Mit Friedrich Schrnidt tritt ein Mann an dre Spitze des!
! K u l t u s m i n i st e r i u tn §, der der breiten Oeffentlichkeit nur wenig < bekannt sein dürfte. Der frühere Ministerialdirektor Dr. Schmidt im| Kultusministerium ist in den Verhandlungen des preußischen Landtags kauni jemals hervorgetreten. Dieser beachtenswerten Zurückhaltung befleißigte er sich auch sonst, und sein Messort — er leitete! die Abteilung für Kunst und Wissenschaft — war nicht dazu angetan, ihm eine prononzierte Stellung im öffentlichen Leben zu geben. Friedrich Schmidt, der Sohn des Wirklichen Geheimen Regierungsrais D. Mbrecht Schmidt, befindet sich seit 1S82 im Staatsdienst. Von Haus aus Jurist, war er noch 1887 als Assessor iw! Kammergerichtsbezirk und am Amtsgericht II zu Berlin tätig, und trat. 1888 in das Neichsjustizamt über. Aber bereits im Herbst des-! selben fflkreS schied er aus dem Justizdienst und wurde Hilfsarbeiter im MmMerium der geistlichen und Unterrichtsangelegenheiten, an besten Spitze er jetzt nach fast dreißigjähriger Tätigkeit berufen wurde. Seiner Entwicklung war mit diesem Ucbcrtritt aus dem Justizdicnst in das Kultusministerium der Weg gewiesen. Im Jahre 1890 noch Regierungsasscssor, wurde er bereits nach drei Jahren Regierungsrat und nach weiteren zwei Jahren Geheimer Regierungsrat und Vortragender Rat in der Abteilung für höheres U n te r r i ch t s w e s e n. 1898 wurde er zum Geheimen Obcrregierungsrat befördert. 1807 übernahm er als! Wirklicher Geheimer Oberregierungsrat und Direktor die Abteilung für Kunst und Wissenschaft innerhalb des Kultusministeriums, und die Charakterisierung als „Kunst-Schmidt", die ihm mit der Zeit wurde, bezeichnet die Dütigkeit, die anderen, aber auch wohl ihm selbst als seine wichtigste erschienen ist. In dieser Eigenschaft stand er • nicht allein mit Geheimrat Bode, dem.Generaldirektor der königlichen Museen, und Professor Dr. I u st i, dem Direktor der National- galerie, in enger Fühlung. Dem Dezernenten in einem preußischen Ministerium ist natürlich keine Allmacht gegeben. Und der Kunstdezernent hat überdies noch mit dem sehr aus- ! gesprochenen Willen des Monarchen zu rechnen gehabt. Schmidt hat sich innerhalb der Grenzen, die ihm durch diese Verhältnisse gezogen waren, immer als der M a n n richtiger Einsicht und bestens Willens erwiesen. Nicht immer sehr starken Willens. Es wä^^ielleicht möglich gewesen, gewisse Dinge, wie etwa die langjäh!^M Ignorierung der S e z e s s i o n, zu verhindern, die gewiß ; nicht in seinem Sinne war. Aber was an Stärke fehlte, ersetzte schließlich eine fülle Zähigkeit. Und wenn heute Lederer und Slevogt an der Hochschule lehren und Corinth den Prosessortitel erhalten hat. so sicht man doch, daß Schmidt sein Ziel einer unparteiischen j Verwaltung schließlich erreicht hat. Auch T s ch u d i s wichtige Tätig- ! fett, die ja die mächtigsten Einflüsse gegen sich hatte, hat in ihm ihre ! Stütze gehabt. Schmidt ist keine der sogenannten repräsentativen Figuren. Er hat nichts von dem, was die einen mit Stolz, die anderen ablehnend preußisch nennen. Sein ^Wesen und Auftreten sind schlicht. I