Horschungsiiistttuk für Lebensgeschichte

Wien,III/40,Uhdegasse 4

10.Mai 1942

Lalzburg,

Postfach 87

Oalzbmg

Letter: Prof. 2)r. Ar. li. c. Gthenlo Abel

Herrn

Professor Dr. Rudolf R i c h t e r ,

Frankfurt am Main,

Sencknebergische Gesellschaft.

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Lieber Kollege.Richter !

Ich komme heute wieder einmal mit einer Bitte.Infolge meiner Übersiedlung von Göttingen nach Salzburg beziehungsweise auf mein Gut Pichl am Mondsee,bei Salzburg,sowie dann nach Wien,wieder nach Mondsee-Salzburg und wieder nach Wien usw.,sind mir leider viele Postsendungen verlorengegangen.Die wiederholten Ortsveränderu? gen hingen damit zusammen,daß es so aussah,als sollte ich im April 1940,wie mir zugesagt war,nicht nur mein neues Institut,sondern auch eine passende Wohnung in Salzburg bekommen; bis das so weit gewesen wäre,sollte ich auf meinem Gute Pichl wohnen und von da nach Salzburg fahren,was in normalen Zeiten in einer vierzig-Minu- ten-Autofahrt Leicht zu machen ist.Da kam der Krieg und das Mili­tär nahm die meisten freiwerdenden Wohnungen in Anspruch; ich war­tete bis Herbst 1940 und da ich im Winter wegen der Unmöglichkeit zu heizen,nicht auf dem Gut wohnen kann,ubersiedelte ich zunächst in ein Hotel nach Wien,in der Hoffnung,daß die mir gemachten Woh­nungszusagen verwirklicht werden würden.Aber es verging der Sommer 1941 und es war noch immer keine Wohnung in Aussicht.Da entschloß ich mich,mit Sack und Pack wieder nach Wien zu übersiedeln und dort hin auch meine Bibliothek mitzunehmen,me ine Sammlungen aber im neuer Institut in Salzburg zu belassen,das sich jetzt in den Räumen des alten Stiftes St.Peter befindet.Das Hin-und Herfahren ist zwar et­was beschwerlich (unter denen gegenwärtigen Verhältnissen,in nor­malen Zeiten ist nichts dabei),aber bis jetzt ist das noch ganz gut gegangen.