Herrn
Direktor Dr. Witte We A?__
26.Juni 1945.
Sehr geehrter Herr Duktor!
Entschuldigen Sie bitte, wenn ich Ihnen auf diesem Wege eine Antwort zukommen lassen muss. Ich hätte diese Angelegenheit, die mir per* son!ich sehr am Herzen liegt, sehr gerne mit Ihnen bss-rächen, aber lei« der kann ich zur Zeit aus zwingenden Gründen nicht von Frankfurt a*M. weg. Ich h_,ffe- indes, dass ich in einiger Zeit die Wiederaufbau-Arbeiten und sonstige Verhandlungen mit der Militär-Regierung soweit erledigt ha** be, dass ich einmal nach dort kommen kann. .
Ich stehe selbstverständlich zu dem, was ich im Hinblick der Fort- und Ausbildung Ihres Herrn Sohnes mit Herrn Dietrich gesprochen habe, beider sind mir aber z.Zt. die Hände und die Füsse gebunden. Die Militär-Regierung hat angeordnet, dass weder geforscht noch gelehrt werden darf. Als stell v. Direktor von Geol og. -Pal. äont o! ogischen Institut, vom Botanischen Institut, von Zoo!ogischen und geographischen Institut, musste ich mich verpflichten, alles zu unterlassen, um eine Gesamtschädi« gung der Interessen der Universität zu. vermeiden. Gestern erhielt ich ein Rundschreiben des Kuratoriums dessen Inhalt ich Ihnen auszugsweise mitteilen mochte:
.»Die Erhaltung der Suvstanz ist die einzige im Augenblick statthafte Tätigkeit, die geleistet werden muss, wenn die Universität fort- best eh en soll. Dir Ordnung und Pf1 ege des vorhandenen Materials darf nur insoweit vorgesehen werden, als dies der Erhaltung dient und für sie un- erlassl. ich ..ist. Es bedarf eigentlich keiner beson eren Erwägun", dass jegliche Tätigk it, die auch nur irgendwie als Lehr- oder Forscbungstä= tigkeit ir.nerhölb der Universität anges’ r^chen wwrden könnte, zu unt r«= bleiben hat, weil durch die Aufnahme einer solchen »pätigtekit entgegen dem verfügten Verbot nicht nur Weiterungen für den beteiligten Personen® kreis entstehen können sondern das Fortbestehen der Universität über** hau;t in Frage gestellt werden kann. Selbst die Benützung der Büchereien durch Studierende (die-grundsätzlich bis auf weiteres fernzuhalten sind) gehört hierher. Es wird ausdrücklich gebeten, hierüber auch das nachg - ordnete Personal zu belehren und die Einhaltung des Verbots streng zu überwachen.»
.Es tut mir leid, dass ich Ihnen diese höchst unerfreu'iche und von m;r m.Keiner Weise erwartete Nachricht zukommenmlassen muss. Aber ich kann mich im Int resse des Gesamten über diese Anordnungen nicht hinweg** setzen, da ich damit alles gefährden könnte.