Herrn

Dr, Georg E b e r 1 e ( 16) Wetzlar a/£ahn

Altenberger s tr. ZZ

7. Z. 45

Sehr geehrter Herr Doktor !

Vor einigen Tagen traf Ihr Brief vom 9. v. Mts. ein, dessen Inhalt uns trotz der darin ausgesprochenen Schenkung tief bekümmert hat. Friedhofsstimmung ! Ein Mann wie Sie, mitten im leben stehend, in der Blüte seines Schaffens, der in jahrelanger unermüdlicher Arbeit aus allen Teilen Deutschlands ein ungeheuer reiches der Bearbeitung harrendes Material zusammen­getragen hat, denkt an das Ende! Muss auf Grund der Zeitverhält­nisse daran- denken und gibt die entsprechenden Anordnungen.

Diese Gedankengänge gingen uns bei Eintreffen Ihres Briefes blitzartig durch den Kopf. Sie können sich gar- .nicht denken, wie tief wir ob des Inhalts erschüttert waren.

Obwohl sonst alle Briefe möglichst umgehend beantwortet werden, fanden wir in Ihrem Falle nicht die Kraft dazu. Wir mussten zuerst einige Tage darüber verstreichen lassen.

Aber wir habezj. endlich einen Hoffnungsanker gefun­den. Wir wünschen Urnen und Ihrer Frau Gemahlin ein recht langes Leben, damit Sie Ihre erfolgreichen Arbeiten auch weiterhin fort­setzen und uns als Mitarbeiter für unsere Zeitschriften noch recht lange erhalten bleiben mögen. Wenn auch die Zeiten schwer sind, so wollen wir nicht verzagen. 'Senckenberg steht und muss trotz allem wie der Phönix aus der. Asche auf er stehen. Auch Ihre Kraft benötigen wir neben vielen anderen dazu.

Darüber hinaus dankt Ihnen die Senckenbergische Naturforschende Gesellschaft ganz besonders für Ihr Vermächtnis, das zur Erhaltung des Goethe* sehen Werkes dienen wird. Auch Ihre vielen ausgezeichneten Aufnahmen, die ein unerschöpfliches Forschungsmaterial darstellen, werden noch in Jahrzehnten frucht­bringende 'Wirkung ausüben.

Diesen Dankbrief hätte eigentlich Herr Prof.Richter schreiben Essen. Aber leider ist dies nicht möglich, da er von einer Dienstreise nach Rumänien nicht zurückgekehrt ist. Er ist gerade am Vorabend des Umsturzes in Bukarest angekommen und mit dem Leiter der deutschen Kontinental-ül-A.G. interniert worden. Mitte November erhielten wir die erste, am vergangenen Donnerstag die zweite Nachricht. Es geht ihm danach gesundheit­lich gut, und die Verhältnisse seien befriedigend. Anfang September haben wir sofort beim Auswärtigen Amt einen Antrag auf Austausch gestellt, der genehmigt worden ist. Prof. Richter*s Name