interpelliere».
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
— Rum Rektor der Technischen Hochschule in Berlin ist fürs Jahr 1908/09 ein Mitglied der Abteilung für Architektur, Moi Richard Borrmann gewählt und als solcher vom Kaiicr besiäligt worden. Vor gerade vier Jahren erhielt Borrmann die beim Rücktritt des Altmeisters Friedrich Adler neu geschaffene ctats- mäßige Profeffur für Geschichte der Bankunst, nachdem er schon vor- her einige Zeit eine Dozentur an der Anstalt bekleidet batte. künftige Rektor ist Berliner von Geburt. Er ist ans der Praxis bervorgegangcn und hat als Regiernngsbaumeister unter Eruit Curtius und Adler an den Ausgrabungen in Olympia mitgewirU. Längere Zeit war er Direktorialasststent am Kunstgewerbemuseum. Im Aufträge der Stadt Berlin veröffentlichte er 1893 das vie>- gerühmte, umfangreiche, mir Abbildungen ansgestattete Inventar,, sationswerk de»»Bandenkmäler der Reichshauptstadt. Als der Kaiser dem HcmMl^Museuui eine Sammlung von knnst- und bangcschiclst. lichaÄtvolleu Abgüssen widmete, war Prof. Borrmann be, der SMvahl tätig. In dem jetzt zu Ende gehenden Studienjahre ver- kalter er die Würde eines Vorstehers seiner Abteilung.
— Prof. Dr. Engen Albrechl, Frankfurt a. M., dessen plöhlichc't Tod wir gestern meldeten, hatte sich schon in sehr junge» Jah>-e>, einen bedeutenden Name» unter den Pathologen Deutschlands erworben. In wenigen Tagen würbe «r das sechsnnddreißigste Lebens, fahr vollendet haben, und schon seit vier Jahren stand er an der Spitze einer der vornehmsten Forschnngsstätten Deutschlands. Albrecht war am 21. Juni 1872 zu Sonthofen im Allgäu geboren. Sei» Vater war Direktor der tieräztlichen Hochschule in München, seine Mutter war die Tochter eines Tierarztes. Bis 1890 besuchte er das Gymnasium zu Freising, dann studierte er in München Medizin.
1895 wurde er znm Doktor promoviert ans Grund der Arbeit „Uber den Untergang der Kerne in den Erythroblasten der Säugetiere",
1896 erlangte er die Approbation als Arzt. Gleich daraus wurde er Assistent am anatomischen Institut in Halle unter Roux, 1898 kam er zu B. Hofer an die Station des Deutschen Fischereivereins nach München, 1899 wurde er Assistent bei Bollinger am pathologischen Institut der Münchener Universität, ein Jahr später erhielt er die Proscktnr am städtischen Krankcnbanse rechts der Isar in München. Hier wirkte er vier Jahre, um 1904 die Nachfolgerschaft des nnver» geglichen Weigert als Direktor der Senckenbergischen pathologischen Institutes zu Frankfurt a. M. zu übernehmen. Im Jahre 1906 wurde er znm Professor ernannt, einen bald darauf an ihn ergangenen Ruf als Ordiuarius nach Marburg lehnte er ab. Albrecht war ein scharfer Beobachter, ein sorgsamer Forscher nud zugleich ein Denker, bemüht, den Ursachen der von ihm beobachteten Erschei- nnngen »achzugeben. Er bat zahlreiche Beiträge zur normalen und pathologischen Zellenlehre geliefert. Mit Schmaus zusammen schrieb er über Karyorrhcxis. über Koagulatiousnckrosc, über die snukrionelle Struktur der Leberzelle. Er untersucht? die Struktur des Seeigeleics und prüfte vielfältig das normale und krankhafte Verhalten der Zellen, bis er zv eigenen Auffassungen kam, die er in den Veröffentlichungen „Nene Fragestellungen ,uc Pathologie der Zelle", „Beiträge zur Pathologie der Zelle", „Experimentelle Untersuchungen über die Kernmembran" „Uber di? Bedeutung nucleinvgencr Substanzen im Zelleulcvcn", „Die physikalische Organisation der Zelle" stets weiter entwickelte. Ein be- solideres Interesse wandte er auch dem Bau der roten Blutkörperchen zu, erwähnt seien hierfür „Die Hülle der roten Blutkörperchen, ihre physiologische und pathologische Bedcutiiiig" und „Neue Bei- träge zur Keniitilis der roten Blutkörperchen". Für die „Er- gcbniffe der Pathologie" von Lubarsch und Ostcrtag hatte »■ das ständige Referat über Pathologie der Zelle. Von Einzelbeobachtnnge» aus dem Gebiete der speziellen Pathologie veröffentlichte Albrecht eine Reihe Arbeite» über tuberkulöse Gewebsveränderungen, über Arteriosklerose, über die Wirkung von Gelatineinjektioiien, den größten Teil seiner Beobachtungen ließ er durch ieine Schüler veröffentliche». Am meiste» erregte» wohl sein Interesse Fragen der allgemeinen Biologie und Pathologie »nd der Entwickliingsmechanik, es seien an den bezüglichen Arbeiten hervorgehoben ^ „(siegen die Teleologie", „Darwinislnns von heute", „Vorfragen der Biologie", „Überwindung des Mechanismus in der Biologie", „Neuer Vitalismus" „Cellularpathologie" Seit Jahren wa, e>- bemüht, dem großen (sicveiiunis von dem Wese» der krankhaften Geschwülste näher zn kommen. 1902 erschien seine Arbeit über „die physiologische Funktion von Tumoren", es folgten „Nber Haematome".
„Prolesivmena zn einer physiologischen Theorie der Geschwülste", „Entwicklungsmechanische Fragen der Geschwulstlehre". Die meisten Arbeiten Albrechts sind niedergelegt in „Virchows Archiv", in den Sitzungsberichten der Münchener Morphologischen Gesellschaft, der Pathologischen Gesellschaft und der Deutschen anatomischen Gesellschaft, der ärztlichen Vereine von München und Frankfurt, vor allem aber in der von ihm seit 1904 yeransgegebenen „Franks. Zeitschr. f. Pathologie". Es ist noch fraglich, ob er seine umfassenden Forschungen über die Geschwulstlehre zu Ende geführt hat. Dieser gsi.tt noch fein letzter bedeutsamer Vortrag, den er am letzten Pfingstmontag auf dem Kongreß der Deutschen dermatologischen Gesellschaft zu Frankfurt a. M. gehalten hat. Mit größter Aufmerksamkeit folgteik die Zuhörer de» mir schlichter Bescheidenheit, aber ebensoviel Klarheit vorgetragenen Ansführungen des ukergroßen, hageren blassen Mannes mit dem stets gleichmäßig ernsten Gesicht. Geduldig beantwortete er nach dem Vortrage im kleinen Kreise zahlreiche Fragen und mit den Angen des Sehers deutete er uns die Richtlinien seiner weiteren Arbeiten an. Noch unter dm frischen Eindruck dieser geistvollen Anseinandcrsctzungen leien nr mit tiefer Ergriffenheit, daß der Tod so früh all diesen Planen ein Ende bereitet, den vortrefflichen Gelehrten und Menschen huuvegprafft hat.