Täglichen Rundschau"

1639

Frankfurter Journal Gegr.

m»d Intelligenz-Blatt

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i Aum Toöe Ser Kaiserin.

Das Trauerzeremoniell bei öer Deisetzung.

Im Antikentempel im Park von Sanssouci schreiten die Vorbereitungsarbeiten für di« Deifetzungs- feberlichkeiten am kommen-den Dienstag unter Leitung des Ober» Hofbaurates Geyer rüstig vorwärts. Di« mit grauem Marmor bekleideten Wände des Tempels werden rundherum mit Blatt­pflanzen, Lorbeerbäumen und Palmen aus den ehemals königlichen Gärten verkleidet. Unterhalb des Kuppelansatzes werden zwölf große immergrüne Kränze mit schwarzen Florschleifen als Wandschmuck angebracht. Gegenüber der Eingangstür erhebt sich in der Nische an der Südseite ein schwarz verhangener Altar mit einem Kruzifix, über dem aus schwarzem Tuch ein Christus­bild hängt. Vor dem Altar ist ein mit schwarzem Tuch aus- gefchiagenes dreistufiges Podium aufge-baut worden. Die oberst« Stufe, di« mit einem mit Hermelin verbrämten lila Plüschteppich bekleidet ist, wird der Sarg ausnehmen. Auf der zweiten Stufe werden während der Trvuerfeierlichkeit di« vier Söhne der Kaiserin, die Prinzen Eitel Friedrich, Adalbert, August Wilhelm und Oskar von Preußen, zu Häupten und zu Füßen des Sarges die Ehrenwache halten. Zwischen ihnen werden an den beiden Längsseiten die Oberhöfmeisterin Gräfin Brockdorsf, die Palastdmnen Gräfin Gersdorss, Gräfin Rantzau, Gräfin Keller, die den Leichenzug von Holland noch Deutschland begleitet, und zwei weitere Damen des ehemaligen Hofstaates Aufstellung nehmen.

Vor dem Altäre wird Oberhofprediger v. o. Dry» ander, dem Hofprediger E>. Vogel und ein weiterer Geistlicher zur Seite stehen werden, die Einsegnung der Leiche vor­nehmen. Ferner werden an der Trauerfeierlichkeit zwölf Mit­glieder des Domchores Mitwirken.

Nach Schluß der Trauerzeremonie übernehmen ehemalige Offiziere des früheren Kürassier-Regiments Königin in Pasewalk und des früheren schleswig­holsteinischen Füsilier-Regiments Nr. 88, deren Chef die Kaiserin war, die Ehrenwache. Nachdem die Trauer­gäste den Tempel verlassen haben, werden die übrigen Teilnehmer an den Beisetzungsfeierlichkeiten, dieAbordnungenundVer- j eine an der offenen Tür des Raumes oorbei- defilieren. Mit Rücksicht auf den beschränkten Raum werden an der eigentlichen Trauerfeierlichkeit überhaupt nur etwa 40 bis j ! 50 Angehörige und Gäste teilnehmen können.

Für die zu erwartende Riesenanzahl von Kranzspenden sind in dem benachbarten Reuen Palais Räume bereit­gestellt worden. Nachdem die Trauerfeierlichkeit und das Vor- beidefilieren ihr Ende erreicht haben, werden die Kränze zu Füßen des Sarges niedergelegt werden. Während der Zeremonie wird über dem Sarge die gelbe Kaiserinnen-Standarte wehen, die während der Reisen der Verstorbenen auf den kaiser­lichen JachtenHohenzollern" und »Iduna" gehißt wurde. Diese Standarte ist zu der Beisetzung von ehemaligen Marineoffizieren übersandt worden. Auf ihrem weißem Flaggenschaft ist auf zwei breiten, silbernen Ringen folgende Widmung eingraoiert worden:

Die Flagge der Kaiserin. s

Ich habe Tage des Glückes gesehen, |

Sah Deutschlands Ruhm und Deutschlands Vergehen. ] In Tagen des Elends und Tagen der Schmach Folg' der seligen Herrin zur Ruhe ich nach.

