur guten Ausnahme der Oper
in deiner Zelle bist, schlage das Gebetbuch auf
und fluche nur, wenn dich niemand hören kann. Verlange jeden Morgen nach dem Pfarrer —• er muß kommen, er ist dazu verpflichtet, und bearbeite ihn solange, bis ihm übel wird ■—>. lasse ihm keine Dünnte Rtche —: kniee nieder und heule ihm vor, bis ihin die Ohren gellen und er dich, nur um dich los zu werden, dem Direktor als „Gebesserter" empfiehlt."
Ticks Sinn für Humor war abgestorben, er starrte vor sich hin, ohne etwas zu erwidern.
Der andere bemerkte es und fuhrt fort:
„Es ist kein schönes Geschäft, aber es bezahlt sich. Glaubst du, der Arzt hätte mich hi-rhergeschickt, wenn ich ein „Schaf" wäre? Ganz gewiß nicht. Glaubst cm, die Wärter würden mich für leichte Hausarbeit empfehlen, ioeun ich kein „W)lf" wäre? Sie dachten nicht daran. Wenn du jedoch zu verhärtet für die gute Sache bist, soll dir einer der uuserigen in der Schmiede eine Feile stehlen, und sie dir zusteüen. Du mußt so lange an der Niete feilen, bis sie lose wie ein alter Zahn wird mrd im betreffenden Moment mit einem Stein herausgeschlagen werden kann. Gefällt dir das besser?"
„Ja."
„Hast du es schon einmal versucht?"
„ilkein.
(Fortsetzung folgt.-
ein großes Teil beitrugen. Die Regie des Herrn I e n s e n zeichnete sich durch geschickte Anordnung der Gruppen und sehr stimmungsvolle Bühnenbilder aus, die ihrerseits das eigenartige Kolorit der Oper treffend bewirten. Die Ausnahme der Oper seitens des Publikums war sehr freundlich, die vielen Hervorrufe nach jedem Aktschluß stellen der Novität ein längeres Leben curf der Bühnet in AuLtlrklL ' E. D. .
Briefkasten.
Kunstfreund. Sie brauchen nicht gleich zu verzweifeln. Soviel wir hören, denkt die 5tims»tcriN fürs erste gar nicht daran, sich iv-ieder zu ver-, heiraten. Wie Sie sehen, ist Ihre stille Liebe nicht völlig hoffnungslos.
M. S. Ihre Verse erinnern lebhaft aN dm der Nahida Sturmhöfel:
„Wre die Erde trostws scheint,
Alles trauert, tröpfelt, weint."
Etn Redaktionskollege mell. Sie hüllen sich zum Niederschreiben der natürlichen Kinder Ihrer Muse der Schreibmaschine bedienen müssen, weit sich Ihnen sonst die Feder gesträubt hätte.
Börse Md Handel.
Der internationale Geldmarkt ist der >,Orgelpunkt" an den Börsen. Er geht durch alle Akkorde und ist wicht zu bannen. Man fürchtet mit Recht eine nochmalige baldige Diskontoerhöhung der Bank von England und selbstverständlich eine solche der deutschen Reichsbank. Neue Engagements werden weder an den Börsen noch sonst irgendwo abgeschlossen. Im Gegenteil, ioo abgewickelt wer», den kann, wird abgewiegelt. Die Bauunternehmer können ebenfalls kern Geld bekommen, die Bautätigkeit muß unter diesen Berhältnissen kolossal abnehmen und die Rückwirkung auf die mit der Bautätigkeit verknüpften Branchen kann nicht ausbleiben- Zn bedauern ist, daß die soliden Bauunternehmer ebenfalls getroffen werden und es wäre Pflicht der betreffenden Geldgeber aus den „guten Zeiten" her, auch jetzt in der kritischen Zeit sie Nicht im Stich Kl lassem
Die amerikanischen Verhältnisse werden mit Argusaugen bewacht und vielleicht intensiver als notlveudig ist. Die Hauptache bleibt dabei: freu Geldbeutel zuhalten, nach Amerika nicht mehr Geld geben, als, die äußerste Notwendigkeit bedingt.
Tos Kursniveau schmiegt sich im All- gtzmeiuen immer mehr dem veränderten Zinsfuß an, indem es in demselben Maße fällt, als der Zinsfuß steigt. Daß eine diesbezügliche Regulierung kommen mußte, das haben wir an dieser Stelle schon längst geschrieben, §
Verlobte, August 1907.
Frankfurt a. M.
London.
Sehen Sie, meine Herren, ich bin überzeugt
| 8 g> daß ich heute sterbenskrank wäre, hätte ich H gestern, als ich in die Schneespalte fiel und erst H nach drei Stunden wieder heraus kam, nicht H eine Schachtel Fahs echte Sodener Miveral- jfg Pastillen bei mir gehabt. Ich Hab die ganze H Schachtel aufgebräucht, das ist wahr, aber ich H bin dafür auch ohne Erkältung davongekommen H und das ist doch die Hauptsache. Lernen Sie W an meiner Erfahrung und versäumen Sie nie/ W WA Fahs ächte Sodener zum Reisegepäck und in! ™ ® den Rucksack zu stecken. Die Schachtel kostet 85 Pfg. und ist überall erhältlich.
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