Frankfurt a. M.

"KvTW

»«I-AlWl

M- Blatt 2

i)ie

instag. dp l4. AnriT

1908

Unser Zoologischer Garten.

(Svm Abschied deS wissenschaftlich«« Direktor - Prof. Dr. Adalbert Seitz.)

Nach löiährigcr Tätigkeit ist am 1. ds. Mts. der wissenschaftliche Direktor d«S Zoologischen Gartens, Professor Dr. Seitz, von seinem Amte zurückgetreten, um sich ganz seinen wissenschaftlichen Arbeiten widmen Nl können. Diese Gelegenheit gibt Veranlassung, einen Blick aui den gegenwärtigen stand des Frankfurter Zoologischen zu werfen und insbesondere das hervorzm beben, was in der Zeit der äußerst erfolgreichen Amts 'ührung des Genannte», die eine Periode des Auf­blühens bezeichnet, Neues geschaffen wurde. Entwickelte sich doch in diesen 15 Jahren der Zoologische Garten zu einem der ersten des Kontinents, seine Tiermmmlung weist nach der letzten Zählung vom 31. Dezember 190? weit über 8000 Exemplare auf und ist damit eine der größten der Welt. Bei allen Erweiterungen des Gartens wurde, daS sei an dieser Stelle gleich bemerkt, der Ge­danke verfolgt, daß nicht der Reichtum an prunkvollen Bauten, sondern ein möglichst vielseitiger Tierbestand das Wichtigste für unseren Zoologischen fei, was umso­mehr berechtigt ist, als die idyllische landschaftliche Schönheit unseres Gartens Prunkbauten überflüssig macht, ja sogar daS «ine durch das andere gestört werden würde. So konnten denn die Summen, die viele Gärten, welche geringeren Reiz der Landschaft aufzuweisen haben, für Gebäude verwenden, der Bcrgrötzerung und

a altung der Tiersammlunq zugute kommen, und so art es sich, daß unser Garten wohl über äußerst zweckmäßige smit geringen, veralteten Ansnahmen, deren Neu- oder Umbau für die nächste Zeit in Aussicht ge­stellt ist), gesunde Bauten verfügt, die sich wohl dem Ge­samtbild der Anlage harmonisch anpasfen, aber keinerlei ablenkenden Prunk auszuweisen haben.

Wir wollen bei Besprechung der Erweiterungen von der allgemeinen ständigen Hebung des Tierbestandes, die ja auch durch günstigere pekuniäre Verhältnisse ermög­licht war, abschen, ebenso wie von unzähligen zeitge­mäße» Verbesserungen an den verschiedensten Orten, und nur von den größeren tiergärtnerischen Dokumenten der verflossenen Äera, die uns aus einem Rundgange durch den Garten begegnen, reden. Da ist denn zunächst das Haus für kleine Säugetiere zu nennen, das iw Jahr« 1900 eröffnet wurde und sich seither auf das Beste bewahrt hat. Genau nach seinem Muster wurde ein den gleichen Zwecken dienender Bau vor wenigen Jahren im Neuyvrker Zoologischen Garten er- öffnet. Ein Verdienst schon des Vorgängers von Prof. Zeitz, Dr. Wilhelm Haacke, ist es, Spezial» sammlungen kleiner Säugetiere in die Zoologischen Gärten ringeführt zu habe». Vor Haacke. der mit primi-