Verbleiben will ich an dieser Statt,

Vis das Reich wieder Krone und Kaiser hat. j Herr Gott hitfl

i - Der unvergeßlichen Landesmutter

Di« ehemaligen Seeoffiziere der kaiserlichen Marine.

Für die lleberführ-ung der sterblichen Ueberrest« der Kaiserin vom Bahnhof Wildpark zum Antikentempel wird ein offener Leichenwagen, bespannt mit vier Trakehner Rappen aus den Beständen des ehemaligen kaiserlichen Marstalls bereitgestellt werden. Kaiserliche Dienerschaft in ihren alten Trauerlioreen werden den Wagen begleiten.

Der Sarg wird einstweilen in dem runden Bau des Antiken- tempels verbleiben. Der nach Süden vorspringende viereckige Anbau wird dann in eine Gruft umgewandeit werden. Infolge der schwierigen Bodenverhältnisse an diesem Platze ist es nicht möglich, unterirdische Baulichkeiten auszuführen. Vielmehr wird der Raum, der jetzt ein schmuckloses Gemach mit geweißten Wänden und drei vergitterten Fenstern darstellt, in ein eben­erdiges Gewölbe mit Oberlicht umgewandelt, das alle Gewähr gegen etwaige Einbrüche bieten wird. In diesem Gewölbe wird dann der Marmorsarkophag ausgestellt werden, in dem der Zinksorg mit den sterblichen Ueberresten der Kaiserin schließlich end- güliig beigefetzt wird. Nach Fertigstellung des Gewölbes und erfolgter Beisetzung soll dann auch der runde Vorraum einen würdigen Schmuck erhalten. Die Pläne für den gesamten Umbau, den Obcrhofdaurat Geyer leitet, werden demnächst dem Kaiser zur Genehmigung vorgelegt werden. Uebcr die Ausführung des M a r m o r s a r t o p h a g e s sind noch keine Bestimmungen getroffen worden. Das Grabgewölbe wird derart gebaut, daß auch der K aiser de rei^t d_o_r^-ßeine -Ruhestätte 'finden kann.

Aus Haus Doorn.

Amsterdam. 13. April. Wie aus Doorn gemeldet wird, ist die nach Maacn führende Allee mit Tannenbamnen ausgeschmückt worden. Auf ihr soll sich der Tvauerzuq zum Dahichof Maa-rn bewogen. Prinz Oskar ist im Haus Doorn eingetrofsen. ________.

Die Frantt. Nachrichten erscheinen morgen», tn Dro^Frankfnit morgens u. nachm, (auäl Montaast. SSerlaa n -ml

Dienstag, den 12. April 1921.

Nummer 183

Zum Heimgang der Kaiserin.

Die Beisetzungsfeierlichkeiten.

pr. Berlin, 11. April. (Von uns. Berl. Ned.f Dem Wunsche t,tt Entschlafenen entsprechend, soll die Beisetzung am kommenden Samstag in aller Stille in dem in der Nähe des Neuen Palais gelegenen antiken Tempel staltfinden. Die Trauerfeiet im Haus Doorn findet am Donnerstag statt. Daran schließt sich unmittelbar die Uebcrführung nach Station Wildpark bei Pots­dam und weiter nach dem Veisetzungsplatz an. Auf dem Wege dorthin werden die Potsdamer. Vereine Spalier bilden. Ober- hofprediger v. Dryanüer wird die Einsegnung vornehmen. Die Mitglieder des Königlichen Hauses werden, soweit sie in Deutschland weilen, zur Feier in Potsdam erwartet. Eine Reise der Prinzen und Prinzessinnen nach'Doorn ist vorläufig nicht in Aussicht genommen. Oberhofprediger Dryander begibt sich heute nach Doorn, um dem Kaiser in diesen schweren Tagen- zur Seite zu stehen. Bon amtlicher Sette wird darauf hingewiesen, daß über die Beisetzung der Kaiserin in Potsdam zwischen der preußischen Regierung und dem Oberhofmarschallamt alle Einzel­heilen seit langer Zeit vereinbart worden sind» die auch die Billigung des Hauses Doorn gefunden haben.

