Frau Dr. E. Schäfer (16) Giessen

Aulweg 82

5.1.46

Liebe Frau Schäfer !

Besten Dank für Ihren Brief vom 26.12.45. Gestern hatte ich eine längere Besprechung mit einem amerikanischen Geologen, der bei dem Hauptquartier in Frankfurt tätig ist und sich für die Freilassung der noch in Gefangenschaft befindlichen Geologen einsetzen will. Ich habe auch Ihren Mann angegeben und aus diesem Grunde telegraphisch bei Ihnen die derzeitige Anschrift erfragt. Hoffent­lich erhalte ich bald Ihren Bescheid.

Von Herrn Prof. Richter haben wir leider noch immer keinen Bescheid. Es ist zum Verzweifeln !

Prof. Anlcel hat Sie richtig unterrichtet. Die Ent­lassungen auf Befehl des Oberbürgermeisters mussten ausgesprochen werden. Obwohl fast drei Monate inzwischen vergangen sind, ist die Ueberprüfung noch nicht sehr weit gediehen. Es wird also noch weitere kostbare Seit' vergehen, bis eine endgiltige Klärung eintritt.

Wegen Wilhelmshaven habe ich mich an den dortigen Oberbürgermeister, die Baufirma Möller und an den Kommandanten von Wilhelmshaven gewandt. Der Oberbürgermeister hat uns Hilfe und Unter­stützung betr. die Sicherung des Hauses und seines Inhaltes zugesagt. Was noch vorhanden ist, konnte er zwar nicht sagen, da das Haus inner­halb des von den englischen Truppen besetzten Gebietes liegt. Sobald ich eine Nachricht erhalte, lasse ich Ihnen diese sofort zugehen.

Ich hoffe, dass Sie von Dr. Guthoerl weitere Nachrichten über Ihren Mann erhalten werden. Es ist immerhin tröst­lich, dass er sich in amerikanischer Gefangenschaft befindet, und vor allem freut es mich, dass er gesund ist,

Wir sind im Museum tüchtig am Werk. Leider hat die Kälte die Fortführung der Dacharbeiten gehemmt. Hoffentlich geht die ^rostperiode bald zu Ende, damit die letzten 2/3 der Festsaal- Bedachung noch fertig gestellt werden können.

Mit besten Grüssen und Einsehen für Sie und den Kleinen und recht baldige Heimkehr Ihres Gatten

Ihr