tiven Mitteln im Frankfurter Garten in dieser Richa

.bahnbrechend wirkte, war dieser Zweig der Tiergärly, ganz vernachlässigt worden. Ter Haackcschc Gelte wurde durch seinen Nachfolger, der nach eigenen i> würfen das genannte Haus baute, erst recht verwirkt, und heute darf sich der Frankfurter Garten rich,, hier eine der größten Sammlungen kleiner Nagend die wohl überhaupt bis jetzt größten Galerien kl,r Beuteltiere und der zierlichen 'Schleichkatzen zu c- einen, auch das Katzen- und Mardergeschlecht istn diesem Hause gut vertreten. Das benachbarte Asfl- haus, das den Anforderungen nicht mehr entspt, sehen wir seit dem Jahre 1905 in außerordentlich zk- mößiger Weise umgestaltet und renoviert. Nie wärS früher hier möglich gewesen, so empfindliche Pygchl der Affenwelt, wie Löwenäffchen, Seibenäffcheu uftty.e längere Reihe von Jahren gesund zu erhalten undr >zur Fortpflanzung zu bringen' durch Anlage der sq. Gla^alerie nrd zweckmäßige Legung der Heizungsne ist für alle die zarteren und zartesten Affenarten e geeignete zugfreie und doch bestventilierte Unterlit geschaffen. Hier finden wir auch die äußerst reichhalc Sammlung der schönen Meerkatzen und die der H«. asfen, unter denen besonders der sehr seltene, recht hrj P l u m p l o x i auffällt. Im Mittelraum des iif» \ Hauses finden sich in geräumigen Käfigen die Mensch affen, hier wohntTrudi", die jetzt zirka neunjähr> Orang-Dame, undLizztz", das Gibbon-Weibchen sL» arm-Menschenaffej, letztere nun auch schon bas vie Jahr, ein bis jetzt einzig dastehender Haltungserst, denn nur zu kurz waren den sympathischen Gibbons: Tage in unseren Tiergärten bemessen, wo immer it auch ihre Haltung versuchte. Auch der modernen t» gärtnerischen Anforderung, den härteren Affenart Makaken und Pavianen jederzeit die Möglichkeit i geben, sich zum Heile ihrer Gesundheit im Freien v» gnügen zu können, wurde bei dem Umbau Rechnung - tragen durch Schaffung einer der Glasgalerie gegenüb» liegenden Reihe von Käfigen, die mit einer gleichen Ä zahl entsprechender Außengelasse durch Falulappl welche von den Affen selbst geöffnet werden, in Verb! düng stehen. Auch der innere und äußere Zentralkäs des Hauses, zur Zeit belebt durch eine muntere Me« katzenherde, korrechondieren miteinander. Die Ven> lationsverhältnisse sind im hiesigen Affenhaus seit de Umbau die allerbesten, die Klage über »chlechten Gern, der uns ja die meisten Affenhäuser so sehr verleidet, mi hier fast ganz verstummen.

Einen Schritt weiter scheu wir die von Prof. T Seitz im Jahre 1895 angelegte Hunde- un Hhänengalerie. Bei so beschränkten Raumverhä, nissen, wie sie leider in unserem Garten herrschen, ; es eine schwierige Aufgabe, die wilden Vertreter dj Hundegeschlechts, denen auch bei größter Reinlichke und täglich mehrmaliger Desinfektion ein äußerst wibo sicher, durchbringender Geruch anhaftet, geeignet unte> zubringen, umsomehr, als auch daS häufige Gehei allenthalben störend empfunden wird. Ist die Lage diest Galerie auch nicht ideal zu nennen, so ist es doch k zweckmäßigste, die man ihr geben konnte. Alle die Em^ findlichen, denen dieser notwendige Bestandteil eins

Tiergartens an der jetzigen Stelle ein Dorn km Auge! ist, möchten doch das bedenken. Ein großer Teil des ständigen Publikums aber zählt gerade unter den Be- wohnern dieser Anlage manchen guten Freund.

Unser altehrwürdiges Aquarium wird seit vier Jahren von dem Neubau des R e p t i l i e n h a u s es gekrönt, das seit der Zeit die größte Reptiliensammlung Deutsch- lands birgt und ein mächtiger Anziehungspunkt des Gartens geworden ist. Durch Einrichtung einer außer­ordentlich reichhaltigen Zierfischanlage wurde im Jahre 1907 der sich nichtig ausbreitenden Aauarien- llebhaberei Rechnung getragen. Neben dem bisherigen Reptilienhaus soll in diesem Jahre noch ein zweites, speziell für große Kriechtiere, eröffnet werden. Von hohem belehrenden Wert ist das von Haacke angelegte Haus für deutsche Vogel Auch hiermit ging Frankfurt voran und seinem Beispiel folgte eine ganze Anzahl zoologischer Gärten. Auch Haackes Nachfolger widmete den Sammlungen dieser Anlage das wärmste Interesse. Im Haus für exotische Vögel ist die Zweck­mäßigkeit der im Jahre 1900 angelegten dreifachen Käsiggalerie hervorzuheben. Diese wird, um von hinten aus ohne Störung für das Publikum bedient werden zu können, partienweise auf Schienen vorgeschoben: auf diese Art ist ein beträchtlicher Raum, der sonst durch einen Wärtergang eingenommen würde, dem Publikum gewonnen. Durch auswechselbare Glasplatten zwischen oen Käfigabteilungen ist größtmögliche Helligkeit erzielt