Die Trauerfeier in Doorn wird unter Leitung des Zeremo ntenmeisters nach dem Trauerzeremoniell ter preußischen König stattfinden. Die Trauerrede wirb ebenfalls v. Dryander Halter Er begleitet dir Leiche von Holland nach Potsdam. Am Sonnt» wird mit Erlaubnis der preußischenRegicrung ein GedächtniS gottesdienst in allen Kirchen Preußens stattfinde« Man erwartet, baß alle Enkel und Enkelkinder der Kaiserin au Grabe anwesend sei» werden, ebenso eine größere Anzahl^ anderer Fürstlichkeiten. Der Kaiser und Ser Kronprinz werden^ de» Sarg bis an die holländische Grenze begleiten.

Zur Teilnahme an der Trauerfeier werden besonbere An­sagen durch daS ehemalig« Oberhofmarschallamt erfolgen. Beab­sichtigte Kranzspenden für die verstorben« Kaiserin niurMt Schloßlnspektor Dallmmm, Neue- PalaiS, Potsdam, entgegen.

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Der Nation alverband Deutscher Offiziere widmet der Kaiserin folgenden Nachruf:Unsere unvergeßliche und heiß­geliebte Kaiserin und Königin Auguste Viktoria ist nach langem schweren Leiden heimgegangen. Tief erfüllt von Trauer nehmen wir Abschied von der edien Dulderin, die ihr rchnzcs Leben dem deutschen Volk, den Armen, Kranken, Verwundeten und Hinter­bliebenen gewidmet und sich dadurch in unser» Herzen ein Denk­mal gesetzt hat. das alle Zeiten überdauern wird. Tieferschüttert gedenken wir unseres schwergeprüfien Kaisers und Königs und des Königlichen Hauses. Gott möge mit seiner Gnade ihnen bei­stehen. Als Zeichen der Anteilnahme und zum Gedächtnis der Entschlafenen bitten wir unsere Mitglieder, auf die Dauer von vier Wochen Trauerabzeichcn anzulegen."

Die Deutschnationale Volkspartei veröffentlicht zum Tod der Kaiserin einen Aufruf, in dem es u. a. heißt: Wir gedenken der hohen Entschlafenen in der dankbaren Treue, die von jeher der edelste Charakterzug des Deutschen ist. Sie hat die Stunde der Befreiung nicht mehr erleben dürfen, aber ihr Geist lebt unter uns und soll unS Leitstern sein auf dem Wege, der auS dem Dunkel, der Gegenwart zu Preußen-Deutschlands Erneuerung führt. Die Partei weiß sich eins mit dem Empfinden und den Wünschen aller ihrer Mitglieder, wenn sie beschlossen hat, baß bis zum Tage der Beisetzung alle geselligen Veranstaltungen der Partei unterbleiben und bei politischen Versammlungen der Trauer Ausdruck gegeben wird. Ferner wird von den Partei­freunden erwartet, daß sie sich aller lauten Vergnügungen und F isrlichkciten enthalten und daß der Taq der Vetietzung möglichst überall im Lande durch Trauerfeiern zu begehe» ist.

Unsere unvergessliche und heissgeliebte Kaiserin and Königin

a

fsf nach langem, schwerem Leiden heimgegangen. Schmere- erfüllt und trauernd nehmen wir Abschied von der .edlen Dulderin, die ihr ganzes Leben dem Deutschen Volke, den Armen, Verwundeten und Hinterbliebenen gewidmet und Sich in unseren Herzen ein Denkmal gesetzt hat, dass alle Zeiten überdauern wird.

Tieferschüttert gedenken wir unseres schwergeprüften Kaisers und Königs und des ganzen König! Hauses, denen die aufopfernde Gattin, fürsorgende Mutter und Grossmufter entrissen wurde. Gott möge in seiner Gnade Ihnen besonders beistehen I Ais äusseres Zeichen unserer Anteilnahme und zum Ge­dächtnis der hohen Entschlafenen bitten wir unsere Mitglieder auf die Dauer von 4 Wochen Trauerabzeichen anzulegen.

Nationalverband Deutscher Offiziere.