tarnt; zu »jenen iqjroamexer joqeguuy yuueu vtc nen Arten größeren Raum zur Verfügung. Nun zu einer der wichtigsten Schöpfungen des geschiebenen Direktors, vorbei an der von ihm vergrößerten Galerie für Nagetiere und am Dickhäuter- haus, dessen Sammlungen er wesentlich vermehrte, aum Jnsektenhaus, dem ersten auf deutschem Boden, das er im Jahre 1901, als Autorität auf entomv logischem Gebiete und vermöge seiner vortrefflichen, durch langjährige Reisen erworbenen Kenntnis aller Erdteile aufs beste und zweckmäßigste in Bezug auf Einrichtung und Besetzung auszustatten wußte und damit vorbildlich wurde. Zur Betriebszeit dieses Hauses, etwa während Mitte April bis Mitte Oktober, zieht auch dieses einen großen Interessenten- und Liebhaberkreis an. Doch auch der Laie lernt hier die teils prachtvollen, teils gro­tesken Formen besonders der tropischen Jnsektenwelt be- wundern und ihren Entwickelungsgang kennen und ver­stehen. Wieder ein erzieherisches Moment unseres Gartens von eminenter Wichtigkeit! Die benachbarte im Jahre 1903 geschaffene schöne Seelöwen»An­lag e mit ihren munteren originellen Bewohnern ist ein Hauptzugstück des Gartens geworden, das niemand mehr vermissen möchte. Doch zu weiteren Bauten der verflossenen DirektionSepoche! Seit dem Herbst des

E ahres 1907 erhebt sich an Stelle des alten primitiven irfchftalles ein schöner zweckmäßiger Neubau, der mit seinen 17 geräumigen Abteilen genügenden Raum für eine stattliche Artenzahl großer und kleiner Vertreter der Hirschfamilie bietet. Diese Sammlung soll im lausenden Jahre erweitert werden. Entsprechend der

bedeutenden Vermehrung deS Bestand«* ««'

Rindern wurde eine zweckmäßige Anlage dafür ge- schaffen. Hier sei aus das prächtige Wisentpaar, vaS der m den vberschlesischen Wäldern gehegten Herde der Fürsten von Pletz entstammt, hingewicsen. Reben dem Wisent sein gleichfalls aussterbender amerikanischer Vetter, der Bison, vertreten vurch mehrere schöne Exem­plare. In nächster Nachbarschaft der Rindergehege er- hebt sich der ick Jahre 1906 erstellte Rundbau des Känguruhhauses, das immer noch die größte Sammlung dieser australischen Charaktertier«, die je in einem zoologischen Garten zusammengebracht wurde, um­schließt. Tiefe Sammlung, die auch jetzt noch Arten enthält, die nur hier allein lebend ausgestellt sind, wie die schönen Antilopen-Känguruhs, ist von höchstem wissenschastlichen Wert und hat die Forscher von wett her angezogen. Das Haus konnte wegen des scheuen Wesens seiner Bewohner leider noch nicht dem großen Publikum zugänglich gemacht werden, doch ist bei nicht zu schlechter Witterung dem Besucher Gelegenheit ge­boten, diese interessanten Tiere in den Außengehegen beobachten zu können.

Unser Rundgang, der alle die zahlreichen Neuerungen und Verbesserungen berührte, die während der Amtszeit des geschiedenen wissenschastlichen Direktors geschaffen wurden, ist beendet und wir können nur noch wünschen, daß die neue Epoche sich ebenso erfolgreich für unseren Zoologischen Garten gestalten möge, wie die verflossene.

Professor Dr. Seitz, der an der Seite und mit Unterstützung des langjährigen Verwaltungs­direktors Goering so viel Ersprießliches für den Garten schaffen konnte, beabsichtigt, während der nächsten Jahre sein grundlegendes lepidopterologifches Werk, Die Äroßschmetter länge der Erde*, zu Ende zu führen. Die Fäden seiner Angehörigkeit zu unserem Zoologischen Garten sind indessen nicht völlig zerschnitten^ er wird, wenn auch nicht in offizieller Stellung, iein lebhaftes Interesse an der Weiterent- wickelung des Instituts auch fernerhin in beratender Weise betätigen. Es sei an dieser Stelle noch erwähnt, daß Professor Tr. Seitz sich vor seinem Direktions-

antritt nach mehrjährigen wissenschastlichen Reisen als ---

Schiffsarzt des Norddeutschen

während welcher er!

'w' U)l||VUVf)l VtV VW , .

reichlich Gelegenheit für zoologische Forschungen hatte, als Privatdozent für Zoologie in Gießen habilitierte und von dort nach unserem Garten berufen wurde. Sein Nachfolger ist der bisherige wissenschaftliche Direktions­assistent am Garten, Dr. Kurt P r i e m e l, der »ach einer Universitätsassistenten-Zeit seine tieräärtnerische Ausbildung hauptsächlich als Bolontir am hiesige«, st», wie am Berliner Zoologischen Garten erlangt hat.

Mädchen-Mäntel und Jackett* Backfisch-Paletots und Kleider

in allen Fagone, Stoffen and Preislagen. (1007*

üfaac Braunthal

Grösstes Special-Haos Frankfurts f. Dajnen-Konfaktton.